Hubert Wehner hält den Ball flach - was sich ändern kann
Autor: Jürgen Schmitt
Platz, Freitag, 11. Sept. 2015
Wer den B-Klassen-Fußball müde belächelt, braucht am Sonntag erst gar nicht nach Platz zu kommen. Vom Spiel der SG Stralsbach/Geroda/Oehrberg gegen die SG Hassenbach dürfen sich die Fans einiges erwarten.
Reichlich oft war Hubert Wehner schon Meister. "Sieben oder acht Mal", sagt der 56-Jährige im Gespräch. Und kommt doch fast bescheiden daher. "Gerne vier oder fünf Plätze besser als in der Vorsaison", gibt der neue Trainer der SG Stralsbach/Geroda/Oehrberg als Zielsetzung an - nach dem drittletzten Platz zuletzt. Und das nach diesem brachial guten Saisonstart mit drei Siegen in drei Spielen. Als Laufkundschaft kam die Gegnerschaft aus Langenleiten, Detter-Weißenbach und vom TSV Wollbach II auch nicht daher. Vor allem das Duell mit dem Ex-Verein hatte den Premicher staunen lassen. "Gegen Wollbach haben die Jungs die Vorgaben zu hundert Prozent umgesetzt. Da hat sich die harte Vorbereitung schon ausgezahlt."
Maximal 18 Spieler stehen im Kader. Nicht viel. Aber genug, wenn alle mitziehen. "Ich habe beim ersten Treffen schon gemerkt, dass die Mannschaft will.
Mehr Qualität
Neben Benedikt Theimer wechselte dessen Vater Dietmar zur SG als Torwart- und Co-Trainer - ein Modell, das bereits in Wollbach funktioniert hatte. Für neue Qualität im Team sorgen weitere Neuzugänge. Wie Standard-Spezialist Tim Weiß, der von der DJK Schondra kam und von dessem feinen Füßchen insbesondere Oliver Selner in vorderster Front profitiert, oder die Kohl-Brüder Johannes und Matthias vom Seifertshof nahe Geroda.Drei Vereine. Vier Ortschaften. Und keiner soll sich übergangen fühlen. Machbar. Sagt Steffen Schneider. Über die Jahre bewährt habe sich schließlich die Kooperation zwischen dem SV Markt Geroda und der DJK Stralsbach. "Wir versuchen immer fair miteinander umzugehen. Und es gab noch nie böses Blut unter den Vereinen", sagt der 33-Jährige. Und sieht die Erweiterung dieser Partnerschaft durchweg positiv. "Mit der DJK Oehrberg gelingt uns der Lückenschluss, weil wir im Nachwuchsbereich bereits gemeinsame Sache machen und dort auch gut aufgestellt sind", sagt der Abteilungsleiter im SV Geroda. Hauptverantwortlich in organisatorischer Hinsicht ist der Stralsbacher Timo Schlereth. "Wir sprechen alles untereinander ab. Das funktioniert", sagt Schneider, der mitunter selbst noch die Fußballschuhe anzieht "als eiserne Reserve". Gespielt wird mal in Platz, mal in Stralsbach oder Oehrberg. Und zwar möglichst zu gleichen Teilen. "Da geht es nicht darum, woher wieviele Spieler kommen. Das ändert sich doch sowieso jedes Jahr. Es soll sich eben keiner benachteiligt fühlen." Die Gefahr, dass sich höherklassigere Vereine "bedienen" könnten bei der SG sieht Schneider nur bedingt. "Das gehört zum Geschäft. Aber wir haben eine prima Kameradschaft. Und wenn es Spaß macht, ist das das beste Argument zum Bleiben."
Dass das Spiel gegen die SG Hassenbach kein gewöhnliches ist, liegt nicht allein an der geografischen Nähe. Von den Oehrbergern muss in diesem Zusammenhang erzählt werden, die ja lange Zeit an der Seite der Hassenbacher aufgelaufen sind. "Das waren insgesamt elf erfolgreiche Jahre", erinnert sich Egon Kessler. Auch in der Saison 2014/2015 bestand die Partnerschaft. "Aber halt nur auf dem Papier, weil da kein einziger Oehrberger mehr dabei war", sagt der 55-Jährige, der als Abteilungsleiter der DJK Oehrberg jetzt wieder mehr zu tun hat - und sich darüber freut. Weil es eben wieder aktiv kickende Jungs aus dem 440-Seelen-Ortschaft gibt mit Benni Theimer oder den zugezogenen Alexander Schleicher und Mirco Bayer. Zwölf Jahre war Egon Kessler Jugendtrainer, kennt aus dieser Zeit viele der aktuellen Spieler. Und als die Anfrage aus Geroda eintraf hinsichtlich eines "Trikot-Wechsels", kam von der DJK recht schnell der nach oben gerichtete Daumen.
