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Die Fans genießen großes Kino und feiern ihre Helden


Autor: Jürgen Schmitt

Nüdlingen, Sonntag, 25. Januar 2015

Nach einem späten Tor von Anne Früh und einem super Reflex von Pia Kunzmann in der letzten Sekunde fühlt sich das Remis wie ein Sieg an für die SG Garitz/Nüdlingen.
Flug-Qualitäten zeigt in dieser Szene Lisa Wenzke von der SG Garitz/Nüdlingen. Die Rückraumspielerin hielt gegen den ASV Dachau trotz einer Fingerverletzung 60 Minuten durch, erzielte trotz Handicap sogar drei Tore. Foto: Hopf


SG Garitz/Nüdlingen - ASV Dachau 22:22 (12:12).
Anschnallen und festhalten. Auf eine irre Fahrt nahmen die SG-Frauen ihr Publikum mit. Emotional komplett durchgeschüttelt wurden nicht nur die Fans. Mit der Schlusssirene war Dachaus Torfrau ein Häufchen Elend, das weinend auf der Torlinie saß, unter Tränen das Shakehands mit dem Gegner über sich ergehen ließ. Nach einem Unentschieden, das sich auf Seiten der Oberbayern wie eine Niederlage anfühlte.

Auszeit Dachau. Ballbesitz Dachau. Keine 20 Sekunden waren mehr zu spielen, als die Unterfranken dank der Passivität des Gegners einen letzten Angriff bekamen. Verzweiflung. Genialität. All das steckte im weiten Pass von Caro Annon. Zirkusreif pflückte Anne Früh das Spielgerät und traf zum 22:22. Die Tribüne bebte.

Und bibberte, weil der ASV tatsächlich vom Anwurf weg noch einen freien Wurf bekam - den Pia Kunzmann mit einem Sensationsreflex abkochte. Unentschieden. Daheim weiter unbesiegt. Großes Kino in der Schlossberghalle, wo das Beifalls-Barometer auf Anschlag war. "Das war wie im Film. Ich wollte diesen letzten Ball unbedingt halten", sagte später Pia Kunzmann, die im Verlauf der zweiten Halbzeit ihre Chance bekommen - und grandios genutzt hatte. "Ich wollte mich nicht verrückt machen und einfach zeigen, was ich kann", strahlte die junge Torfrau.
Wie in den vergangenen Spielen auch, begann Stephanie Piske zwischen den SG-Pfosten. "Ich hatte mich zu Beginn für die größere Routine entschieden", sagte Trainer Harun Tucovic. Und das zurecht. Nach einem 1:3-Rückstand steigerte sich die 5:1-Abwehr gegen eine der stärksten Offensivreihen immens. Und dank guter Abschlüsse, insbesondere von Caro Annon und Julia Albert, führten die Gastgeber mit 5:3, bauten den Vorsprung sogar auf 9:5 aus.

Aber die unübersehbaren Qualitäten der ASV-Frauen sollten ab dem 10:7 zunehmend besser zur Geltung kommen, sodass der Gleichstand zur Pause durchaus dem Spielverlauf entsprach. Gleich zwei Überzahl-Spiele hatte die Spielgemeinschaft ohne Tor abgeschlossen. "Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie derzeit konditionell nicht top ist. Aber mit einer super Teamleistung haben wir das kompensiert. Das Publikum hat jedenfalls etwas geboten bekommen", sagte Tucovic.

Besser aus der Kabine kam Dachau, das mit 15:13 führte, als Pia Kunzmann ins Tor beordert wurde, mit Unterstützung des Pfostens gleich zwei Siebenmeter und einige freie Würfe parierte. Aktionen, die die Oberbayern beeindruckten, die zudem einige Zeitstrafen kassierten. "Wir hätten uns in dieser Phase absetzen können", wusste der Trainer. Aber auf SG-Seite schlichen sich einige technische Fehler zu viel ein. Stark zumindest der von Julia Albert "geklaute" und zum 18:17 verwertete Ball. Aber die bessere Ausgangslage verschafften sich die Oberbayern, die ihre 22:20-Führung halt nicht über die Zeit brachten. "Wenn wir mit einem Tor Unterschied verloren hätten, wäre es auch eine super Leistung gewesen. Aber Pia hat megacool gehalten. Für uns war das ein gefühlter Sieg", sagte Lisa Wenzke, die aufgrund einer Fingerverletzung ("Man muss da den Kopf ausschalten") nicht wie gewohnt ihre Würfe setzen konnte, dennoch 60 Minuten auf der Platte stand, drei Tore erzielte und als defensive Fachkraft Akzente setzte.
"So ein Spiel schweißt zusammen. Jetzt wollen wir auch gegen Regensburg punkten", sagt Tucovic. Das Match am Samstag gegen die Oberpfälzer ist wieder ein Heimspiel. Großes Kino nicht ausgeschlossen.
Tore für die SG: Carolin Annon (5), Anne Früh (4/1), Julia Albert (4), Sabrina Kleinhenz (3), Anna Kleinhenz (3), Lisa Wenzke (3).