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Dieter Eckstein macht den Bomber salonfähig


Autor: Jürgen Schmitt

Fuchsstadt, Donnerstag, 01. August 2019

Was für ein Tag für Lukas Lieb: Der Siegtorschütze des FC Fuchsstadt muss gegen die TG Höchberg vorzeitig vom Platz. Wir blicken mit dem 24-Jährigen zurück.
Am Tatort: Erst traf Lukas Lieb ins Tor im Hintergrund zum Fuchsstädter Sieg, später musste der 24-Jährige vorzeitig vom Feld. Foto: Jürgen Schmitt


Neue Saison, neues Format. In der vergangenen Punkte-Runde war es das Spieltags-Interview, mit dem wir unsere Fangemeinde auf das Fußball-Wochenende einstimmten. Jetzt gibt es eine kleine Modifikation. Wir blicken stets zurück und küren unseren Spieler der Woche, den wir dann zum Gespräch bitten. Entschieden haben wir uns zur Premiere für Lukas Lieb vom Landesligisten FC Fuchsstadt. Der 24-Jährige hatte beim 1:0-Sieg über die TG Höchberg als Aushilfsstürmer das Tor des Tages geschossen - um in der Nachspielzeit die Rote Karte zu sehen. Klar, dass wir da mal nachgefragt haben beim 24-Jährigen, der auch schon für den FC Hammelburg und den FC Schweinfurt 05 kickte.

Rückblende: Dominik Halbig muss gegen die TG Höchberg schon das Tor machen. Dann kommt der Ball zu Dir. Tor und Sieg. Zeit zum Nachdenken gehabt?

Lukas Lieb: Meiner Meinung nach hat der Domi den Ball richtig gut getroffen. Dass der gegnerische Torwart sein Bein noch lang macht und den strammen Schuss abwehren konnte, war ärgerlich. Umso schöner natürlich, dass ich den abgeprallten Ball dann mit der Innenseite über den zurückeilenden Torwart ins Tor schießen konnte. Zeit zum Nachdenken hatte ich keine. Das war aber vermutlich gut so, weil es sonst für einen Abschluss schon zu spät gewesen wäre.

Und dann die Rote Karte in der Nachspielzeit. Die Saale-Zeitung hat geschrieben, Gelb hätte es auch getan. Wie beurteilst Du mit etwas Abstand die Szene?

Einerseits bin ich der selben Meinung, andererseits darf mir sowas in der Situation nicht passieren. Es ist so eine Sache, wenn ein Schiedsrichtergespann beobachtet wird. Die stehen extrem unter Druck, wenn sie beobachtet werden. Das berühmte Fingerspitzengefühl hätte mir wohl keine Sperre eingebracht, aber ändern kann ich es nicht mehr und will dem Schiedsrichter auch keinen Vorwurf machen. Glücklicherweise haben wir dieses Jahr einen größeren Kader und können so etwas leichter kompensieren. Neben den vielen Verletzten ist die Sperre aber natürlich sehr unglücklich und ärgert mich immens.

Hast Du Dich mit Deinem Gegenspieler Ramon Schmitt oder sogar mit dem Schiedsrichter noch mal ausgetauscht?

Ja, unmittelbar nach den Platzverweisen konnten wir das beide nicht so richtig glauben, dass wir für eine "Nickligkeit" des Feldes verwiesen wurden. Wir waren beide der Meinung, dass es zwei gelbe Karten auch getan hätten. Der Schiedsrichter hat nur meinen Schubser gesehen. Die Situation mit den zwei Ellbogenchecks hat lediglich der Linienrichter beobachtet. Die Aussage vom Schiedsrichter war, dass ihm nichts anderes übrig geblieben wäre.

Du bist von Beruf Polizist. Kamen denn nach dem Platzverweis Sprüche der Kollegen?

Ich musste ja nach dem Spiel noch zum Dienst. "Rotsünder" ist da der Sprüche-Klassiker.

Du hast ja einen Mordsschuss. Gute Gene oder gutes Training?

