Integration ist auch im Verein spannend
Autor: Jürgen Schmitt
Ebenhausen, Mittwoch, 11. November 2015
Der TSV Ebenhausen bekam 500 Euro von der Egidius-Braun-Stiftung für seine Willkommens-Kultur gegenüber Flüchtlingen.
Für Anton Anichenkov ist Normalität auch Luxus. 18 Spieler der SG Oerlenbach/Ebenhausen sind an diesem Dienstagabend beim Fußball-Training, und der Ukrainer ist selbstverständlich einer von ihnen. Seit 15 Monaten lebt der 28-Jährige mit seiner Frau und dem gemeinsamen, in Deutschland geborenen, Kind in der Gemeinschaftsunterkunft in Ebenhausen. Fußball hatte Anton Anichenkov schon in seiner Heimat gespielt, in der Stadt Kramatorsk. Ostukraine. Kriegsgebiet. Bomben. Tote und Verletzte. Der junge Mann mit Hochschulabschluss gehörte zu den Besserverdienern. Jetzt ist ein sicheres Leben der Luxus, der zählt.
Zweimal in der Woche nach der Arbeit mit Freunden wurde gekickt, jetzt erstmals im Verein. "Das war für mich kein Problem. Ich war immer sportlich. Ich rauche nicht und ich trinke fast nie Alkohol. Ich bin fit", sagt Anichenkov. Und das übrigens in sehr gutem Deutsch.
"Mit den Leuten hier habe ich nie Probleme gehabt. Da gab es noch nie dumme Sprüche", freut sich Anichenkov über viel Verständnis in seiner Umgebung. Neulich hat der junge Mann mit der feinen Technik fünf Tore in einem Spiel gemacht. Keine Einzelleistung, sondern im Teamwork mit den neuen Kollegen.
Jetzt bekam der TSV Ebenhausen 500 Euro für seine Bemühungen um Integration. "1:0 für ein Willkommen" heißt das Unterstützungsprogramm für Flüchtlinge, aufgelegt von der Egidius-Braun-Stiftung. Die nach dem DFB-Ehrenpräsidenten benannte Stiftung fördert hier Fußballvereine, die sich speziell für Flüchtlinge engagieren, beispielsweise Ideen zur Integration von Flüchtlingskindern entwickelt und konkrete Hilfsmaßnahmen ergriffen haben.