Druckartikel: Das Finale muss für die Wölfe nicht das Ende sein

Das Finale muss für die Wölfe nicht das Ende sein


Autor: Jürgen Schmitt

Bad Kissingen, Donnerstag, 02. März 2017

Nach dem Spiel am Freitag (19.30 Uhr) in Füssen gastiert der 16-fache Deutsche Meister am Sonntag (18 Uhr) an der Saale.
Erlebt seinen mindestens dritten Frühling im Dress der Kissinger Wölfe: der 39-jährige Roman Nikitin (vorne). Foto: Hopf


Schon mal einem nackten Mann in die Tasche gelangt? Eine rhetorische Frage, die Michael Rosin all den Nörglern stellen könnte, die derzeit in diversen Internet-Foren schlechte Stimmung machen gegen die Kissinger Wölfe. "Manche Äußerungen sind zutiefst beleidigend und gehen deutlich unter die Gürtellinie", wundert sich Rosin über die verbalen Entgleisungen Einzelner. Neid? Mag sein, denn was die Unterfranken in dieser Saison leisten, verblüfft nicht nur den Vorsitzenden der Kissinger Wölfe. Ein kleiner Kader, der Großartiges vollbracht hat mit dem Erreichen des Finals um die Landesliga-Meisterschaft. Das erste Spiel wird am Freitag (19.30 Uhr) in Füssen angepfiffen, Spiel zwei findet am Sonntag (18 Uhr) an der Saale statt.

Es stimmt natürlich, dass die Wölfe in ihrem bunt besetzten Kader diverse ausländische Akteure einsetzen. Daraus allerdings einen Vorwurf abzuleiten, der Verein würde nicht auf den Nachwuchs setzen, das ärgert Michael Rosin. Und erinnert an die längere Schließung der Eishalle vor einigen Jahren aufgrund baulicher Mängel. Eine harte Zeit für den Verein, der damit nahezu seinen kompletten Unterbau verlor. Aktuell gibt es etwa 60 Kinder und Jugendliche, die von fünf qualifizierten Trainern ausgebildet werden. "Die sind aber noch viel zu jung. Und Fußballer kann ich schlecht aufs Eis stellen", übt sich Rosin im Sarkasmus. Ein Komplett-Umbruch war nicht zu vermeiden. Kissinger Spieler wie Alex Berger, Sven Kaufmann, Dominik Reiss und zuletzt Martin Oertel mussten aus beruflichen Gründen passen. Mit Kevin Faust, Kevin Kessler, Jonas Manger, Michael Stach und Alexander Andrusovich verließen gleich fünf Akteure die Saalestädter in Richtung der Schweinfurter Mighty Dogs.


Es braucht ein Zugpferd

"Wir brauchen aber eine Mannschaft als Zugpferd. Zum Zeitpunkt der Planung hatten wir gar keine andere Möglichkeit bei unseren Verpflichtungen. Unser Kontingentspieler ist Chad Evans. Donatas Zukovas, Niko Grönstrand oder Rami Heikkilä sind EU-Ausländer, die bei uns einer geregelten Arbeit nachgehen und damit auch ihre Steuern zahlen", betont Rosin. "Natürlich gibt es eine Absichtserklärung anderer Vereine, auf EU-Ausländer zu verzichten. Aber da hält sich eben auch nicht jeder dran. Und wir haben schlichtweg keine andere Wahl." Im Verein und im Umfeld selber könnte die Stimmung nicht besser sein. "Wir spielen nicht nur für uns, sondern für die ganze Region", betont Mikhail Nemirovsky. Der Eishockey-Verband wird am Sonntag durch seine offiziellen Vertreter den Landesliga-Pokal in Bad Kissingen präsentieren, doch der Spielertrainer der Wölfe geht schon länger auf Nummer sicher mit einer dem Stanley-Cup nachempfundenen Trophäe, die in der Kabine zu bewundern ist. "Das ist eine spaßige Motivation für uns Spieler und wie ein Projekt, an dem die ganze Mannschaft beteiligt ist. Dieser Pokal bleibt in jedem Fall bei uns", erklärt der 42-Jährige. Der Materialeinsatz ist übrigens überschaubar mit den Verpackungs-Resten eines Kau-Tabaks, der gerade bei Eishockeyspielern sehr beliebt ist. Schicht für Schicht ist der Pokal seit Saisonbeginn auf mittlerweile stattliche Ausmaße gewachsen.


Ein Sponsor spendiert die Fahrt

Wie zuletzt in Königsbrunn, werden die Wölfe auch beim 16-fachen Deutschen Meister von einer großen Fanschar begleitet. "Was sich in dieser kurzen Zeit entwickelt hat, damit hätte ich nie gerechnet. Wir haben eine klasse Mannschaft, eine tolle Fankultur und ein prima Umfeld mit vielen Helfern. Der organisatorische und zeitliche Aufwand ist groß, aber es war und ist die Mühe wert", sagt Michael Rosin. Ein Sponsor stellte nach dem Finaleinzug spontan einen Bus zur Verfügung, die Eintritts-Karten wurden von Vereinsseite vorreserviert, denn das kleine Füssener Stadion könnte mit etwa 1500 Zuschauern ausverkauft sein. Die Ostallgäuer dürften leicht favorisiert sein dank einer exzellenten Mischung aus Talenten aus der eigenen Nachwuchs-Akademie und Haudegen wie Eric Nadeau (42), Andrej Naumann (37) oder Ron Newhook (39). Auf Wölfe-Goalie Donatas Zukovas wartet sicher wieder Schwerstarbeit. "Er strahlt Ruhe und Gelassenheit aus und stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft", lobt Rosin den 22-jährigen Litauer.
Der Finalsieger wird in maximal drei Spielen ermittelt und steht als direkter Aufsteiger in die Bayernliga fest. Der Verlierer bestreitet Relegationsspiele gegen den Vorletzten der Bayernliga-Abstiegsrunde. Mögliche Gegner sind vor dem letzten Spieltag der EA Schongau, EHF Passau oder Wanderers Germering. "Unsere Spieler haben alle Verträge bis Saisonende. Wir werden also bis zum allerletzten Spiel eine starke Truppe haben", sagt Michael Rosin und empfiehlt für den Sonntag pünktliches Kommen. "Die Kassen haben ab 16.30 Uhr geöffnet. Gut möglich, dass wir später ausverkauft melden."