Druckartikel: Felix Mast hat das Feuer unter Kontrolle

Felix Mast hat das Feuer unter Kontrolle


Autor: Jürgen Schmitt

Bad Kissingen, Donnerstag, 23. August 2018

Früher war Felix Mast vom TV Jahn Winkels ein Heißsporn. Jetzt ist er auf dem besten Weg, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
Felix Mast erzielte am Wochenende vier Tore. Im Interview erzählt er, warum bei ihm die Familie eine so große Rolle spielt.J. Schmitt


Familie Mast ist fußballverrückt. Das ist gut für den TV Jahn Winkels. Das Oberhaupt ist der Trainer, der beide Söhne unter seinen Fittichen hat. Filius Felix ist auf dem besten Weg, in die Fußstapfen seines Vaters Jan zu treten: als Torjäger und Trainer. Der 24-Jährige hat nach einer Ausbildung bei Siemens als Industriemechaniker sein Abitur nachgeholt und studiert Wirtschafts-Ingenieurswesen. Nicht mehr in Erfurt, sondern in seinem neuen Wohnort Schweinfurt. Drei Spiele, drei Siege in der B-Klasse Rhön 2. Und jetzt kommt am Sonntag die Ramsthaler Reserve. Wie schaut's aus? Felix Mast: Die drei Siege zum Auftakt haben mich positiv überrascht. Schließlich haben uns einige Spieler gefehlt, die nach und nach jetzt zum Kader stoßen. Es sind ja relativ viele Spieler neu oder zurückgekommen. Natürlich wollen wir unseren Lauf fortsetzen. Ramsthal nehmen wir an wie jeden anderen Gegner auch. Wir müssen uns vor niemandem verstecken. Und auf unserem Platz soll sich der Gegner möglichst nach uns richten. Am Wochenende hast Du zum 5:0-Sieg in Eltingshausen gleich vier Treffer beigesteuert. Wie viele sollen es nach der Saison sein? 25 bis 30 Tore sollten es schon sein. Für die B-Klasse haben wir eine sehr gute Truppe mit starken Spielern, die mich mit Pässen und Flanken versorgen können. Wenn das weiterhin so gut funktioniert, steht meinem Ziel nichts im Weg. Wie sind Eure Ziele für die Saison? Wir wollen hoch in die A-Klasse. Das wird für den TV Jahn Winkels wirklich mal Zeit. Klar ist es immer so eine Sache, weil man in den Spielen gegen Reserven nicht weiß, wie viele Spieler aus der Ersten dabei sind. Aber das muss bei denen gegen uns auch erst mal funktionieren. Du und Dein Bruder Fabio kamt quasi im Paket mit Eurem Vater Jan aus Reiterswiesen zurück nach Winkels. Was waren Eure Erwartungen? Wir wussten ja, dass auch andere Spieler nach Winkels wechseln und Qualität in die Truppe bringen würden. Wir hatten eh einen neuen Verein gesucht, und da lag der Wechsel zu unserem Heimatverein nahe. Wir wollen helfen, den Verein aus der B-Klasse zu bringen und hier etwas Neues aufzubauen. Wie ist das so, unter dem eigenen Vater zu trainieren? Es ist ja nicht das erste Mal. Das war zuletzt in Reiterswiesen der Fall und als ich damals in Winkels aus der Jugend rauskam. Es ist so, dass der eigene Vater mehr einfordert. Die Ansprache ist direkter und deutlicher. Spaß macht es natürlich trotzdem. Dein Vater ist Niederländer? Was davon hat abgefärbt? Wir Geschwister haben neben der deutschen auch automatisch die niederländische Staatsbürgerschaft. Das niederländische Stürmer-Gen haben wir schon etwas von unserem Vater geerbt. Mein Vorbild früher war jedenfalls Ruud van Nistelrooy. Und unsere Familie besitzt einen Wohnwagen, dieses Klischee erfüllen wir definitiv. Wer ist der größte Oranje-Fan und wie äußert sich das? Das ist wohl meine Schwester Elena, die zur EM oder WM immer alles schmückt und ihrem kleinen Sohn auch schon ein Oranje-Trikot gekauft hat. Aber wir drücken alle die Daumen für die niederländische Nationalmannschaft. Deine Schwester spielt Fußball in Nüdlingen, ihr Mann ist der Trainer - und hat den Nachnamen seiner Frau angenommen. Wie habt Ihr denn das geschafft? Das war von Anfang an klar, dass der Benny zu