Franziska Thomas fährt viel - und lernt schnell
Autor: Jürgen Schmitt
Nüdlingen, Freitag, 14. Februar 2014
290 Kilometer sind es von Freising nach Nüdlingen. Trotzdem hat Franziska Thomas in dieser Saison noch kein Spiel der SG Garitz/Nüdlingen verpasst. Am Samstag (18 Uhr) braucht der Trainer im Heimspiel gegen den TV Marktleugast seine Rückraumspielern ganz besonders.
Die nahe Großstadt lockt. Ebenso die Alpen, quasi in Sichtweite. Franziska Thomas lebt und studiert in Freising, hat es also nicht weit nach München oder zum Skifahren. Argumente, um der alten Heimat den Rücken zu kehren. Franziska Thomas tickt anders. "Mein Herz hängt an der Mannschaft. Ich gehöre da hin und will da bleiben", sagt die 21-Jährige. 290 Kilometer sind es von Freising nach Nüdlingen. Der lange Weg ist nicht der schlechtere, wenn es um Gefühle geht.
Wintersport taugt Franziska Thomas. Aber das größere Hobby ist der Handballsport. In dieser Saison hat die Studentin der Lebensmittel-Technologie kein Spiel verpasst. "Das ist keine Selbstverständlichkeit", findet Harun Tucovic. Bedauert, dass er seine Spielerin nur am Freitag trainieren kann. Und freut sich umso mehr über die Fortschritte. "Franzi kommt immer besser ins Spiel, besetzt eine immer wichtigere Rolle im Team", sagt der Coach der SG Garitz/Nüdlingen (1./31:5). Rückraum halblinks oder halbrechts ist die Position der Nüdlingerin, die beim 19:19-Remis in Ansbach mit sechs Treffern die erfolgreichste Schützin war. Nicht zum ersten Mal in dieser Punkterunde.
Der Weg zur Torjägerin war ähnlich weit wie der von Freising nach Nüdlingen. Aber Franziska Thomas, die unter der Woche beim Süd-Landesligisten SC Freising mittrainiert, scheut keine langen Strecken, wenn das Ziel sich lohnt. "Wir haben uns weiterentwickelt, auch als Mannschaft. Und daher träume ich schon von der Meisterschaft, vom Sekttrinken unter der Dusche", gibt die Rechtshänderin zu. Wunschdenken - klar. Aber auch Mut, zu seinen Phantasien zu stehen. Und etwas dafür zu tun.
"Wir haben am Timing beim Wurf und am idealen Abstand zur Abwehr gearbeitet. Auch an der Technik und der Lage des Wurf-Arms", konkretisiert Tucovic spezielle Trainings-Inhalte. "Wir dürfen jetzt nicht in jedem Spiel sechs oder sieben Tore erwarten. Aber Franzi hat Potential." Und Ehrgeiz. "Wenn man mit sechs Toren führt und nicht gewinnt, hat man eigentlich nicht mal einen Punkt verdient", kommentiert Franziska Thomas die jüngste Punkteteilung in Ansbach, die auch Harun Tucovic im Training aufarbeitete. "Viel Zeit für Gespräche haben wir nicht bei den begrenzten Hallen-Zeiten. Aber ich habe einzelne Dinge angesprochen und in die Übungseinheiten einfließen lassen."
Favoriten-Stürze sind in der Landesliga fast Alltag. Den TV Marktleugast (13./7:27) will der Trainer dennoch nicht in den Mittelpunkt der Vorbereitung stellen. "Wir schauen eher auf uns als auf den Gegner. Die Vorzeichen sind eindeutig, vor allem im Heimspiel." 25:22 gewann die vor eigenem Publikum verlustpunktfreie Spielgemeinschaft den ersten Vergleich mit den abstiegsbedrohten Oberfranken, die zuletzt eine 17:37-Heimschlappe gegen Cadolzburg kassierten. "Was sich zunächst als ein Spiel auf Augenhöhe gestaltete, wurde im Handumdrehen zu einer kleinen Katastrophe", hieß es auf der TV-Homepage.
In den SG-Kader zurück kehrt nach auskurierter Krankheit Claudia Pfleger, dafür werden Anna Kleinhenz, Anna-Lena Paech und Verena Metz verletzungsbedingt sowie die erkrankte Carolin Annon fehlen. Umso wichtiger wird eine gute Leistung von Franziska Thomas sein, die seit zehn Jahren Handball spielt. "Freunde hatten mich immer wieder gefragt und schließlich überredet", erinnert sich die Nüdlingerin an erste Schritte beim Handball. Und lacht beim Kramen in der Erinnerung, "weil von den Leuten damals jetzt keiner mehr spielt".
Beharrlichkeit ist eine Tugend von Franziska Thomas, die in ihrer engen Freizeit auch politische Interessen hegt, im Jugendrat in Nüdlingen war und für die Junge Liste aktuell für den Gemeinderat kandidiert. "Ich mag es, sich für etwas einzusetzen", begründet die junge Frau ihr Engagement im Heimatort. Es gibt viele gute Gründe für den langen Weg von Freising nach Nüdlingen.