Für Christian Pampel hätte es Handschellen gebraucht
Autor: Jürgen Schmitt
Hammelburg, Sonntag, 01. Dezember 2019
Die Qualitäten des ehemaligen Nationalspielers setzen Hammelburg schachmatt. Am Sonntag gelingt beim Schlusslicht ein knapper Sieg.
Hammelburg Volleys - TSV Mimmenhausen 0:3 (22:25, 18:25, 24:26).
Eine Tatort-Länge war's in der Saaletalhalle, aber kein Krimi. Etwas mehr Spannung hätten sich die Fans in den 90 Minuten jedenfalls gewünscht. Die fehlte, weil der "Täter" schnell überführt war. In Person von Christian Pampel nämlich, der sich allen Hammelburger Festnahme-Versuchen erfolgreich widersetzte. Handschellen hätte es gebraucht, um den 202-fachen Ex-Nationalspieler unter Kontrolle zu bekommen. Der 40-Jährige wurde vollkommen zu Recht zum Gold-MVP gewählt unter dem gewohnt fairen Applaus des Publikums, das zu Beginn des Spiels erwartungsfroh sein durfte ob des guten Starts der Volleys mit prima Angriffsaktionen.
Aber die Truppe vom Bodensee blieb gelassen und spielte ihren Stiefel blitzsauber herunter, mit mannschaftlicher Geschlossenheit und einer extrem niedrigen Fehlerquote. Aus einem 3:5-Rückstand machten die Gäste eine 11:7- und 16:11-Führung, auf die die Hammelburger nur partiell eine Antwort hatten. Eine Initialzündung hätte der irre Hecht-Lob von Luca Dierks zum 16:18 sein können, aber sobald der Ausgleich in Reichweite war, streuten die Saalestädter in verhängnisvoller Zuverlässigkeit Fehler ein mit schwachen Angriffsbällen und einer Reihe von verschlagenen Angaben. "Wir haben anfangs kaum Fehler gemacht. Das bringt unheimlich viel Druck auf den Gegner, wenn der keine einfachen Punkte machen kann. Im letzten Satz haben wir uns zwei, drei Fehler in der Mitte erlaubt, prompt war es wieder eng", analysierte Pampel.
Chronisch weite Streuung
Die weite Streuung im Hammelburger Spiel wurde im zweiten Satz mitunter chronisch. Was dazu führte, dass der Funke eher selten aufs eigentlich gut gestimmte Publikum übersprang. Der Monsterblock von Kapitän Oscar Benner inklusive Urschrei hätte einen Funkenflug entfachen können, aber Glaube und Selbstvertrauen waren an diesem Abend kaum abzulesen aus den Gesichtern des Heimteams. Der (angedeutete) Biss in den Ball von Moritz Zeitler war Bildsprache genug, um den Verlauf des Satzes zu beschreiben.
"Unsere Annahme war stabiler als zuletzt gegen Freiburg. Und die Angaben-Fehler wurden weniger, als wir mehr Float-Aufschläge eingestreut haben. Das Manko war diesmal der Angriff", konstatierte Hammelburgs Trainer Cornel Closca, der auf der Zuspiel-Position dem jungen Hannes Krochmann den Vorzug vor Routinier Laurentiu Vinatoru gegeben hatte, nicht zuletzt aufgrund der guten Trainingseindrücke. "Seine Leistung war gut, aber als Mannschaft haben wir nicht unsere gewohnte Leistung abrufen können", so Closca.
Weil mit Christian Pampel "Mr. Zuverlässig" weiter ablieferte, wurde es zunächst wieder nichts mit einer Hammelburger Führung. Aber das Match sollte noch seine dramatischen Momente haben, als ausgerechnete der Gästetrainer menschelte, sich eine kleine Schwächephase leistete. Tolle Punkte von Luca Dierks, Nils Rehmeier, Moritz Rauber und Oscar Benner machten nicht nur Fehler wett, sondern sorgten endlich für eine Führung - sowie einen Satzball (24:23). Pures Pech, dass der Angriffsball von Oscar Benner um Zentimeter das Spielfeld verfehlte. Zwei Punkte später bejubelten die Baden-Württemberger ihr Happyend im Unterfränkischen. "Manchmal läuft es einfach, erklären kann man das nicht. Vom Kopf her war es ein angenehmes Spiel für uns, weil wir nicht der Favorit waren. Wir sind nie von unserem Plan abgewichen, haben nicht mehr gemacht, als wir im Training einüben. Und Hammelburg war heute sicher nicht an seinem Maximum", bilanzierte Pampel, der nach dem knappen Klassenerhalt im Zweitliga-Premierenjahr als Saisonziel 38 Punkte ausgegeben hat, "mit denen man sicher in dieser sehr ausgeglichenen Liga bleiben sollte."
Die Lockerheit der Bodensee-Truppe hätten sich die Hammelburger allemal erlauben können nach dem tollem Saisonstart, an dem die Niederlage der Vorwoche nichts ändert. "Die Jungs haben sich aber zu viel Druck selbst gemacht", wusste Closca. Ein ungelöster Fall für Oscar und die Detektive. Fortsetzung folgt.