Anna Zimmer verbindet Spiel-Intelligenz mit Kampfgeist
Autor: Jürgen Schmitt
Nüdlingen, Freitag, 17. Januar 2014
Anna Zimmer hat sehr schnell sehr viel gelernt bei der SG Garitz/Nüdlingen. Talent und Kampfgeist der 18-Jährigen sind am Samstag (20 Uhr) gegen den HC Erlangen gefordert.
Einfach mal in der Luft stehen. Wie ein Raubvogel. Hört sich schwierig bis unmöglich an. Luc Abalo ist so einer, der das beherrscht. Dank seiner Sprungkraft scheint der 29-Jährige die Gesetze der Schwerkraft aushebeln zu können. Für die Torhüter ist der Rechtsaußen der französischen Handball-Nationalmannschaft so etwas wie ein Raubvogel. Immer gefährlich, unkontrollierbar. Eine Waffe. "Beim Wurf von Außen fehlt mir noch die Erfahrung. Da bin ich manchmal zu hektisch", sagt Anna Zimmer. Nachvollziehbar für eine 18-Jährige, die erst seit fünf Jahren Handball spielt. Und die fasziniert von Handballern ist, die nach dem Abspringen erst nach einer gefühlten Ewigkeit landen. "Da versucht man schon, sich was abzuschauen", sagt die angehende Abiturientin, die neben der Schule Zeit und Energie in zwei Nebenjobs investiert.
Bewundernswert, dass die Schülerin am Jack-Steinberger-Gymnasium überhaupt so schnell den Sprung in den Landesliga-Kader geschafft hat. Schnelligkeit, Ehrgeiz und Kampfgeist sind die Attribute, die die Rechtshänderin zu einer festen Größe im Kader der SG Garitz/Nüdlingen (1./24:4) gemacht haben. Und die auf diesem Niveau notwendige Flexibilität. Offensiv auf Linksaußen, defensiv oft als vorgeschobene Abwehrspielerin in der 3-2-1-Formation. "Anna hatte mich bereits nach wenigen Spielen überzeugt und ist ein wichtiger Teil der Mannschaft. Sie hat eine hohe Spielintelligenz und geht mit vollem Herzen in die Zweikämpfe, egal mit wem. Das sind Argumente, die jeden Trainer überzeugen", sagt Harun Tucovic. "Und daher wäre es von großer Bedeutung, dass sie nach dem Abitur der Mannschaft erhalten bleibt."
Eine Schulfreundin hatte Anna Zimmer einst mit zum Training gebracht. Seitdem gehört der Handball-Sport zum Leben der Haarderin wie Essen oder Trinken. "Die Winterpause war wichtig, um abzuschalten und mal den Kopf freizubekommen. Auch, weil die Schule vor Weihnachten sehr stressig war. Aber nach ein paar Tagen habe ich Handball schon wieder vermisst, bin auch ein paar mal zum Joggen gegangen." Passion, die es braucht, schließlich spielt die Hobby-Snowboarderin parallel bei den A-Juniorinnen auf der Mittelposition. "Die Doppelbelastung spürt man schon, aber ich kann mich so weiterentwickeln. Und lernen, Verantwortung zu übernehmen."
Anna Zimmer hatte erst Fußball bei der SpVgg Haard gespielt, damit aber vor zwei Jahren aufgehört, kickt jetzt allenfalls just for fun.
Jetzt ist Handball die Sportart Nummer eins. "Meine Freunde haben schon Respekt davor, wie es zur Sache geht. Aber gerade das Körperbetonte macht es so interessant. Für mich käme wohl nichts anderes in Frage." Anna Zimmer hat Ziele, wünscht sich den Aufstieg. "Das ist ein langer und beschwerlicher Weg und wäre schon cool. Wenn wir nur Zweiter werden, ist das natürlich auch eine Top-Platzierung." Top ist auch die Form des Gegners. Der HC Erlangen (7./15:13) hatte aus den vier Spielen vor der Winterpause sieben Punkte geholt und vor Wochenfrist das Spitzenteam aus Cadolzburg mit 23:22 besiegt. "Erlangen hat eine junge Mannschaft mit enormer Qualität. Viele Spielerinnen wurden in der Junioren-Bundesliga ausgebildet. Da müssen wir alles geben", weiß der SG-Trainer, der um die angeschlagenen Anna Kleinhenz, Julia Albert und Claudia Pfleger bangt. Und umso mehr auf die Unterstützung von den Rängen baut. "Jede Stimme, die sich bemerkbar macht, ist wichtig."
Die vielen Fans in der Schlossberghalle stören Anna Zimmer nicht. Im Gegenteil. "Generell freue ich mich auf jedes Spiel und schöne Kulissen. Und es spornt doch an, wenn Freunde und Familie zuschauen. Nervös bin ich nur ein bisschen vor dem Spiel. Aber die Aufregung legt sich mit dem Anpfiff." Aufregend wird es gegen die Mittelfranken ganz bestimmt.