Früher Kicker, heute Kegler: Die besondere Geschichte der Sportfreunde Althausen
Autor: Rebecca Vogt
Althausen, Mittwoch, 11. August 2021
Die Sportfreunde Althausen können auf eine ganz besondere Vereinsgeschichte zurückblicken. Angefangen hat alles mit König Fußball, doch der hat inzwischen zu Gunsten eines anderen abgedankt.
Während früher bei den Sportfreunden Althausen Tore fielen, sind es heute Kegel. Der aktuell 101 Mitglieder starke Verein hat seit seiner Gründung im Jahr 1977 eine bewegte Geschichte hinter sich. Begonnen hatten die Sportfreunde als Fußballverein. Die ehemaligen Spieler - Hans Gadamer, Oswald und Otto Seit - erinnern sich noch gut daran, wie alles begann. Damals spielten die Althäuser jedes Jahr gegen drei Nachbarorte ein Turnier aus, welches sich "Die kleinen Vier" nannte.
In einem alten Fotoalbum, das der Vereinsvorsitzende Bruno Herf zur Hand hat, ist dabei unter anderem der Pokalsieg der Althäuser aus dem Jahr 1976 in Münnerstadt vermerkt, die siegreiche Elf auf einem Foto verewigt. Das Turnier gab den Impuls zur Vereinsgründung, wie der frühere Kassier Gadamer berichtet. "Die sportbegeisterten Jugendlichen von Althausen regten die Gründung eines Vereins an, zur Förderung des Sports und der Geselligkeit", heißt es dazu auch im Vereinsalbum der Sportfreunde. 13 Personen sind dort als Gründungsmitglieder gelistet, darunter Hans Gadamer und Otto Seit.
Ein 0:9 gegen den 1. FC Schweinfurt 05 blieb besonders in Erinnerung
In einem ehemaligen Raiffeisenlager entstand in den Folgejahren das Vereinsheim der Sportfreunde, berichtet Gadamer. Möglich war dies, weil viele in Eigenleistung mitanpackten, erinnern sich die Vereinsmitglieder. Das fußballerische Highlight indes war ein Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Schweinfurt 05 zum zehnjährigen Bestehen der Sportfreunde. Mit 0:9 verlor der damalige C-Klassist gegen die Schweinfurter, die unter Trainer Werner Lorant Ende der 1980er-Jahre in die 2. Bundesliga aufstiegen. "Der Ehrentreffer blieb uns verwehrt", erinnert sich Otto Seit und fügt zur Erklärung an: "Wir haben einen Elfmeter verschossen."
Doch, wie viele andere kleine Vereine auch, merkten die Sportfreunde mit den Jahren, dass in der Jugend nach und nach der Nachwuchs fehlte. Er habe irgendwann öfter den Rasen gemäht als darauf Fußball gespielt, sagt der 2. Vorsitzende Oswald Seit mit einem Augenzwinkern. Ehe die Althäuser mit großem Bedauern ihren Fußballbetrieb schließlich im Jahr 1997 komplett einstellen mussten, hatten sich die Vereinsaktiven aber bereits Gedanken gemacht und eine Alternative gefunden.
Eine Tennisanlage oder eine Kegelbahn standen dabei zunächst als mögliche Optionen im Raum. Doch die beiden damaligen Vorsitzenden ließen sich partout nicht überzeugen, wie Gadamer berichtet. Als der damalige Kassier erfuhr, dass er rein rechtlich durch seine Unterschrift den Grundstein für das Vereinskegeln und die dafür benötigte Kegelbahn legen konnte, tat er dies. Nicht völlig im Alleingang, aber zumindest gegen den Willen der beiden Vorsitzenden. "Ich habe da schon schlaflose Nächte gehabt", erinnert sich Gadamer heute mit einem Schmunzeln.
Die Kegelbahn erwies sich als Glücksgriff für die Sportfreunde Althausen
Auch den Bau der Kegelbahn stemmten die Sportfreunde in Eigenleistung. Im damaligen Zeitungsbericht zur Einweihung 1988 - ebenfalls fein säuberlich in einem Album abgeheftet - wird die Initiative der Vereinsmitglieder gelobt. Diese hatten dem Bericht nach "die 170 000 Mark teure Bahn in weniger als fünf Monaten mit 4000 selbst geleisteten Arbeitsstunden fertiggestellt". Der damalige Sportreferent Karl Scharf und der damalige Bürgermeister Ferdinand Betzer ließen die ersten Kugeln über die neue Kegelbahn rollen.
Die Entscheidung für das Kegeln und die Kegelbahn erwies sich im Nachhinein als "Glücksgriff", wie die Vereinsmitglieder heute sagen. Das Vereinsheim samt Kegelbahn halte alles zusammen und das Vereinsleben aufrecht. Und während sich auf dem ehemaligen Fußballplatz inzwischen das Grün seinen Weg bahnt, blitzt die Kegelbahn beinahe wie neu.