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Im Rhöner Wintersport geht es auch um Qualität


Autor: Jürgen Schmitt

Bischofsheim an der Rhön, Donnerstag, 24. Januar 2013

Der WSV Oberweißenbrunn und RWV Haselbach investieren viel, um den guten Ruf des Wintersports in der Rhön zu wahren. Einige Talente sind trotzdem nach Gersfeld gewechselt.
Gehört zu den Vorzeige-Sportlern des WSV Oberweißenbrunn: Kevin Back. Foto: privat


Wenn Ewald Simon in der Vergangenheit kramt, schwingt Stolz ebenso mit wie eine ordentliche Portion Melancholie. Der Vorsitzende des WSV Oberweißenbrunn erinnert sich natürlich noch an die Zeiten, als ein René Sommerfeldt und ein Andreas Schlütter für den Wintersportverein aus dem Bischofsheimer Stadtteil starteten. Jener René Sommerfeldt, der neben Axel Teichmann, Tobias Angerer und Jochen Behle zu den bekanntesten deutschen Skilangläufern gehört. Hochdekoriert. Der Oberwiesenthaler gewann als erster deutscher Skilangläufer in der Saison 2003/04 die Gesamtwertung des Skilanglauf-Weltcups. Von 1994 bis 2001 startete der Thüringer für den WSV Oberweißenbrunn. Qualität. Um die geht es Ewald Simon. Natürlich kann der 50-Jährige seinen fast 700 Vereinsmitgliedern ein umfangreiches Betätigungsfeld anbieten, das den Breitensport abdeckt.

Doch der Leistungsgedanke ist für den Vorsitzenden viel mehr als die Summe vorzeigbarer Ergebnisse. "Knowhow und Innovation müssen im Verein bleiben. Das ist die Herausforderung", sagt Ewald Simon, in jungen Jahren Deutscher Schüler- und Jugendmeister im Langlauf.

Langlauf unter Flutlicht

Seit einigen Tagen ist die Loipe im Ort von 18 bis 21 Uhr unter Flutlicht befahrbar. Ein immerhin knapp ein Kilometer langer Rundkurs - den steigenden Energiekosten zum Trotz. "Wir sind ein reiner Skisport-Verein, der auch aktiv ausbildet", begründet Simon Investitionen in Loipen und Pisten. Der Langlauf ist quasi die Parade-Disziplin im Verein. "Das ist schon immer die größte und erfolgreichste Truppe gewesen", sagt Simon. Die Brüder Thomas und Michael Schrenk, Marc Jeschke oder der ehemalige ukrainische Biathlet Andrej Wegmann sind die erfahrenen Stars der Rhöner Langlauf-Szene, die dem Nachwuchs als Vorbild dienen. Obwohl einige Mitglieder aus der Leistungsgruppe abgewandert sind zur SKG Gersfeld und zum TSV Poppenhausen/Rhön, ist die von Simon eingeforderte Qualität im Verein weiter präsent. Wie zum Beispiel in Person von Bayern kader-Mitglied Alexander Eckert, der unlängst beim international besetzten Continental-Cup in Oberwiesenthal auf Platz 16 hervorragend abschnitt und beim Deutschland-Pokal an gleicher Stelle im Sprint Platz 13 und im Einzelrennen Platz neun belegtge. Ricarda Eckert, die ältere Schwester, wurde im Vorjahr Bayerische Meisterin im Teamsprint. Zu den Talenten im Verein gehören auch Manuel Schrenk und Penelope Schrenk sowie die Bad Neustädterin Felizia Büttner.

Kevin Back dominiert die alpine Szene

Auf dem alpinen Sektor ist Kevin Back der Top-Sportler im WSV. Zu den größten Erfolgen des 15-Jährigen gehört der Gewinn der Nordbayerischen Meisterschaft. Aktuell trainieren zehn Kinder unter der Leitung von Bettina und Stefan Back am Arnsberg, um mittelfristig ebenfalls an Wettkämpfen teilnehmen zu können. Auch der Nachbarverein RWV Haselbach musste begabte Sportler aufgeben, die ins Hessische auf die Rhönschule Gersfeld wechselten, wo an Hauptschule, Realschule und Gymnasium der Wintersport besonders gefördert wird. "Zudem ist der Fußball nach wie vor eine Konkurrenz zum Wintersport. Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, Nachwuchs zu finden", sagt RWV-Sportwart Manfred Reder. 370 Mitglieder hat der RWV Haselbach, aber wenig aktive Wettkämpfer. Auch hier bemüht sich der Verein intensiv, um an Erfolge eines Stefan Seiffert, Thomas Möller, Julian Reder oder Sebastian Rothaug anknüpfen zu können.

Die Zusammenarbeit funktioniert

Besonders eng ist die Zusammenarbeit der beiden Bischofsheimer Stadtteile im Skisprung, wo die Oberweißenbrunner Franz Eisenmann und Laura Kemmerzell sowie diverse Haselbacher unter dem Thüringer Trainer Andre Eichel das Fliegen lernen. Vor exakt 60 Jahren wurde die "Große Kreuzbergschanze" eingeweiht. Sieger des Eröffnungs-Springens mit Weiten von 66 und 61 Metern war im Januar 1953 der spätere Bundestrainer Ewald Roscher. Qualität. Der Wintersport in der Rhön braucht sie dringend.

Termine

27. Januar Am Sonntag richtet der WSV Oberweißenbrunn gemeinsam mit dem RWV Haselbach auf der Nachtloipe hinter der Kirche in Oberweißenbrunn ab 14 Uhr die Vereinsmeisterschaften (vereins-/verbandsoffen) im Freien Stil aus. Treffpunkt ist um 13 Uhr.

3. Februar Rhön-Pokal des WSV Oberweißenbrunn. Bei ausreichend Schnee kann mit Spur im klassischen Stil gefahren werden. Ansonsten wird die Veranstaltung im Freien Stil (Skaten) durchgeführt.

8. - 10. Februar
Kinderskikurs des WSV Oberweißenbrunn auf dem Arnsberg.

16./17. Februar
An diesem Wochenende richtet der WSV Oberweißenbrunn gemeinsam mit dem RWV Haselbach am Arnsberg die alpinen Vereinsmeisterschaften (Samstag) und die alpinen Kinder- und Jugendrennen um den Arnsberg-Pokal (Sonntag) aus. Alternativ wird am Kreuzberg gefahren.

20. Februar
Nachtskisprint des RWV Haselbach auf der Loipe "Geldtasche" unterhalb des Kreuzbergs.

8. September Matten-Skispringen auf den Kreuzberg-Schanzen um den Kloster-Kreuzberg-Pokal.

Geplant Der Nachtskisprint des WSV Oberweißenbrunn musste aufgrund des fehlenden Schnees ebenso abgesagt werden wie die alpinen Vereinsmeisterschaften des RWV Haselbach. Beide Veranstaltungen werden je nach Wetter- und Terminlage kurzfristig nachgeholt.