uns gehört. Und wenn man Elena heiratet, muss man wohl Mast heißen (lacht). Du übernimmst Verantwortung, leitest auch mal ein Training, wenn Dein Vater nicht kann. Wie bereitest Du ein Training vor? Wir sprechen viel miteinander und tauschen uns entsprechend aus. Mein Vater nennt mir die Schwerpunkte, die trainiert werden sollen. Die Übungen suche ich mir dann selbst aus. Wäre Spielertrainer mal eine Option für Dich? Als ich noch in Reiterswiesen war, hatte ich schon einmal mit einem Trainerschein angefangen, damals in Bad Königshofen, Der Kurs ist aber leider abgesagt worden, weil zu wenig Leute mitmachten. Sonst hätte ich wohl schon einen Trainerschein. Aber ja, Spielertrainer kann ich mir nach Ende meines Studiums durchaus vorstellen. In Eurer Truppe spielen auch einige Flüchtlinge. Was könnt Ihr von diesen Jungs lernen? Vielleicht die Gelassenheit, die sind schon locker drauf. Wir haben wirklich eine interessante Truppe, in der jeder gleich gut aufgenommen und integriert wird. Klar muss man beim Training manche Sachen zweimal oder mit Händen und Füßen erklären, wenn es mit der Sprache noch nicht so klappt. Wir lernen alle voneinander, aber das ist bei uns normal und nichts Besonderes. Wer Spaß am Fußball hat, kann immer zu uns kommen. Du bist auf dem Platz mitunter sehr emotional, bist aber schon ruhiger geworden. Erzähl mal... Stimmt, ich war früher schon echt emotional dabei. Da war es auch egal, wie der Spielstand gerade war. Immer hundert Prozent Feuer, da mussten auch die Schiedsrichter drunter leiden. Aber das hat sich mit dem Alter wirklich etwas gelegt. Und es macht ja auch mehr Spaß, wenn man sich nicht dauernd mit seinem Gegenspieler geigt. Jetzt mal im Ernst, wie viel Spaß macht es, auf Kunstrasen zu trainieren und zu spielen? Beim früheren Platz hat es ja schon weh getan, wenn man den nur angeschaut hat. Aber der neue Kunstrasen ist echt spitze. Ich würde am liebsten immer daheim spielen. Dir verspringt kein Ball, wenn du nicht selber schuld bist. Und die Pässe lassen sich perfekt spielen. Mir macht das mega Spaß, und da kann ich auch für die Mannschaft sprechen. Wenn Du Zeit hast, für welches Spiel welcher Mannschaft würdest Du Dich interessieren? Ich bin mit meinem Vater öfter in Berlin im Olympia-Stadion, weil ich Fan von Hertha BSC bin. Das ist vielleicht etwas ungewöhnlich. Ich war damals mit der Schule in Berlin, auch im Olympiastadion. Seit den Zeiten von Marcelinho und Co. bin ich ein großer Fan der Hertha und zumindest einmal in der Saison bei einem Spiel dabei, natürlich mit Schal und Trikot. Ansonsten schaue ich gerne mal in Reiterswiesen bei meiner alten Mannschaft vorbei. Was hat es mit dem Ort auf sich, den Du fürs Foto vorgeschlagen hast? Wir hatten in Winkels eigentlich viele Orte, an denen wir gekickt haben. Aber hier auf der Wiese direkt neben meinem Elternhaus haben wir eben sehr oft gespielt, mit der einen Garagen-Seite als Tor. Aber immer erst nach den Hausaufgaben, da haben meine Eltern schon Wert darauf gelegt. Position Eigentlich bin ich Stürmer, aber aktuell spiele ich bei uns auch andere offensive Positionen. Einmal gab es eine halbe Saison, in der ich mal linker Verteidiger war. Stationen In der Jugend war ich immer in Winkels. Bis auf eine Saison, in der ich mit der JFG Wern-Lauertal in der Bezirksoberliga gespielt habe. Im Seniorenbereich war das immer Winkels oder Reiterswiesen. Sportliche Erfolge In der Jugend sind wir meistens immer nur Zweiter oder Dritter geworden. Mit Reiterswiesen habe ich es dann geschafft, in der Kreisklasse Meister zu werden. Schönster Karriere-Moment Das war schon auch mit Reiterswiesen: die Meisterschaftsfeier und was mit dem Aufstieg in die Kreisliga verbunden war.