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Annika Graser und Leonie Kreil packen mit an


Autor: Jürgen Schmitt

LKR Bad Kissingen, Freitag, 28. Dezember 2018

Die aus dem Landkreis stammenden Spielerinnen des FF USV Jena unterstützen ihren Verein angesichts der drohenden Insolvenz.
Tragende Rolle im Mittelfeld: die gebürtige Auraerin Annika Graser (rechts) vom FF USV Jena. Hannes Seifert


Rette uns, wer kann. So lautet die Kampagne, mit der der FF USV Jena ums Überleben kämpft. Und mittendrin: Zwei Fußballerinnen aus dem Landkreis Bad Kissingen, die beim thüringischen Zweitligisten unter Vertrag stehen. Schon im Jahr 2014 wechselte Annika Graser nach Jena, spielte zuvor Fußball in ihrem Heimatverein SV Aura, für den TSV Großbardorf und den ETSV Würzburg. Einen etwas anderen Weg ging Leonie Kreil, die ihre Karriere beim FC Poppenroth startete, ebenfalls nach Großbardorf, später in die U-17 des FC Bayern München und von da zum ETSV Würzburg wechselte; und im Jahr 2016 als 18-Jährige an ein College in den USA ging, um sich ihren Traum vom Profifußball zu erfüllen an der "University of West Florida". Beide Spielerinnen wurden speziell gefördert von DFB-Stützpunkttrainer Peter Rückel und sind in Jena Stammspielerinnen.

Überhaupt ist der Verein seit Jahren eine gute Adresse für Talente aus Franken aufgrund der räumlichen Nähe. "Leonie ist im Sommer aus den USA gekommen, um in Deutschland wieder Fuß zu fassen. Und Annika ist ja quasi ein Eigengewächs", sagt Pressesprecher Robert Schmiedel über die 19-Jährige, die im nächsten Jahr ihr Abitur macht, danach studieren will. Wo, das lässt Annika Graser bewusst offen. Genießt stattdessen die freien Tage vor dem Trainingsbeginn im Januar bei der Familie an der Fränkischen Saale. "Was momentan passiert, das beschäftigt einen natürlich. Da geht es ja um die Existenz eines Vereins. Das hier ist inzwischen auch eine Herzensangelegenheit", sagt die Gymnasiastin, die ihren Sport auf semiprofessioneller Ebene betreiben kann.

Im November hatte der Vorstand darüber informiert, dass dem reinen Frauenfußball-Verein mit etwa 200 Mitgliedern etwa 100 000 Euro fehlen, die bis Saisonende aufgetrieben werden müssen. "In der 1. Liga gab es pro Saison Zuschüsse in Höhe von 300 000 Euro, als Zweitligist gibt es nur noch 30 000 Euro", sagt Robert Schmiedel. Dazu kommen aktuelle Forderungen der Berufsgenossenschaft, und ein Darlehen eines belgischen Inverstors in Höhe von 100 000 Euro taucht ebenfalls unter "Verbindlichkeiten" auf. Zehn Jahre hatte der FF USV, ein Ableger des großen und auf Breitensport fixierten Universitätssportvereins, ununterbrochen in der Bundesliga gespielt, ehe der Abstieg zum Auslöser der finanziellen Schieflage wurde. "Aber wir geben nicht auf. Und es ist schön zu sehen, wie der Zusammenhalt aller Beteiligten gewachsen ist. Auch unsere Sponsoren sind noch näher an den Verein herangerückt", sagt Schmiedel, der als Pressesprecher eine Aufwandsentschädigung bekommt, im Januar eine Ausbildung bei der Deutschen Bahn beginnt. Ohne ehrenamtliches Engagement ist Frauenfußball in Jena nicht realisierbar. Zu Spielen in der Bundesliga kamen im Schnitt 300 Zuschauer, jetzt sind es etwa 150.

Umso bemerkenswerter, wie sehr sich auch die Fans ins Zeug legen. Über eine Spendenkampagne wurden bislang 16 000 Euro gesammelt. Ihre Solidarität mit den Blau-Weißen bekundeten sogar die Eliteteams vom FFC Frankfurt und Turbine Potsdam. "Beide Vereine haben uns für eine Versteigerung signierte Trikots überlassen. Das allein hat 2000 Euro gebracht. Das alles treibt einen auch persönlich an, wenn man sieht, dass es vorwärts geht", sagt Schmiedel. Verhehlt aber nicht, dass der Verein aufgrund der Fördermittel eine professionelle Basis wohl nur in der Bundesliga hat. Sportlich läuft es nach miserablem Saisonstart mittlerweile richtig gut als aktuell Tabellen-Sechster. Im letzten Spiel vor der Winterpause gelang sogar ein 3:2-Sieg über das Spitzenteam vom 1. FC Saarbrücken. "Zwei Vereine steigen auf, aber weil die Bundesliga-Reserven nicht aufstiegsberechtigt sind, sind wir virtuell Dritter hinter Saarbrücken und dem 1. FC Köln", erklärt Robert Schmiedel.

Als Leistungsträgerinnen wollen Annika Graser und Leonie Kreil zum sportlichen Erfolg beitragen. Darüberhinaus aktiv helfen, damit der Verein auch finanziell wieder auf die Beine kommt. Auf dem Weihnachtsmarkt wurde Glühwein und bei Heimspielen Kuchen verkauft. Kleine Gesten vielleicht nur. Aber mit Nichtstun ist in Jena niemandem geholfen. Kampagne: Über "GoFundMe.com" kann man via Internet den FF USV Jena finanziell unterstützen.