Bad Kissinger Hang zur Überheblichkeit
Autor: Jürgen Schmitt
Bad Kissingen, Sonntag, 26. Oktober 2014
Die Kissinger Wölfe stellen ihre Qualitäten gegen Freising zur Schau. Im Gefühl der Überlegenheit wird aber der Gegner unnötig stark gemacht.
Kissinger Wölfe - Blackbears Freising 6:3 (3:0, 2:0, 1:3).
Feine Technik. Flotte Kufenfahrt. Puckverlust und Gegentor. Es macht einfach Spaß, Mikhail Nemirovsky in Aktion zu sehen, der mit seiner Klasse natürlich zu den besten Eishockeyspielern dieser Landesliga Nordost gehört. Doch Bad Kissingens Spielertrainer hielt eben auch Aktien am dritten Freisinger Treffer. Der tat nicht weh, stand aber doch symbolhaft für den schmalen Grat, auf dem sich so mancher Bad Kissinger bewegt.
Immerhin 200 Fans waren zum ersten Heimspiel der Saison gekommen. Luft nach oben also auf den Rängen, aber auch auf dem Eis. Das dritte Drittel war schlichtweg ein Stimmungs-Killer angesichts der mitunter pomadigen Einstellung, die einen überforderten Gegner unnötig stark machte. Klar, die Verletzung von Alexander Andrusovich (Verdacht auf Handbruch) war ein Schock.
"Wir wollten die drei Punkte und wir haben sie. Ansonsten kann man die Partie schnell abhaken", war Sportchef Thomas Berndaner wenig zum Plaudern aufgelegt. So richtig zufrieden durfte der Routinier nur mit dem Überzahl-Spiel sein. Die ersten vier Treffer durch Andrusovich (4., 17.), Nemirovsky (11.) und Alexander Engel (27.) fielen alle mit einem Mann mehr auf dem Eis. Kurios: Gleich dreimal saß bei den Gästen der Ex-Schweinfurter Dennis Martindale auf der Strafbank, um im Schlussdrittel den ersten Treffer der Blackbears zu erzielen (45.), nachdem Phillip Golz auf 5:0 (32.) gestellt hatte nach einem prima Zuspiel von Viktor Ledin. Ansonsten führte immer wieder Bruder Leichtfuß Regie bei den mit drei Sturmreihen und fünf Verteidigern angetretenen Kurstädtern, die über all der Zauberei die Effektivität vergaßen. "Das war schön anzuschaun, aber mitunter zu viel Show", sagte Berndaner. Als Roman Nikitin dem Freisinger Goalie Konstantin Bertet die Hartgummi-Scheibe abgejagt und zum 6:1 (48.) getroffen hatte, hatte das Publikum vergebens auf eine finale Unterhaltungs-Offensive gehofft.
Tore für Bad Kissingen: Alexander Andrusovich (2), Mikhail Nemirovsky, Alexander Engel, Philipp Golz, Roman Nikitin; Zuschauer: 200; Strafminuten: Bad Kissingen 6 - Freising 14.