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Der Supersprinter aus Nüdlingen


Autor: Reinhold Nürnberger

Schweinfurt, Donnerstag, 29. Juni 2017

Bei der Internationalen Jugendgala im Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion geben auch die Landkreis-Sportler beeindruckende Kostproben ihres Könnens.
Nick Przeliorz (343 / Erfurter LAC) aus Nüdlingen verbesserte sich in der U20 über 100 Meter auf überragende 10,73 Sekunden. Auch über 200 Meter steigerte er seinen bisherigen Hausrekord erheblich. Jonathan Laik (Zweiter von links / Albertshausen / LAC Quelle Fürth) wurde Dritter und Clemens Schmitt (347 / Niederlauer / LAC Erfurt) Sechster. Fotos: Reinhold Nürnbreger


Wer bei der U18-Weltmeisterschaft vom 12. bis 16. Juli in Nairobi sicher dabei sein will, der musste sich bei der internationalen Jugendgala in Schweinfurt präsentieren. So war bei dem größten Leichtathletik-Event auf unterfränkischer Bühne nahezu die gesamte deutsche Spitze angereist. Für das beste Ergebnis aus heimischer Sicht sorgte der Nüdlinger Nick Przeliorz (Erfurter LAC), der im Rahmenwettbewerb der U20 über 100 Meter seine persönliche Bestzeit auf fantastische 10,73 Sekunden steigerte. Aber auch Viviane Heilmann (TV/DJK Hammelburg) und Trung Ngo vom TSV Bad Kissingen zeigten in Schweinfurt starke Leistungen.
Über eine kleine Panne bei der Veranstaltung mussten selbst die Kampfrichter schmunzeln. Die U18-Jungs lieferten sich im Kugelstoßen einen derart starken Wettkampf, dass das zur Verfügung gestellte Maßband schlichtweg nicht mehr ausreichte. Ein Ersatz war schnell gefunden, und so konnte die Weiten-Jagd ohne große Verzögerung weiter gehen. Die Wurfwettbewerbe litten in Schweinfurt allerdings unter den wechselhaften Windverhältnissen, so dass mancher Diskus oder Speer vom höchsten Punkt senkrecht vom Himmel stürzte.


Liebäugeln mit Nairobi

Beste Stimmung herrschte an der Weitsprunggrube direkt vor der Haupttribüne. Bei der Vielzahl an Weltklasseleistungen jubelten sogar hin und wieder die Kampfrichter ausgelassen. Alleine drei junge Damen blieben in Schweinfurt über der Norm von 6,05 Meter. Mit der WM-Norm der U18 im Weitsprung hat auch Trung Ngo vom TSV Bad Kissingen geliebäugelt. Bereits Anfang Mai hatte er eine Weite von 7,11 Meter erzielt und damit nur um 14 Zentimeter die Vorgabe für Nairobi verfehlt. In dem hochklassigen Wettbewerb, bei dem gleich sieben Springer die Sieben-Meter-Marke überboten, verpasste Trung Ngo mit seinen dennoch guten 6,79 Metern den Endkampf der besten Acht um einen Rang und damit auch die Chance auf weitere drei Versuche.

Hohes Potential bescheinigt Bernhard Schäfers, der bayerische Landestrainer für den jüngeren Nachwuchs, Viviane Heilmann vom TV/DJK Hammelburg. Auch wenn der Lauf-Rhythmus über die technisch schwierige Strecke von 400 Meter Hürden noch nicht ganz ausgereift scheint, verbesserte sie ihre Bestzeit um rund drei Sekunden auf 1:06,77 Minuten. Die Freude darüber wurde bei der Saalestädterin nur dadurch etwas getrübt, dass sie um weniger als drei Zehntel Sekunden die Qualifikationsnorm zur Deutschen Meisterschaft verpasste. Doppeltes Pech hatte Niklas Floth (Nüdlingen / LAC Quelle Fürth) bei seinem Auftritt über 100 Meter der U18. In seinem Vorlauf wehte ihm ein starker Wind entgegen. Zumindest qualifizierte er sich in 11,27 Sekunden für das B-Finale. Da verletzte er sich dann allerdings am Oberschenkel und musste von der Bahn geführt werden. Dreispringer Dimitij Touev vom TSV Kissingen kam mit den Windverhältnissen überhaupt nicht klar und musste die Sprunganlage nach drei ungültigen Versuchen in der U18 wieder verlassen.