Nachvollziehbare Gründe
Sauer ist Oliver Hofmann deswegen nicht. Weil es eben nachvollziehbare Gründe sind für den Coach der SG Hassenbach. Auch der muss nach vorne schauen, will sich nicht aufhalten mit dem Blick zurück, der kein schöner wäre. Quasi vom Spielbetrieb ausgeschlossen wurden die Fußballer aus Hassenbach, Reith und Oberthulba nach mehrmaliger Absage eines Spiels. Regelgerecht, und trotzdem bitter natürlich.
Die Zeit hatten Hofmann und sein Mitstreiter Jörg Bohnsack gut genutzt, um neue Spieler an Land zu ziehen. Gebürtige Hassenbacher wie Michael Römmelt und Philipp Henz kamen zurück, neue Spieler dazu. In Hassenbach engagieren sich viele junge Fußballer sogar in der erweiterten Vorstandschaft, wollen die Zukunft aktiv mitgestalten. "Wenn alle da sind, ist in der ersten Elf keiner über 30 Jahre alt", sagt der 36-Jährige, der sich selbst im Standby-Modus sieht nach einer langen Karriere mit Stationen in Hassenbach, Reith, Hammelburg und Thulba, ehe sich für den gebürtigen Reither der Kreis schloss mit der Rückkehr zur SG Hassenbach. Wie beim Sonntags-Gegner wird dezentral gespielt, also in allen beteiligten Ortschaften, wobei die SGH immer das Vorspiel des Kreisklassisten TSV Oberthulba bestreitet.
Nur in Schwärzelbach rollt der Ball nicht, weil der FC Alemannia aktuell keinen aktiven Spieler stellt.
"Es muss ja weitergehen"
Der Saisonstart war ernüchternd mit den zwei Niederlagen gegen Detter-Weißenbach (0:4) und Langenleiten (2:3). Urlaub und Verletzte nennt Oli Hofmann als Ursachen. Und natürlich den tragischen Unfall-Tod von Christoph Kessler. Damit hatten einige Spieler arg zu kämpfen. Aber es muss ja weitergehen", sinniert Hofmann, der einen Platz unter den ersten Sechs anpeilt und am Sonntag "ein enges und kampfbetontes Spiel" erwartet.Sieben Saisonsiege hat die SG Stralsbach in der vergangenen Punkterunde eingefahren. Sollten die Gastgeber gewinnen, wären es schon vier. Die Tabellenführung gäbe es womöglich obendrauf. Hubert Wehner wird von seiner Zielvorgabe offiziell nicht abrücken. Wird den Ball flach halten. Im eigenen Kämmerlein wird womöglich von mehr geträumt.
So tippt die Prominenz
Jürgen Schütz (Vorsitzender DJK Oehrberg und bekennender Borussia-Dortmund-Fan): Ich tippe einen klaren Sieg für unsere Spielgemeinschaft. Die Jungs haben sich gut zusammengefunden udn es herrscht Harmonie in der Truppe. Was ich bislang gesehen habe, stellt mich sehr zufrieden.Manfred Selner (Vorsitzender SV Geroda): Ich vermute, das gibt eine enge Kiste. Wir sind aber gut drauf und daher sage ich: 3:2 für uns.
Rita Straub (Die Stralsbacherin wäscht seit Jahren die SG-Trikots): Aus dem Bauch heraus tippe ich 3:0 für unsere Mannschaft. Ich kenne doch die Hassenbacher nicht, daher kann ich das nur schwer einschätzen.
Michael Schmitt (49-jährige Geheimwaffe der SG Hassenbach): Ich bin Optimist - 3:2 für Hassenbach.
Dominik Metz (Kapitän SG Hassenbach): 2:1 für Hassenbach. Wir werden im Derby unsere Chancen besser nutzen als dies zuletzt der Fall war.