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Diese Ritter suchen eine neue Burg


Autor: Jürgen Schmitt

Haard, Dienstag, 27. Oktober 2020

Die Dark Knights sind mittlerweile ein eigenständiger Verein, der fleißig trainiert und bald in den Spielbetrieb starten will.
Ein Training der besonderen Art absolvierten die Dark Nights in Bad Kissingen mit den Sportkollegen aus Suhl. Foto: ssp


American Football ist beileibe nicht nur überm Teich eine große Nummer. Auch hierzulande steigt das Interesse, wie nicht zuletzt die starken TV-Quoten bei den sonntäglichen Übertragungen der Spiele in der National Football League (NFL) zeigen. Die ProSieben Maxx-Moderatoren um "Coach" Esume, Jan Stecker, Björn Werner oder Christoph "Icke" Domisch sind längst Stars der Szene und echte Profis beim Anpreisen dieser ebenso harten wie taktisch geprägten Sportart.

Mit dem AFC Dark Knights hat seit geraumer Zeit auch Bad Kissingen einen stetig wachsenden Football-Verein, der gerne im nächsten Jahr den Schritt in den Spielbetrieb wagen würde - und dafür kontinuierlich trainiert. "Mittlerweile sind wir um die 40 Spieler", sagt Vereins-Präsident Markus Pekar nicht ohne Stolz. Eine Anzahl, die es auch braucht, weil eine Mannschaft gewöhnlich aus zwei Teilen besteht: einer Defense, die beim Ballbesitz des Gegners gefordert ist; und einer Offense, wenn das ovale Spielgerät in die Endzone des Kontrahenten getragen werden soll.

Gäste aus Thüringen

Einen Eindruck von der Dynamik dieses Sports bekamen die knapp 150 Fans bei einem Test-Training mit den "Gunslingers" aus dem thüringischen Suhl. "Einer unserer Spieler ist der Bruder des Trainers. Daher und dank der Unterstützung unserer Sponsoren kam diese Begegnung zustande", sagt Markus Pekar. Gespielt wurde nach der Genehmigung durch das Landratsamt auf dem Sportfeld an der Bibrastraße, unter Einhaltung der Hygiene-Bestimmungen.

Eigentlich ist das Sportgelände der SpVgg Haard die Heimat der "dunklen Ritter", doch diese Partnerschaft scheint vor dem Ende zu stehen. Denn laut einem Vorstands-Beschluss wird es ab dem 1. Januar 2021 keinen American Football mehr geben bei der Spielvereinigung. In Form eines Aushang wurden die Vereinsmitglieder darüber in Kenntnis gesetzt.

Projekt in Gefahr?

Markus Pekar sieht damit sein Projekt in Gefahr - und kritisiert das Vorgehen des Vorstands: "Wir haben uns eigentlich dort sehr wohl gefühlt. Weil der Verein offensichtlich Angst hatte, unsere Abteilung würde zu kostenintensiv sein, haben wir mittlerweile sogar einen eigenständigen Verein gegründet, obwohl unsere Spieler immer noch Mitglieder der SpVgg Haard sind." Eine Art Pachtvertrag zwischen beiden Vereinen stand im Raum. Um die 50 Euro pro Spieler und Jahr hätten die Footballer laut einem eigens ausgearbeiteten Gebühren-Modell entrichten sollen zur Refinanzierung der Unkosten für Platz, Duschen, Heizung etc. "Aber wir hätten keinerlei Mitspracherecht gehabt, hätten uns auch selbst versichern müssen. In Sachen Equipment haben wir sowieso alles aus Privatgeldern finanziert", moniert Pekar.

Offensichtlich ein Missverständnis zwischen den Vereinen gibt es hinsichtlich eines Mitglieder-Treffens. Pekar spricht von einer Mitgliederversammlung der SpVgg Haard, für die alle Vereinsmitglieder eine schriftliche Einladung bekommen hätten - nur die Football-Spieler nicht. Ein klarer Vertrauensbruch für den Präsidenten der Dark Knights. "Das war aber keine

Mitgliederversammlung, sondern ein rein informatives Treffen, zu dem der Vorstand eingeladen hatte, weil wir aktuell Kandidaten für Führungspositionen im Verein suchen. Dieses fand noch dazu im Freien statt aufgrund der Pandemie", sagt Vorsitzender Christian Beck auf Nachfrage. Tatsächlich seien alle Vereinsmitglieder im Vorfeld schriftlich eingeladen worden. "Alle Haarder bekamen das entsprechende Schreiben privat geliefert, die auswärtigen Mitglieder, zu denen die Footballspieler gehören, wurden über die Post informiert. Warum das nicht geklappt haben soll, kann ich mir nicht erklären", sagt Beck.

Gesperrtes Hauptfeld

Dass das Test-Training in Bad Kissingen und nicht auf dem Sportplatz in Haard stattfand, war insbesondere den Wetterbedingungen geschuldet. Weil am Sonntag ein Fußballspiel der Herrenmannschaft angesetzt war, hatte der Verein das Hauptfeld aufgrund des tiefen Bodens nach den Regenfällen gesperrt. Zumindest für den B-Platz hätten die Footballer am Samstag ein Nutzungsrecht bekommen. "Aber da hätten wir ohne Zuschauer spielen müssen und hätten auch nichts verkaufen dürfen", sagt Markus Pekar.