Nick Przeliorz hat schon unzählige tolle Rennen in seiner Laufbahn bestritten. Aber was der 18-Jährige in Schweinfurt bot, war unglaublich. Bei seinem Sieg über 100 Meter verbesserte der Nüdlinger seinen Hausrekord um elf Hundertstel auf fantastische 10,73 Sekunden. Über 200 Meter zeigte die Anzeigetafel im Zieleinlauf 21,99 Sekunden, die nach Auswertung des Zielfotos allerdings auf 22,01 Sekunden korrigiert wurden. Dennoch steigerte er damit seine persönliche Bestleistung um knapp eine halbe Sekunde. "Jetzt wo der Abi-Druck weg ist, kann ich endlich befreit auflaufen", sagt Przeliorz. "Auch die Sorge, dass ich meinen Staffelplatz im Erfurter Team verlieren könnte, hat sicherlich dazu beigetragen, dass ich mich so derartig steigern konnte", gibt Nick Przeliorz zu, der vor kurzem als Startläufer des Erfurter LAC mit dazu beigetragen hat, dass die Thüringer einen Deutschen U20-Rekord über 4 x 100 Meter erzielten.

Die Erfurter verfügen derzeit über sechs jugendliche Sprinter die deutlich unter elf Sekunden über die 100 Meter bleiben. Nick Przeliorz ist mit seinen 10,73 Sekunden gerade mal die Nummer drei im Verein. In der derzeitigen Bayerischen Jahresbestenliste sind nur fünf Jugendliche mit einer Zeit von unter elf Sekunden gelistet. In der U20 wäre Nick Przeliorz, würde er noch für einen Bayerischen Verein starten, über 100 Meter und 200 Meter die Nummer Eins.

"In Schweinfurt herrschte über 100 Meter Windstille und bei den 200 Metern wurde sogar Gegenwind gemessen. Sollten die Bedingungen einmal optimal sein und der Rückenwind nahe der erlaubten 2,0 Meter pro Sekunde sein, traue ich ihm sogar 10,50 Sekunden über 100 Meter zu", sagt sein Bad Neustädter Trainer Bernd Neumann, für den diese Zeiten in Schweinfurt keineswegs eine Überraschung waren. Selbst die Norm (10,60 Sekunden) für die U20-EM scheint für Nick Przeliorz plötzlich im Bereich des Möglichen zu sein.


Ex-Münnerstädter überzeugen

In Schweinfurt feierten alle fünf Sprinter, die unter Bernd Neumann beim TSV Münnerstadt für zahlreiche Erfolge sorgten, ein Wiedersehen. Jonathan Laik, der jetzt für den LAC Quelle Fürth startet, sprintete die 100 Meter der U20 in 11,07 Sekunden und wurde Dritter. Über 200 Meter, seine eigentlich stärkere Strecke, unterlief ihm ein Fehlstart, was die sofortige Disqualifikation zur Folge hatte. Clemens Schmitt (Niederlauer) und Timo Reinhart (beide LAC Erfurt) aus Maßbach verbesserten sich über 100 Meter auf 11,62 Sekunden und 11,64 Sekunden und belegten in der U20 die Plätze sechs und sieben. In 23,36 Sekunden wurde Clemens Schmitt über 200 Meter gestoppt, während Timo Reinhart 23,45 Sekunden für die halbe Stadionrunde benötigte.