Als der FC Hammelburg die Kickers herausforderte
Autor: Jürgen Schmitt
Hammelburg, Donnerstag, 09. April 2020
Die Bezirksoberliga war eine bewegte Zeit für die Helden aus der Saalestadt. Stephan Düsel und Christian Mathea erinnern sich.
Zur Jahrtausendwende sind die Fußballer des 1. FC Hammelburg eine richtig große Nummer: Nach dem Aufstieg in die Bezirksliga als Meister der Kreisliga Nord (1998/99) gelingt als Vizemeister der Saison 1999/2000 über die Relegation der Durchmarsch in die Bezirksoberliga. Drei Jahre werden die Saalestädter den Landkreis in der höchsten Liga Unterfrankens vertreten. Und vor vielen Fans spielen, sodass der auch finanzielle Mehraufwand keine negativen Folgen hat, wie die damalige Führungsriege um Vorsitzenden Georg Schilling befürchtete.
Früher Abstiegskampf
Früh in der Saison 2002/03 stehen die Zeichen auf Abstiegskampf bei der Elf von Udo Schäfer, der zur neuen Saison Philipp Drilling abgelöst hat. Nicht mehr im Team stehen Leistungsträger vergangener Jahre wie Sven Roith (Beruf) und Ralf Adelsbach (Wechsel nach Bad Brückenau). Nach acht Spieltagen haben die FC-Jungs gerade einmal zwei Punkte auf der Habenseite. Nicht viel besser in der Tabelle steht der nächste Gegner: Kickers Würzburg.
Der Traditionsverein vom Dallenberg, der in den späten 70er Jahren noch in der 2. Bundesliga Süd spielte, muss inzwischen über die Dörfer tingeln, gegen den SV Rödelmaier, VfL Bad Neustadt oder den TSV Aidhausen antreten. Festtage sind das in der Fußball-Provinz, wenn die Domstädter um ihren Spielertrainer Christian Johannes ihre Aufwartung machen - und in der aktuellen Form auch noch schlagbar sind.
Der Hüne trifft doppelt
Nur nicht für den FC Hammelburg an diesem Oktober-Tag. Die Abwehr um Keeper Christian Michl, Libero Stephan Düsel, Michael Thoma, Andreas Brauner und Matthias Lell gerät früh unter Druck, weil die Mainfranken, spritziger, gewitzter und damit in allen Belangen überlegen sind. Kurz vor der Pause erzielt Florian Gram mit seinem im Nachschuss verwandelten Strafstoß die Würzburger Führung (43.), die der Zweimeter-Hüne kurz nach der Pause zum Endstand ausbaut nach der Flanke von Harun Afanacoglu.
Erst in der Schlussphase wird Kickers-Keeper Jens Kollert gefordert von Hammelburgs Offensive um Markus Kirchner, Oliver Hofmann und Ralph Katholing. Das Mittelfeld um Dimitri Jampolski, Christian Mathea, Björn Büchs, Alexander Danzer und Muhamed Mahmutovic bringt an diesem Tag zu wenig Ideen und Durchsetzungskraft auf den Rasen. Die Ampelkarte für Würzburgs Rene Heckmann (77.) bleibt damit ohne Folgen für das Ensemble aus der Domstadt.
Bewegte und erfolgreiche Zeiten, an die Stephan Düsel gerne zurückdenkt. "Die sieben Jahre in Hammelburg waren eine Wahnsinns-Zeit mit einer super Kameradschaft. Vor allem unseren langjährigen Trainer Philipp Drilling muss ich da hervorheben", sagt der gebürtige Morlesauer, der als 32-Jähriger zum FCH kam. Dort traf Düsel wieder auf Christian Michl, der in der Jugend tatsächlich das Trikot der Würzburger Kickers trug, dann seine Torwart-Karriere erst einmal an den Nagel hängen sollte, um bei Düsels Heimatverein in Morlesau ein Comeback zu starten, das den Ausnahme-Keeper später zur DJK Waldberg und schließlich nach Hammelburg bringen sollte. "Sein Torwarttrainer war damals Georg Hof. Der hat ihn manchmal derart hart rangenommen, dass er mir fast leidgetan hat", entsinnt sich Stephan Düsel. Der heute 54-Jährige ist dem lokal-regionalen Fußball immer noch eng verbunden, nicht zuletzt durch Filius Marcel (Hölderle), der nach Stationen beim FC Thulba und TSV Großbardorf inzwischen bei der FT Schweinfurt kickt.
Nur eine halbe Saison spielte Düsel gemeinsam mit Christian Mathea, aber der Dribbelkünstler hat Eindruck hinterlassen. "Ich kannte ihn aus Testspielen gegen Gemünden, der war eigentlich nicht zu stoppen", sagt Düsel über den heute 41-Jährigen, der immer noch aktiv ist als Spielertrainer des A-Klassisten FV Bachgrund. Und der fast ein Jahrzehnt später fast Trainer bei seinem alten Verein geworden wäre. "Das hat dann nicht geklappt, aber das war eine schöne Zeit mit coolen Jungs. Schade, dass Ralf und Sven den Verein vor der Saison verlassen hatten", erinnert sich der gebürtige Pole, der 1989 als Zehnjähriger mit der Familie nach Deutschland kam und seine Fußball-Karriere beim ESV Gemünden startete. Zumindest Christian Michl, der in einem Nachbarort wohnt, sieht der Postbote noch regelmäßig.