Freundschaft kommt für Roman Nikitin erst nach dem Spiel
Autor: Pia Ilchmann
Bad Kissingen, Donnerstag, 19. Januar 2017
Die Kissinger Wölfe empfangen die Mighty Dogs zum Derby. Roman Nikitin kennt noch viele Schweinfurter, doch auf dem Eis sieht er sie als Konkurrenz.
EC Kissinger Wölfe - ERV Schweinfurt (Sonntag, 18 Uhr)
Auch die Mighty Dogs sind schlagbar. Das bewiesen die Isar Rats vom EV Dingolfing vergangenes Wochenende, als sie mit 4:2 gegen die Schweinfurter gewannen. Das gibt auch Michael Rosin Hoffnung: "Ich will das Derby gewinnen", gibt der Vorsitzende der Kissinger Wölfe das Ziel aus. Aber er weiß: "Das wird eine knappe Kiste. Die Mighty Dogs haben einen großen Kader und das kostet uns viel Kraft. Ich will es nicht aufs Penaltyschießen ankommen lassen." Aber egal, wie es ausgeht - Rosin will auf keinen Fall Ausschreitungen seiner oder der Schweinfurter Fans. "Ich will das gleiche freundschaftliche Verhalten wie bei den vergangenen Aufeinandertreffen", lobt er die Anhänger beider Seiten. Trotzdem sagt er auch: "Wir rechnen mit einer höheren Zuschauerzahl, deshalb haben wir zum Beispiel zwei Kassen am Sonntag, sodass die Kissinger Fans auf der einen Seite der Halle hineingelangen und die Schweinfurter auf der anderen." Ziel sei es, schon vorher möglichen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen.
Nicht nur vom Ergebnis her wird das Spiel gegen den ERV interessant sein. Für Michael Rosin ist es auch ein Schlüsselspiel, um zu sehen, ob sich die bisherigen Spieler-Investitionen gelohnt haben.
Mighty Dogs mit Problemen
"Schweinfurt hat mit seinem Torwart große Vorteile, allen Mannschaften gegenüber", erklärt Trainer Mikhail Nemirovsky. "Wir müssen versuchen, hässliche Tore zu machen, mehr Druck auf den Torwart aufzubauen, mehr Pucks zum Tor zu bringen." Ob seine Spieler das umsetzen können, wird sich zeigen. Nemo weiß um die Schwere der Aufgabe. Doch auch die Schweinfurter sind im Moment nicht in allerbester Besetzung. Zum einen müssen die Mighty Dogs bereits am Freitag Abend beim TSV Farchant antreten. Das Duell mit dem Tabellenletzten ist wohl vor allem deshalb unangenehm, weil es eine weite Fahrt und eine späte Anfangszeit (21 Uhr) beinhaltet. Und weil die Schweinfurter dort nach der Niederlage gegen Dingolfing unter Zugzwang steht. "Wir müssen da die drei Punkte holen - egal wie", weiß ERV-Coach Thomas Berndaner um die Wichtigkeit eines Sieges im Kampf um Platz eins oder zwei der Zwischenrundengruppe. Die drei Punkte vom TSV zu entführen dürfte allerdings kein Kinderspiel werden. Zumal den ERV große Personalsorgen plagen. "Für Zdenek Vanc ist die Saison beendet", musste Berndaner zerknirscht mitteilen, dass sich der erfahrene Stürmer in Dingolfing einen Bruch im Sprunggelenk zugezogen hat. Damit steht dem Trainer mit der ersten nur noch eine eingespielte Reihe zur Verfügung. Denn auch Alexander Andrusovich und Kevin Marquardt fallen weiter aus. Die Kissinger dagegen können bis auf Martin Oertel, der berufsbedingt ausfällt, auf alle Wölfe zurückgreifen.
Große Pläne
"Die erste Mannschaft ist unser Aushängeschild", erzählt Nemo. "Sie macht die Werbung für den Verein, und mein großes Ziel ist es, mit den Kissinger Wölfen in dieser Region zu wachsen." Um das zu schaffen, hat er vor, viele Kinder für den Verein zu gewinnen. Um den Jugendlichen etwas zu bieten, ist es für Nemirovsky wichtig, dass sie gute Trainer haben. "Ich selber trainiere die 13-Jährigen, und Roman Nikitin trainiert die 8-Jährigen. Die Erfahrung eines Spielers, der sowohl im Ausland als auch in Deutschland bereits auf gutem Niveau Eishockey gespielt hat", sei eminent wichtig für die Trainingsstunden mit Kindern und Jugendlichen. "Es ist gut, dass wir solche Leute wie Roman haben."Der gebürtige Lette, der den Trainerschein besitzt, stand genau wie Nemo bereits für die Mighty Dogs in Schweinfurt auf dem Eis. Er kennt viele der Schweinfurter, und hält mit ihnen ein freundschaftliches Verhältnis. "Aber Spiel ist Spiel", erklärt Nikitin, auf dem Eis seien sie auf jeden Fall Konkurrenten und erst nach dem Spiel wieder Freunde. Nikitin hat mit seinen Stationen in Lettland, Finnland, Dänemark und Weißrussland als Profi-Eishockeyspieler viel internationale Erfahrung sammeln können. Michael Rosin kennt den 39-Jährigen schon einige Jahre: "Roman ist ein technisch guter Spieler, er hat die nötige Übersicht und kann einen perfekten Pass spielen, was für Spieler wie Chad Evans zum Beispiel besonders wichtig ist." Gegen Schweinfurt sieht Nikitin eine 50/50-Chance für seine Kissinger Wölfe, "es wird ein hartes Spiel, wir haben schon zweimal gegen sie verloren. Aber damals hatten wir nur zehn Spieler, schauen wir mal, was jetzt passiert."
Roman Nikitin lebt mit seiner Frau und seinem neunjährigen Sohn in Kissingen und arbeitet bei einer Bäckerei. Ihm gefällt es in Deutschland und ihm gefällt es immer noch, Eishockey zu spielen. Auch die Jugendarbeit macht ihm Spaß. "Alle profitieren von Roman, der Verein, die erste Mannschaft, die Jugend", so Nemo. "Erfahrene Leute wie er bringen immer Ruhe in das Spiel, auch in die Kabine. Allein schon die Körpersprache fällt auf. Er weiß, was im Spiel richtig und was Zeitverschwendung ist. Das ist wichtig für die Mannschaft und auch für die Jugend."