Druckartikel: Die Antonov-Brüder haben das Zeug zur Weltklasse

Die Antonov-Brüder haben das Zeug zur Weltklasse


Autor: Reinhold Nürnberger

Bad Kissingen, Dienstag, 05. März 2013

Dimitri und Ivane Antonov überzeugen Dreisprung-Bundestrainer Charles Friedek. Das Kissinger Duo (LAC Quelle Fürth) startete erstmals gemeinsam im Nationalteam der Dreispringer.
Bundestrainer Charles Friedeck (Bildmitte) hält große Stücke auf Dimitri (links) und Ivane Antonov. Beim Länderkampf in Ancona starteten die beiden Bad Kissinger für das Deutsche Nationalteam im Dreisprung. Foto: Nürnberger


Beim U-20-Hallen-Länderkampf Italien, Frankreich und Deutschland wusste vor allem Dimitri zu überzeugen. Der 16-Jährige steigerte sich im italienischen Ancona auf großartige 15,72 Meter und verbuchte damit eine neue europäische U-18-Jahresbestleistung. Aber diese tolle Leistung reichte für den jüngeren der Antonovs "nur" zu Platz zwei. Der 18-jährige Jean-Noel Cretonir aus Frankreich landete gleich vier Mal jenseits der 16 Meter und setzte sich mit 16,34 Meter an die europäische Spitze der Altersklasse U-20. Damit wurden in diesem hochklassigen Wettbewerb gleich zwei kontinentale Jahresbestleistungen erzielt. Dreisprung-Bundestrainer Charles Friedeck zeigte sich angetan vom Auftritt Dimitris. "Die Serie mit gleich drei Sprüngen über 15,50 Meter war wirklich beeindruckend. Aber dennoch hat er bei jedem Sprung noch 20 bis 30 Zentimeter verschenkt", so der 42-Jährige, der 1999 selbst Weltmeister bei den Aktiven war.



"Es ist für einen so jungen Springer noch schwer, die enorm hohe Anlaufgeschwindigkeit exakt auf den Absprungbalken zu bringen", sagt der Bundestrainer zu den Schwierigkeiten von Dimitri. Der Badestädter, der auch im Sprint zu den Schnellsten in Deutschland zählt, ist in der Lage, mit 10,25 Metern pro Sekunde anzulaufen. Und diese hohe Geschwindigkeit bringt er äußerst selten exakt auf den 20 Zentimeter breiten Balken. Sollte ihm dies gelingen, trauen ihm die Fachleute in Zukunft sehr weite Sprünge zu. Auch Dimitri selbst war daher mit seinem Auftritt beim Länderkampf nur bedingt zufrieden. "Die Weite passt schon", sagt er. "Aber wenn ich mir vorstelle, was möglich gewesen wäre, wenn ich nur einmal richtig das Brett getroffen hätte, ärgere ich mich dennoch ein wenig." In der langen Geschichte der deutschen Leichtathletik sprang in der Altersklasse U-18 bisher nur einmal ein Athlet weiter. Ralf Jaros aus Düsseldorf erzielte vor über 30 Jahren 15,93 Meter und hält seit 1991 mit 17,66 Meter auch den deutschen Freiluftrekord bei den Aktiven.

Aber im Sommer sollen bei Dimitri die 16 Meter fällig sein. Da sind sich der Bundestrainer, der Sportler sowie der Heimtrainer und Vater Dimitri senior einig, was die Zielsetzung für die Freiluftsaison betrifft. Sollte ihm dies bei den U-18-Weltmeisterschaften in der Ukraine gelingen, dürfte er bei der Medaillenvergabe sicherlich eine gewichtige Rolle spielen können. Vielleicht würde der Realschüler im Jahreszeugnis dann sogar mal die Note eins im Fach Sport bekommen. Aber deutsche Schüler, die Leistungssport betreiben, haben es offensichtlich sogar im Sportunterricht nicht immer leicht. Andere Nationen zeigen da immer wieder, wie dies besser funktionieren kann.
Ivane Antonov erwischte in Ancona nicht seinen besten Tag. Mit seinen 15,03 Metern blieb der Gymnasiast einen halben Meter unter seinem Leistungsniveau und wurde Fünfter in der Länderkampfwertung. "Ich war nach sieben Dreisprung-Wettbewerben in der laufenden Hallensaison einfach zu müde, um weiter zu springen. Im Nachhinein war es sicherlich ein Fehler, in der letzten Woche bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven zu starten", begründete der 18-Jährige seinen mäßigen Auftritt. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften lieferte er mit 15,48 Meter seine beste Leistung ab. Aber schon eine Woche später bei den Aktiven-Meisterschaften in Dortmund zeigte die Leistungskurve etwas nach unten. Mit 15,20 Meter platzierte er sich bei seiner ersten Deutschen Meisterschaft im Aktivenbereich aber immerhin auf Rang fünf.

Die Länderkampfwertung gewannen die Deutschen Jugendlichen deutlich vor Gastgeber Italien und Frankreich. Jetzt haben die Beiden erst mal eine Woche Pause, bevor die Vorbereitungsphase für die Freiluftsaison beginnt. Fünf Trainingseinheiten werden sie dann in der Woche absolvieren. Damit liegen sie im Vergleich zu anderen Sportlern dieser Leistungsklasse am unteren Level der Trainingsbelastung. Was sicherlich nicht für die zukünftige Leistungsfähigkeit der Brüder Antonov gelten soll.