Druckartikel: Das Sportabzeichen ist eine Herzensangelegenheit

Das Sportabzeichen ist eine Herzensangelegenheit


Autor: Jürgen Schmitt

Bad Kissingen, Samstag, 17. November 2012

Seinen 100. Geburtstag feiert das Deutsche Sportabzeichen (DSA) in diesen Tagen. Ohne großes Brimborium, aber mit einer Reform, die ab dem, 1. Januar 2013 in Kraft tritt. Der Sportabzeichen-Referent für den BLSV-Kreis Bad Kissingen ist Wolfgang Illek. Der 52-Jährige aus Wildflecken hat dieses Amt seit 2008 inne.
Wolfgang Illek. Foto: Jürgen Schmitt


Das Sportabzeichen ist für den verheirateten Vater zweier Kinder eine Herzensangelegenheit. Natürlich hat der selbstständige Physiotherapeut, der die Rhöner Natur, Jogging und das Mountainbike als Hobbies angibt, selbst auch das Sportabzeichen abgelegt: in Gold.

Wie wird man Sportabzeichen-Referent?
Wolfgang Illek: Durch die Nähe zum Sport, durch seinen Bekanntheitsgrad im Sport und durch meine durchgeführten sportlichen Events in Wildflecken, was insbesondere den Rhön-Grabfeld-Cup betrifft. Und natürlich durch einen BLSV-Kreisvorsitzenden wie Rainer Werner, der überzeugen kann und voll hinter seinem Kreisverband steht.

Im vergangenen Jahr gingen die Sportabzeichen im Kreis Bad Kissingen um 664 Abzeichen auf 1672 zurück. Warum?
Der Hauptgrund liegt in der Umstellung auf die digitale Abwicklung der Sportabzeichen.

Es hat in erster Linie die Schulen betroffen, viele hatten massive Probleme mit der Anmeldung oder der Übermittlung. Das sollte jetzt eigentlich erledigt sein, für 2012 habe ich die Schulen nochmals angeschrieben.

Am 1.1.2013 fällt das Bayerische Sportabzeichen weg. Dafür gibt es Modifizierungen beim Deutschen Sportabzeichen. Für Sie der richtige Weg, um neues Interesse in der Bevölkerung zu wecken?
Für mich ist das der falsche Weg. Das Bayerische hatte höhere Anforderungen, es war nochmal ein Anreiz für alle, die das Deutsche Sportabzeichen abgelegt hatten. Die Modifizierung beim DSA ist aus meiner Sicht sinnvoll, einige Disziplinen waren nicht mehr zeitgemäß.

Welche Personen(gruppen) interessieren sich für das Sportabzeichen?
Die Teilnehmer sind bunt gemischt bei einem Mindestalter von acht Jahren. Jeder, der sich dieser Herausforderung stellt, ist hoch motiviert. Der SV Wildflecken überreicht durch meine Person die Sportabzeichen im Rahmen des Neujahrsempfanges des Sportvereins in Verbindung mit der Gemeinde. Ein würdiger und zugleich motivierender Rahmen.

In wie vielen Orten im Landkreis Bad Kissingen kann unter Anleitung das Sportabzeichen erworben werden? Gibt es Zentren?
Ich habe in meinem Sportkreis Bad Kissingen zur Zeit 59 Sportabzeichenprüfer. Wir beginnen das Sportjahr im April mit einer Fortbildung durch mich. Training und Abnahme beginnen am 1. Mai. Ein offizielles Ende gibt es nicht, ich freue mich über jedes abgelegte Sportabzeichen. Die großen Vereine haben natürlich einen Vorteil. Zu nennen wären hier der TV/DJK Hammelburg und der TSV Bad Kissingen. Damit auch die kleinen Vereine gewürdigt werden, habe ich eine Wertung für Vereine bis 500 Mitglieder und über 500 Mitglieder geschaffen.

Wann wird geprüft? Gibt es einheitliche Termine oder regelt das jeder Verein individuell?
Das regelt jeder Verein selbst. Ein Problem ist das Schwimmen. Immer mehr Schwimmbäder im Landkreis schließen.

Eine wichtige Klientel sind die Schulen? Liegt hier noch verborgenes Potenzial? Wie genau schaut die Kooperation mit dem BLSV aus?
Hier gibt es tatsächlich noch Potenzial. Zum einen liegt es am Interesse vom Fachlehrer Sport. Zum zweiten liegt es an der Anzahl der Sportstunden. Zur Kooperation mit dem Bayerischen Landessportverband: Hier habe ich eine wichtige Schlüsselfunktion. Ich bin das Bindeglied zwischen Schule und BLSV. Nachdem ich in diesem Jahr wusste, wer letztes Jahr teilgenommen und sich dieses Jahr noch nicht angemeldet hat, habe ich diese Schulen angeschrieben, und sofort waren es fünf Schulen mehr.

Wie steht der Landkreis Bad Kissingen da im Vergleich zu anderen unterfränkischen Kreisen. Wie der Bezirk Unterfranken im bayernweiten Vergleich?
Im Wettbewerb 2010 waren wir der einzige Sportkreis in Unterfranken, der Zuwachs verzeichnen konnte. Im Wettbewerb 2011 hatten auch wir Einbußen, aber das betraf alle. Es hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, ich betone aber ausdrücklich: Es hängt nicht an der Motivation der Prüfer.

Sie sind selbst Physiotherapeut und Masseur. Liegen Ihrer Meinung nach die Schwerpunkte für das Sportabzeichen richtig? Wo müsste nachgebessert werden?
Ich denke, die Anforderungen und Disziplinen haben bis jetzt gepasst. Was die Umstellung ab 2013 betrifft, bin ich skeptisch. Ich befürchte, das DSA verliert an Wert. Bundespräsident Roman Herzog hat einmal gesagt: das DSA ist der Orden des kleinen Mannes! Hoffentlich bleibt es so.

Empfehlen Sie eine vom Arzt bescheinigte Tauglichkeit vor dem geplanten Erwerb des Abzeichens?
Das macht im Einzelfall durchaus Sinn, das erkennt aber in der Regel der Prüfer.

Es gibt neue Disziplinen wie Zielwurf, Seilspringen oder Dauer-/Geländelauf. Wie beurteilen Sie diese Zusatzangebote und das Streichen diverser Disziplinen?
Wie bereits gesagt, ich denke, die Disziplinen haben gepasst. Über die Zeitvorgaben kann man durchaus nachdenken. Man sollte an dieser Stelle den Prüfer vor Ort nicht vergessen. Alle tun dies ehrenamtlich und manch neue Disziplin erfordert einen erheblichen Arbeitsaufwand.

Wären Sie offen dafür, auch Trendsportarten einfließen zu lassen, um mehr Jugendliche anzulocken?
Grundsätzlich unterstütze ich auch das, aber immer unter Berücksichtigung des Arbeitsaufwandes. Es liegt meiner Meinung nach am örtlichen Verein und am Prüfer, die Jugend zu motivieren. Bei der jährlichen Weiterbildung meiner Prüfer wird immer ausdrücklich von mir darauf hingewiesen, dass wir keine Olympischen Spiele machen, die Leistungen aber annähernd passen sollten. Die Motivation steht somit immer im Vordergrund.

Was wünscht sich der Sportabzeichen-Referent für die Zukunft?
Eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit den Prüfern, den Vereinen und den Schulen. Und viele Jugendliche, die sich den Anforderungen des Deutschen Sportabzeichens stellen.