Barbara Will war Pionierin des Frauen-Fußballs
Autor: Steffen Standke
Münnerstadt, Mittwoch, 16. Januar 2019
Barbara Will erlebte mit der Damen-Mannschaft des SV Münnerstadt in den 1970er-Jahren die Zeit mit, als ihr Sport in Deutschland in den Kinderschuhen steckte.
Es fällt Barbara Will gar nicht auf. Aber die 76-Jährige aus Münnerstadt sagt immer noch "rechter Verteidiger" und "Torhüter", wenn sie über ihre Fußballerinnen-Zeit in den 1970ern beim SV Münnerstadt spricht. Damals redete man so. Heute haben sich die weiblichen Formen im Fußball längst durchgesetzt. Einfach war der Weg bis dahin nicht, hat auch "Bärbel" Will erfahren.
Die Geschichte, wie der SV Münnerstadt zu seiner Damen-Mannschaft kam, klingt so kurios wie typisch für die Zeit. Damals, 1970, hatte sich der Verein zur Einweihung des hergerichteten Schlackeplatzes in der Unteren Au (heute Edeka) einen namhaften Gegner aus Haßfurt eingeladen. Allerdings wurden für das Vorspiel noch Mannschaften gesucht.
Und da kamen die (männlichen) Verantwortlichen auf die geniale Idee, ihre eigenen Spielerfrauen zu fragen. Das Kalkül der Herren laut Bärbel Will: "Sie wollten mal wieder richtig was zu lachen haben. Und etwas zu gucken."
Eine Woche vor dem Spiel rückten die Kerle mit ihrer Idee heraus - und die Frauen waren Feuer und Flamme. 20 von ihnen meldeten sich - mehr als genug für eine Fußball-Elf.
Sogleich gerieten die Spielerfrauen unter das Kommando von Oberstabsfeldwebel Lorenz Dallner, einem Münnerstädter, der bei der Bundeswehr in Hammelburg diente. "Er brachte uns erst einmal bei, dass nicht alle elf Spielerinnen hinter dem Ball herlaufen sollen", erinnert sich Will. Trainiert wurde am Höhberg bei Burglauer.
Und so standen sie am 26. Juli 1970 auf dem Platz, die Mürschterinnen in langärmligen weißen Trikots mit blauem Ausschnitt, ultrakurzen Hosen und blauen Stutzen, der erwarteten Niederlage tapfer ins Auge blickend. Denn antreten mussten die Fußball-Neulinge gegen die weiblichen "Stars" aus Großwenkheim, die schon vier Jahre zusammenspielten. Doch sie schlugen sich wacker, erkämpften ein 1:1. Und waren - das ist auf Fotos zu sehen - megastolz.
Dass die SVlerinnen das Rückspiel im August auf dem Großwenkheimer Lehmplatz 0:3 verloren - geschenkt. Denn jetzt wollten sie mehr.