recht aktiv waren. Als ich auf dem Gymnasium war und bei den Bundesjugendspielen nach dem 800 m-Lauf von älteren Leichtathletinnen angesprochen wurde, ob ich nicht mal zum Training kommen möchte, kam das Ganze ins Rollen. Da ich anders als die meisten dort keine Sprinterin war, bin ich hin und wieder parallel bei den Tausendfüßlern mitgelaufen. Angefangen habe ich mit Strecken ab 2000 Meter, die auf der Bahn stattfanden. Allerdings muss ich gestehen, dass die Bahn nicht so mein Ding ist. Lieber bin ich bei diversen Volks- und auch Crossläufen zwischen fünf und zehn Kilometern an den Start gegangen. Eine Zeit lang war ich bei recht vielen Läufen hier in der Region und bei den Läufen des Rhön-Grabfeld-Cups dabei. Mit zunehmendem Alter sind auch die Laufstrecken allmählich länger geworden. Jedoch weiter als die Halbmarathon-Distanz von 21,1 Kilometern bin ich noch nicht gelaufen - zumindest nicht bei einem Wettkampf.
Sie sind eine fantastische Läuferin. Hat eigentlich mal ein höherklassiger Verein versucht, Sie aus dem Saaletal wegzulocken?
Vielen Dank! Ein höherklassiger Verein nicht direkt. Von den Ramsthaler und Bad Kissinger Trainern wurde ich schon gefragt, ob ich nicht für deren Vereine laufen wolle. Es gab in meinem näheren Läuferumfeld ebenfalls erfahrene, erfolgreiche Läufer, die mich trainiert und zu Meisterschaften gebracht hätten. Anstatt Trainingspläne streng zu befolgen, wollte ich lieber mein Ding machen und durch Meisterschaften nicht so hohen Druck aufbauen. Es gab in mir die Befürchtung, die Erwartungen anderer nicht erfüllen zu können. Dennoch wusste ich das Engagement sehr zu schätzen!
Wann haben Sie denn entdeckt, dass Sie beim Laufen auf der Überholspur unterwegs sind?
Recht schnell fiel auf, dass ich bei Läufen in meiner Altersklasse wiederholt die Erste oder zumindest weit vorne mit dabei war. Auch in der Frauen-Hauptklasse konnte ich weiter mithalten und gewann Läufe meist als eine der ersten drei Frauen.
Rekorde haben Sie ja einige aufgestellt. Was bedeuten Ihnen Bestzeiten und auf welche Leistungen sind Sie besonders stolz?
2009 und 2011 wurde ich unterfränkische Crosslaufmeisterin, 2011 unterfränkische Vizemeisterin im Berglauf und 2012 unterfränkische Meisterin im Halbmarathon. Besonders stolz bin ich auf meine 10 km-Bestzeit, die bei 38:47 Minuten liegt, gelaufen beim MainCityRun in Schweinfurt im Jahr 2019. Meine Wunschzeit auf dieser Distanz lag immer unter der für mich magischen Grenze von 40 Minuten, was ich davor auch schon geschafft hatte. Bei diesem Lauf habe ich gar nicht damit gerechnet, dass so es so gut für mich lief und war dann umso überraschter. Auch beim Halbmarathon in Ramsthal konnte ich eine persönliche Bestzeit in 1:28:55 Stunden verzeichnen. Dies ist seit 2012 der Streckenrekord bei den Frauen. Beim diesjährigen Halbmarathon in Ramsthal habe ich die Ziellinie schon hinter zwei Männern überquert.
Trainieren Sie allein oder gibt es Laufpartner?
Mittlerweile laufe ich viel alleine und nutze die Zeit zum Musik hören. Manchmal ist mein Mann Andreas mit dabei, was aktuell aus zeitlichen Gründen oft nicht funktioniert. Dienstags jogge ich öfters mit einer Laufpartnerin der Tausendfüßler.
Wie schaut so eine Lauf-Woche aus im Leben der Anna Roth?
Aktuell laufe ich etwa dreimal pro Woche: Das sind in den meisten Fällen ein langsamer längerer Lauf, einmal um die sechs Kilometer und sonntags etwa zehn Kilometer.