Gute Frage. Ich hab' ja schon sehr früh jede Minute vor meinem Elternhaus mit meinem Großvater das Schießen geübt. Dieser befand das immer als das wichtigste Element im Fußball. Demnach braucht man wahrscheinlich von beidem etwas. Ohne Training jedoch ist irgendwann die Entwicklung vorbei. Selbst bei den besten Genen. Aber von welcher elterlichen Seite ich das vererbt bekommen habe, kann ich nicht beantworten.

Dazu passt ja irgendwie Dein Spitzname: Bomber. In Anlehnung an Gerd Müller, dem Bomber der Nation?

Tatsächlich hat mir den Spitznamen ein ehemaliger Nürnberger Fußballprofi gegeben, der uns in Schweinfurt mal für ein paar Trainingseinheiten betreute. Der Dieter Eckstein fand meinen Schuss so toll. Ob ihn irgendetwas an meiner Spielweise an den besten Torschützen Deutschlands erinnerte, kann ich leider nicht sagen. Vielleicht treffe ich ihn irgendwann mal und kann ihn das persönlich fragen. Dass sich der Name jedoch bis heute hält, hätte ich nie gedacht.

Du bist eigentlich eher als Innenverteidiger bekannt, spielst nach der Verletzung von Jogo Feser aber im Sturm? Wie ist das denn so?

Die größte Umstellung für mich liegt im läuferischen Bereich. Dieses Gen ist bei mir leider nicht so ausgeprägt. Fußballerisch macht mir das eigentlich keine Schwierigkeiten. Ich habe schon in meiner Jugendzeit in Schweinfurt im Sturm gespielt. Damals bildete ich mit meinem neuen/alten Weggefährten Steffen Schmidt ein gefürchtetes Sturmduo.

Und muss Jogo nun um seinen Platz im Zentrum jetzt fürchten?

Darüber mache ich mir momentan keine Gedanken. Jeder weiß, dass der Jogo ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft ist und ich hoffe für ihn, dass er sich schnell wieder von seiner Verletzung erholt.

Du bist Fan von Eintracht Frankfurt. Wie kommt's?

Mein Vater hat mich irgendwann dazu bekehrt. In meiner frühen Jugendzeit war ich noch eher im südbayrischen Raum verankert. Das lag daran, dass unser Hammelburger Jugendtrainer, Walter Eilingsfeld, uns Kids immer mit ins Stadion genommen hat. Das waren super Ausflüge. Irgendwann hat mich die Stimmung im damaligen Waldstadion aber elektrisiert. Da wusste ich, dass ich nur noch für diesen Verein jubeln möchte.

Wie wird man denn als gebürtiger Hammelburger in Fuchsstadt aufgenommen?

Damit hatte ich keinerlei Probleme. Ich habe schnell viele Freundschaften geschlossen. Ich fühle mich pudelwohl, weshalb ich bald mit meiner Lebensgefährtin in Fuchsstadt sesshaft werde. Im Verein und im ganzen Dorf sind alle total fußballverrückt, weshalb das jedem neuen Spieler sehr leicht gemacht wird.

Jetzt spielst Du sogar mit Deinem Bruder Fabian in der Mannschaft.

Das freut mich am meisten. Der Fabian spielte die letzten Jahre auf konstant gutem Niveau. Das mit der neuen Spielgemeinschaft hat ihm den Schritt nach Fuchsstadt denke ich etwas erleichtert. Fußballerisch ist das erstmal eine Umstellung gewesen, aber man sieht ja schon, dass es Früchte trägt. Er hat gegen Höchberg ein super Spiel gemacht und besitzt den notwendigen Ehrgeiz, ein echter Konkurrent für jeden zu sein. Ich hoffe, wir werden in Fuchsstadt noch viel Freude mit ihm haben.

Es heißt, in Fuchsstadt weiß man ordentlich zu feiern. Kannst Du das bestätigen?

Jedem Leser kann ich eine Reise auf den Kohlenberg nur empfehlen. Wenn wir dann auch noch gewinnen, kann es im Sportheim auch schon mal spät werden. Am besten ist es, einfach vorbeizukommen und den Landesligafußball gepaart mit einem gemütlichen Beisammensein ausklingen zu lassen. Wenn das Fuschter Lied angestimmt wird, singt das ganze Dorf mit. Das ist einfach unbeschreiblich.