Ein Abend voller Emotionen in der Saaletalhalle
Autor: Jürgen Schmitt
Hammelburg, Sonntag, 30. Oktober 2022
Die Hammelburg Volleys zeigen gegen den Favoriten aus Karlsruhe eine famose Leistung. Warum Trainer Philipp Fischer dennoch Kritikpunkte sieht und was besser werden muss.
Hammelburg Volleys - SSC Karlsruhe 1:3 (18:25, 25:23, 19:25, 26:28).
Ovationen von den Rängen nach einer Niederlage? Nein, am Samstagabend saß man in der Saaletalhalle nicht im falschen Film. Das Hammelburger Publikum ist eben ein besonderes und goutierte die Leistung seiner Mannschaft, die dem verlustpunktfreien Tabellenführer immerhin einen Satz abgeknöpft hatte. Jenen Karlsruhern also, die schon in der Vorsaison den Titel ins Badische holten und die in der nächsten Spielzeit den Sprung ins nationale Oberhaus wagen wollen. Aber die Saalestädter sind in der 2. Bundesliga längst kein graues Mäuschen mehr, gehören vielmehr zum Establishment. Was auch der Trainer so sieht, für den achtbare Niederlagen kein Trostpflaster sind. Und schon gar nicht an diesem Samstagabend.
"Das ist bitter, wir konnten uns wieder nicht für ein gutes Spiel belohnen. Der erste und der dritte Satz gehen vom Papier her deutlich an Karlsruhe, waren aber über weite Strecken ausgeglichen", sagte Philipp Fischer, der kurzfristig auf Neuzugang Mike Rowsell verzichten musste, nachdem der Kanadier sich im Training eine Bänderdehnung zuzog. Mit Trainingsrückstand schlug sich Milan Pajkic herum aufgrund gesundheitlicher Probleme.
Blitzstart mit einer Auszeit gestoppt
Nach einem Karlsruher Blitzstart (3:0) zog Fischer bereits seine erste Auszeit, die Wirkung zeigte. Vor allem Moritz Rauber hielt Aktien an einem engen Spiel. Und als Severin Hauke den erstliga-erfahrenen Jens Sandmeier blockte, tobte das Publikum. "Aber immer wenn wir eine gute Abwehr hatten, haben wir uns durch schlechte Aktionen wieder in Bedrängnis gebracht, waren teilweise einfach zu hektisch", monierte Fischer. Und hatte natürlich vollkommen Recht, denn nach starken Aktionen von Branko Damjanovic, Nils Rehmeier und Lenny Fuchs (15:17) wurde der Hammelburger Aufstand wieder im Keim erstickt, weil sich die technisch versierten Baden Volleys schlichtweg weniger Fehler erlaubten. "Spielerisch und technisch sind wir sicher nicht die beste Mannschaft in der Liga. Daran gilt es zu arbeiten", weiß Fischer.
Auf die Reihe bringen sollten es seine Jungs aber im zweiten Satz, den Rauber, Hauke, Damjanovic und Jannick Sill offen hielten (7:8) und damit den Grundstein dafür legten, dass die Hammelburger beim 16:14 erstmals bei einer technischen Auszeit in Führung lagen. Jetzt stimmte auch die Körpersprache, und aufbauend auf gute Abwehraktionen von Libero Lukas Greinwald wurde der Favorit tatsächlich in die Knie gezwungen, weil Damjanovic am Satzende nicht mehr zu stoppen war.
Der dritte Satz sollte sich als Blaupause zum ersten erweisen, weil die Saalestädter immer wieder dran waren, Karlsruhe aber immer wieder enteilen ließ durch Unkonzentriertheiten. "On fire" waren die Gastgeber dafür wieder im vierten, der allemal das Attribut "spektakulär" verdiente. Und genauso begann mit einem aufdrehenden Moritz Rauber (8:5). Gegen diesen starken Gegner musste Hammelburg am Maximum spielen - und tat es (16:13). "Da führen wir mit drei Punkten und schenken den Vorsprung wieder her", ärgerte sich später Philipp Fischer. Auch beim 19:17 und beim 21:20 roch es nach Tiebreak, doch den vierten Machtball verwandelte die Truppe von Antonio Bonelli.
Nur gut zu spielen genügt dem Trainer nicht
"Die Jungs haben super gefightet. Aber nur gut zu spielen, genügt mir nicht. Ich will Punkte holen, egal gegen wen. Heute hätten wir es verdient. Wir müssen lernen, diese engen Dinge für uns zu entscheiden. Wir müssen das Gewinnen lernen", bilanzierte der Volleys-Trainer. Schon am Samstag (19 Uhr) wartet das nächste Heimspiel gegen den Ex-Bundesligisten TV Rottenburg. Dann wollen die Hammelburger den letzten Punkt im Spiel machen. "Wenn man knappe Dinger immer verliert, zweifelt man an sich. Das dürfen wir nicht an uns herankommen machen", weiß Philipp Fischer.