Was ist aktuell Ihre Lieblingsstrecke?
Wenn die Temperaturen allmählich wieder steigen, werde ich den Elfershäuser Wald als Laufstrecke vorziehen. Erstens bietet der angenehmen Schatten, zweitens ist der Boden weicher als Teer, was den Gelenken zugutekommt, und zudem riecht es da gut.
Sie gehören zu den Tausendfüßlern. Was ist das für eine Gruppe?
Bei den Tausendfüßlern handelt es sich um eine Laufgruppe in Hammelburg unter der Leitung von Sieglinde Roider. Es gibt regelmäßige Lauftreffs an unterschiedlichen Treffpunkten. Bei den Treffen wird zusammen gelaufen und natürlich auch untereinander ausgetauscht.
Im Lauf des Jahres gibt es neben den Laufeinheiten selbst noch ein paar Events, bei denen es vorrangig um die Gemeinschaft und Geselligkeit geht. Zum Beispiel findet dieses Jahr am 21. August die Bewirtung an der Trimburg
durch die Tausendfüßler statt!
Sie haben neulich beim Lauf in Ramsthal angedeutet, dies sei Ihr letzter Lauf dort gewesen. Was sind die Gründe dafür?
Viele Läufe habe ich die letzte Zeit sowieso nicht mehr bestritten. Erst kam unser Nachwuchs, wodurch sich natürlich so manches ändert. Die Zeit für Training und Laufevents wird weniger. Anschließend überrollte uns die Pandemie, weshalb fast keine Läufe stattgefunden haben. In der Vergangenheit habe ich schon häufiger feststellen müssen, dass mir meine eigenen Ansprüche und Erwartungshaltungen ziemlich zugesetzt haben. Das Laufen ist nicht mein Beruf, sondern ein Hobby, es soll Spaß machen!
Sie scheinen sehr naturverbunden. Können Sie auch einer Einheit auf dem Laufband etwas abgewinnen?
Im Winter bin ich tatsächlich öfters auf dem Laufband, weil es schon so bald dunkel wird. Da fühle ich mich drinnen einfach wohler als draußen in der Dunkelheit. In der hellen Jahreszeit steht das Laufband aber so gut wie komplett still. Draußen vergehen Zeit und Kilometer deutlich leichtfüßiger und abwechslungsreicher.
Regeneration wird oft unterschätzt. Wie erholen Sie sich von anstrengenden Läufen respektive Trainingseinheiten?
Wir haben eine Sauna im Garten, das ist perfekt zum Entspannen und Regenerieren. Auch gemütlichere Spaziergänge tun den Beinen gut. Manchmal sollte ich mir
vielleicht etwas mehr Pausen gönnen (lacht).
Für welche Sportarten können Sie sich sonst noch begeistern?
Früher habe ich Ballett und Tanzgarde getanzt. Spaß macht mir außerdem Step Aerobic, da habe ich sogar eine Zeit lang im Wechsel mit anderen Trainerinnen Stunden beim TV/DJK Hammelburg gehalten. Fahrrad, Fitness und Wandern mache ich auch sehr gerne.
Hat Sie nie ein Mannschaftssport gereizt?
Ballsportarten fallen bei mir leider gleich raus, das habe ich einfach nicht drauf. Das Tanzen in der Garde ist meiner Meinung nach auch ein Mannschaftssport, denn dabei man muss sich auf die Mittänzer/innen verlassen können und eine harmonische Einheit bilden.
Zum Schluss: Haben Sie einen Motivations-Tipp parat, vor allem, wenn das Wetter draußen einem die Laune vermiesen kann?
Wenn ich mal so gar keine Lust habe, dann stelle ich mir vor, wie gut es sich nach dem Laufen anfühlt: die warme Dusche, "ausgelüftet" und frei im Kopf zu sein, die Zufriedenheit sich sportlich betätigt zu haben.
An wen spielen Sie weiter?
Ich spiele weiter an Sieglinde Roider, eine jahrelange Läuferin. Ich schätze sie sehr und bin ihr dankbar, dass sie sich in einer schwierigeren Zeit um mich bemüht hat. Sie steckt so viel Herzblut und Zeit in die Laufgruppe, dafür verdient sie meine volle Anerkennung.