American Football: Diese Franken sind die Super-Nerds
Autor: Jürgen Schmitt
Thulba, Donnerstag, 10. Februar 2022
Warum Christopher Meindl und Nils Weigand für den Super Bowl eine Analyse vom Allerfeinsten geben können, ohne je selbst gespielt zu haben.
Christopher Meindl und Nils Weigand sind American Football-Profis - ohne je selbst aktiv gespielt zu haben. Ihr Können bezieht sich auf das Verstehen dieses Sports, und auf diesem Gebiet sind die beiden Kumpels aus dem unterfränkischen Thulba nahe Bad Kissingen echte Kapazitäten. "Diese Sportart bietet mit ihren hochdramatischen Spielen alles, was das Herz begehrt. Von tiefgründigen Analysen, taktischen Meisterleistungen hin zu purer Action und gewaltigen Hits dieser Modellathleten", sprudelt es aus Christopher Meindl.
Die Spiele der National Football League (NFL) sind für den 28-Jährigen und seine Clique Pflichttermine, die über das normale TV-Erlebnis weit hinaus gehen. "Wir diskutieren regelmäßig über aktuelle Themen aus der NFL. Zudem kommt eine konkrete Analyse anhand der Datenbank 'Pro Football Focus' (PFF) als Referenz für alle Nerds und Statistikliebhaber. Dafür zahle ich gerne einen Jahrespreis", sagt Meindl, der als Sparkassenfachwirt eine Geschäftsstelle leitet.
Die Liebe zum Detail
Über die gesamte Saison spielt der engere Kreis eine FantasyFootball-Saison, die der TV-Sender ESPN anbietet und damit weltweit Millionen von Fans unterhält. Geht es in Richtung der Playoffs, kommt ein Tippspiel dazu, an welchem auch Arbeitskollegen, Freunde und Bekannte teilnehmen. Die Play-offs und der Super Bowl werden soweit möglich gemeinsam geschaut.
Zum harten Kern der Analysten gehört Meindls Bruder Marius sowie Nils Weigand, der in München dual studiert. Aktiven Sport betreibt das Trio beim Schützenverein Bavaria Thulba. "95 Prozent bei uns im Verein verstehen nicht, warum wir uns die Nächte um die Ohren schlagen", sagt Meindl, dessen Lieblingsverein die New York Giants sind, "da mich die Stadt schon immer fasziniert hat und ich im Basketball auch ein großer Fan der New York Knicks bin." Seit zehn Jahren verfolgt der 28-Jährige intensiv die Spiele der NFL, hat sich, einmal vom Ehrgeiz gepackt, in Podcasts eingehört und Sachbücher gelesen.
Fachsimpeln im virtuellen Raum
Dass sich die Clique oft nur im virtuellen Raum treffen kann, tut der Freude am Fachsimpeln keinen Abbruch. "Wir sitzen dann am Laptop, parallel läuft der Fernseher. Meistens an den Sonntagen, wenn die ersten Spiele schon um 19 Uhr unserer Zeit auf Pro7Maxx übertragen werden. Die Hartgesottenen schauen sich auch die späten Spiele an", so Meindl, der sogar den offiziellen "Game Pass" der Liga abonniert hat und für die Interessengruppe auch schon mal eine Voranalyse fürs Finale anfertigt. Für die "10 keys to win the Super Bowl" werden vergangene Spielzüge der Teams angeschaut, Analysen der Experten gelesen, eigene Takes erstellt und die Schwachstellen der Teams den Interessierten aufgezeigt.
Für Nils Weigand ist der Kumpel schlichtweg "der große Bekehrer". Denn der enge Freundeskreis samt Geschwister und Partnerinnen ist mittlerweile komplett footballbegeistert. "Das Spiel ist hochkomplex und erschreckend einfach zugleich. Mal mit komplizierten Spielzügen, mal mit Sensationswürfen", sagt der Student.
Draft-Expertise für 240 College-Spieler
Seinen ersten Super Bowl hat der 20-Jährige im Jahr 2015 verfolgt, ist sogar Fan zweier NFL-Teams: der New England Patriots und der Green Bay Packers. "Die Patriots haben mich durch den deutschen Spieler Sebastian Vollmer und Quarterback-Legende Tom Brady fasziniert. Die Packers mit dem Deutsch-Amerikaner Equanimeous St. Brown sind ein Team mit langer Tradition. Und ihr Quarterback Aaron Rodgers ist einer der spektakulärsten Spieler der Liga." Nach dem Super Bowl geht die NFL in eine lange Spielpause, die erst im September endet. Darben müssen die NFL-Autoritäten in dieser Zeit allerdings nicht. "Wir Verrückte schauen dann im April/Mai den Draft live und tippen, welches Team wohl welchen Collegespieler auswählt", sagt Christopher Meindl. Dessen letzte Draftexpertise auf rund 70 Seiten umfasste rund 240 College-Spieler.