Harun Tucovic trainiert die SG Garitz/Nüdlingen
Autor: Jürgen Schmitt
Nüdlingen, Freitag, 13. Sept. 2013
Der neue Trainer der SG Garitz/Nüdlingen, Harun Tucovic , war Jugendnationalspieler und will die Philosophie der jugoslawischen Handball-Schule lehren. Saisonstart ist am Samstag (20 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Regensburg.
Jugoslawische Handball-Schule. Ein Qualitäts-Merkmal. Und ein neuer Ansporn für die Spielerinnen der SG Garitz/Nüdlingen, die mit Beginn der Vorbereitung bei Harun Tucovic in die Lehre gehen. "Der Fokus dieser Schule liegt schwerpunktmäßig im taktischen und technischen Bereich. Es gilt, im Angriff gegen jede Abwehr flexibel zu sein und das eigene Defensiv-System auf die Stärken des Gegners abzustimmen", erklärt der 45-Jährige. Wohl wissend, dass diese Ausbildung nicht im Schnelldurchlauf funktioniert. "Diese Philosophie ist ein Prozess, der seine Zeit braucht sowie viel Disziplin, Geduld und gegenseitiges Vertrauen." Der zweifache Familienvater spricht von einer Politik der kleinen Schritte, von einer Basis, die aufgebaut werden muss.
Und von einem Weg, dessen Ende nie absehbar ist. "Wir müssen hoffen, dass der Kader zusammen bleibt, das Umfeld gut funktioniert und die notwendigen Strukturen im Verein sowie eine qualitativ gute und dauerhafte Jugendarbeit vorhanden sind. Es braucht Kontinuität und Qualität, um dauerhaft nach oben zu kommen." Harun Tucovic hat in jedem Fall ein eingespieltes Team. Lediglich Carmen Mantel steht nach ihrem Karriere-Ende nicht mehr zur Verfügung, aus der eigenen Jugend sind Anna-Lena Paech und Theresa Kleinhenz in den Landesliga-Kader nachgrückt.
Der Maschinenbau-Ingenieur bei "ZF" in Schweinfurt hatte als Elfjähriger erstmals Kontakt zur kleinen Lederkugel und brachte es im damaligen Jugoslawien bis zum Jugendnationalspieler, spielte aktiv in der Zweiten Liga für RK Velez Mostar. Der Umzug nach Deutschland in den 90er Jahren und das Studium in Köln bedeuteten eine längere Handballpause, ehe der Bosnier in der Saison 2001/2002 mit dem FC 05 Schweinfurt als Spieler in die Bezirksoberliga aufstieg. Weil Hans Wenzke früh seinen Abschied vom Traineramt angekündigt hatte, gab es bereits im Februar erste Gespräche mit den Verantwortlichen der beiden Trägervereine.
"Nach Saisonende habe ich dann zugesagt. Und ich möchte mich ausdrücklich für das entgegengebrachte Vertrauen und die vielfältige Unterstützung bedanken", sagt der 45-Jährige, der davor acht Jahre das Herren-Team des MHV Schweinfurt trainiert hatte. Und längst weiß, wie eine Frauenmannschaft zu führen ist. "Bei den Männern ist die Kommunikation untereinander wesentlich direkter. Bei den Damen ist es dagegen sehr wichtig, die richtige Wortwahl zu treffen."
Bis zu vier Einheiten pro Woche hatte Tucovic in der Vorbereitung angesetzt. Keineswegs nur in der Halle. Das handballerische Programm samt Trainingslager in Nüdlingen wurde ergänzt mit Leichtathletik, Jogging und Spinning. Und natürlich Spielen. Getestet wurde gegen Pleichach, Etwashausen, Bergtheim und Volkach. In Kempten wurde vor Kurzem ein Turnier gewonnen. "Es hat sich schon einiges geändert. In der Abwehr wie im Angriff", sagt Sabrina Kleinhenz. Neue Impulse, die das Team vielleicht auch gebraucht hat nach dem Abstieg aus der Bayernliga.
"Wir wollen gewinnen. Wir müssen aber nicht", sieht die Rückraum-Spielerin Druck von der Mannschaft genommen. Druck, der das Team im Abstiegskampf doch gelähmt hatte. "Wir werden versuchen, in anderen Dimensionen zu denken, positives Selbstvertrauen zu entwickeln. Wir brauchen viel mehr Glauben an die eigene Stärke, um wieder Siege einzufahren und werden parallel versuchen, uns in allen Segmenten des Spiels zu verbessern", erzählt der Handball-Fachmann mit Trainerschein.
Zum Saisonauftakt heute gegen Regensburg müssen die SG-Damen in der Schlossberghalle auf Natascha Will, Theresa Kleinhenz und wohl bis November auf Manuela Schäfer verzichten, während Anna Kleinhenz und Karin Wehner nach mehrwöchigen Verletzungspausen zumindest wieder ins Training eingestiegen sind. "Wir werden alles geben, um die ersten Punkte einzufahren. Dazu braucht es aber auch die Unterstützung von den Rängen", sagt Tucovic, für den die Ehrlichkeit eine unverzichtbare Qualität bedeutet. "Unabhängig von den äußeren Umständen gilt es, Charakterstärke zu zeigen, immer an sich zu glauben und nie aufzugeben."
Trainerteam Harun Tucovic (Trainer), Tanja Sadowski (sportliche Leiterin), Christiana Schlotter (Betreuerin).
Kader Tor: Stephanie Piske, Pia Kunzmann; Rückraum: Lisa Wenzke, Sabrina Kleinhenz, Natascha Will, Julia Albert, Karin Wehner, Franziska Thomas; Außen: Carolin Annon, Nina Barnickel, Verena Metz, Anna Kleinhenz, Anna Zimmer, Theresa Kleinhenz, Claudia Pfleger; Nina Barnickel, Kreis: Manuela Schäfer, Anna-Lena Paech.
Landesliga Nach dem Abstieg aus der Bayernliga spielen die SG-Damen wieder in der Landesliga Nord mit insgesamt 14 Teams. Das unterfränkische Trio in dieser Liga komplettieren die HSG Pleichach sowie die SG-DJK Rimpar.