Der FC Elfershausen steht auf AC/DC und seinen Trainer
Autor: Jürgen Schmitt
Elfershausen, Freitag, 24. Mai 2013
Die Meisterschaft in der B-Klasse Rhön 1 hat der FC Elfershausen unmittelbar nach dem Abstieg geplant.
Wenn die Höllenglocken läuten, ist die Stille am intensivsten. "Da ist ein richtiges Knistern in der Kabine zu spüren", beschreibt Dieter Hämel das Ritual. Mit "Hells Bells" von der australischen Kult-Band AC/DC stimmen sich die Elfers häuser Fußballer auf jedes Spiel ein. Keiner spricht. Die totale Konzentration. 75 Minuten vor dem Anpfiff trifft sich die Mannschaft bereits. Der Trainer Daniel Rosskopf gibt die Aufstellung bekannt, erklärt Taktik und Laufwege. Spielführer Jürgen Reusch übernimmt das Warmlaufen. Erfolg ist planbar.
"Der Aufstieg war gewollt. Und zwar direkt nach dem Abstieg in die B-Klasse", erzählt Abteilungsleiter Jürgen Durmann. Und scheint sich immer noch zu ärgern über den Nackenschlag aus der Vorsaison. "Nach einer katastrophalen Vorrunde hatten wir eine starke zweite Halbserie abgeliefert und wären fast noch in der Klasse geblieben", erinnert sich der 37-Jährige.
Für Durmann ist der 30-Jährige "ein Glücksgriff. Der Daniel spricht die Fehler aus dem Spiel gezielt an und arbeitet im Training intensiv daran". Um ein Haar hätte es nicht geklappt mit dieser Personalie, weil sich Rosskopf aufgrund verwandtschaftlicher Bande auch ein Bleiben in der Rhön hatte vorstellen können. Aber das intensive Buhlen um den verlorenen Sohn imponierte den Einzelhandelskaufmann. "Daniel ist ein Perfektionist. Kann mit Spielern hervorragend umgehen und sehr überzeugend auftreten", lobt Dieter Hämel. "Der hat schon in der Winterpause gesagt, dass wir Meister werden." Hämel, der mit Jürgen Durmann die Abteilung lenkt, erinnert sich an die vielen Gespräche mit seinem Arbeitskollegen Thomas Rauch, einem Insider im TSV Stangenroth. Und Onkel von Daniel Rosskopf. Und dessem Schwärmen von den fachlichen wie menschlichen Qualitäten des jungen Übungsleiters, der sechs Jahre das Stangenrother Trikot trug.
Weil alle Leistungsträger trotz Abstieg dem Verein die Treue hielten und charakterstarke Talente nachrückten, stimmte die Basis beim FC. "Der Trainer hat Disziplin eingefordert. Das hat gleich funktioniert und die nötige Ruhe reingebracht", lobt mit Norbert Schwab der Vorstand Sport den Spielmacher, der immer wieder bereitwillig auf einen Einsatz zu Gunsten anderer Akteure verzichtete.
Eine starke Trainingsbeteiligung forcierte die Aufbruchsstimmung, die der strenge Winter nicht stoppen sollte. Freiwilliges Lauftraining bei Minusgraden unterstreicht die hohe Motivation. Bereitwillig wurde der Platz vom Schnee befreit. Und das Trainingslager in Griechenland sollte letzte Zweifler beruhigen. Über 20 Köpfe zählte die Gruppe, die sich nach Veria in der Nähe von Thessaloniki aufmachte, um unter südlicher Sonne den letzten Feinschliff zu bekommen. Der Sportheim-Wirt, ein Grieche, hatte seine Kontakte spielen lassen, während Thomas Bauer aus der FC-Führungsriege die umfangreiche logistische Planung übernahm.
Eckpfeiler des Erfolges gibt es viele in Elfershausen. Wie den Torwart-Trainer Joachim Kleinböhl, der mit viel Akribie an den Fangkünsten von René Rosskopf und Bernd Kleinhenz feilt, die sich zwischen den Pfosten abwechseln. Oder Michel Gaethke, der in der Winterpause vom TSV Wollbach zum FCE kam, vorher im Rheinland für die SG Frauenburg kickte. Noch so ein Glücksfall für den Verein. Schließlich hatte sich kurz davor Florian Übelacker die Kreuzbänder gerissen, mit 18 Treffern immer noch zweitbester Elfers häuser Schütze. Gaethke übernahm sofort die Rolle des Goalgetters, netzte in acht Spielen 20 mal ein. Der beidfüßige und schnelle Stürmer passt exzellent in das System mit nur einer Spitze, die mit Flankenbällen von Patrick Wald und Felix Mack versorgt wird. Die Mischung im Team passt sowieso, weil Routiniers wie Uwe Beck, Markus Lehmann oder Jürgen Seit die Stabilität im Team gewährleisten. "Und der Zusammenhalt ist extrem gut. Einige kicken bereits seit der U-11 zusammen", bemerkt Durmann. Überhaupt ist die Jugendarbeit ein großes Plus im Verein. Vor allem dank Sonja Schwab, die Elfershausen zu einer guten Adresse in Sachen Nachwuchs gemacht hat.
Gefeiert wurde und wird in Elfers hausen seit Wochen. Ausgerechnet an einem spielfreien Tag wurde der Verein in der B-Klasse Rhön 1 zum Meister gekürt durch die Niederlage des TSV Volkers beim SV Zeitlofs/Rupboden - Anfang Mai. Die obligatorische Sektdusche wurde im finalen Heimspiel nachgeholt - beim 7:0 gegen jene Volkerser, die an diesem Tag auch die Vizemeisterschaft verspielten. Zum letzten Spiel geht es mit dem Bus nach Langenleiten. Ein weiterer Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans, die zahlreich ihr Team in dieser Saison unterstützten. Viele Erste Mannschaften in dieser B-Klasse erhöhten die sportliche wie wirtschaftliche Attraktivität. Es war eine Saison, in der alles passte. In der auch hinter den Kulissen ein enormes Engagement an den Tag gelegt wurde, in der ein Rädchen ins andere Griff. Zwei Tore noch, dann ist die 100er-Marke geknackt. 21 Siegen stehen vier Niederlagen gegenüber. Geteilt wurden die Punkte nie.
"Wir wollen die Klasse halten. Mehr erst mal nicht", bleibt Daniel Rosskopf bescheiden. Vier Spieler rücken aus der Jugend nach, zwei weitere Neuzugänge kommen an die Saale. Der prall gefüllte Kader lässt Überlegungen zu, eine Reserve-Mannschaft an den Start zu bringen. "Wir müssen eine Lösung finden. Die Jungs wollen doch alle spielen. Wir dürfen aber nicht das Gemeinschafts-Gefühl zerstören", spricht Norbert Schwab die Problematik an, wenn die Teams an unterschiedlichen Orten ihre Einsätze haben. Was bleibt, ist das Ritual. "Ich bin ein rollender Donner, ein gießender Regen. Ich komme wie ein Hurrikan an", lauten die ersten Zeilen von Hells Bells. Die Konkurrenz ist gewarnt.