Alexander Arnold traut sich die Götschel-Nachfolge zu
Autor: Jürgen Schmitt
Bad Kissingen, Freitag, 20. Dezember 2013
Alexander Arnold wird mit 22 Jahren Obmann der Schiedsrichter-Gruppe Bad Kissingen. Der Nachfolger von Heinz Götschel hat Respekt vor der Aufgabe, weiß aber ein gutes Team hinter sich.
Über Jahrzehnte war Heinz Götschel das Gesicht der Schiedsrichter-Gruppe Bad Kissingen. Sein Nachfolger als Obmann ist Alexander Arnold. Der 22-Jährige wohnt mit Frau und Kind in Langenleiten und ist als Straßenbau-Meister gewöhnlich vier Tage in der Woche deutschlandweit auf Baustellen unterwegs. "In die Fußstapfen von Heinz Götschel zu treten ist eine große Ehre und eine echte Herausforderung", sagt Alexander Arnold, der seit 2006 Schiedsrichter ist.
Wie waren denn die ersten Tage als Obmann der Schiedsrichter-Gruppe Bad Kissingen?
Alexander Arnold: Ich bekam jedenfalls viele Glückwünsche von Schiedsrichter-Kollegen, Bekannten und Freunden. Und musste viele Emails vom Bayerischen Fußballverband abarbeiten. Der BFV braucht Daten für die einzelnen Verteiler und Registrierungen für die Internet-Organisation.
Wie kamst Du zu diesem Amt?
Es war ja bekannt, dass Heinz Götschel nicht mehr kandidieren würde. Ich bin von verschiedenen Personen ins Spiel gebracht worden. Manchmal habe ich nichts anderes im Kopf gehabt, als mir Gedanken darüber zu machen, ob ich mir das zutraue. Ich habe viel mit meiner Frau und Freunden gesprochen, Pro und Kontra abgewogen. Na klar war ich skeptisch, ob ich Familie, Beruf, die Schiedsrichterei und dieses Amt unter einen Hut bringen kann. Mit dem Wissen, dass die Freizeit noch eingeschränkter sein wird. Ich bin sehr dankbar, dass meine Frau die Entscheidung mitträgt, hinter mir steht und mich unterstützt.
Wer gehört zur Führungs-Riege?
Mein Stellvertreter ist Sebastian Wieber, der auch noch sehr jung ist und der sich angeboten hatte. Eine klasse Sache, weil wir uns gut kennen und verstehen, zumal er oft als Assistent an der Linie steht, wenn ich Spiele leite. Lehrwart ist Peter Schmitt, der ja ebenso einen großen Erfahrungsschatz als Funktionär aufweist wie Florian Betz, der Schriftführer ist. Kassier ist Michael Balling und Beisitzer sind Marco Wießner und Ludwig Weisenseel.
Wo siehst Du die Schwerpunkte Deiner Arbeit?
Ich will junge Schiedsrichter fördern, Talente entdecken und weiterentwickeln. Auch aus der Erfahrung heraus, wie sehr mich die Schiedsrichterei in meiner persönlichen Entwicklung weitergebracht hat. Seit ich Schiedsrichter bin, habe ich nach der Hauptschule die Berufsschule samt mittlerer Reife absolviert, danach die Meisterschule samt Fachabitur geschafft. Und jetzt leite ich Baustellen, muss mit Menschen umgehen, die älter oder jünger sind. Und das lernt man eben auch als Schiedsrichter: auf die verschiedenen Charaktere einzugehen. Am 17. Februar beginnt in Hausen übrigens der nächste Neulingslehrgang, wo Interessierte jeden Alters willkommen sind.
Hast Du nicht Angst, dass Dir die vielen Aufgaben über den Kopf wachsen?
Wie gesagt, die Fußstapfen sind groß. Aber wir verteilen die Aufgaben auf so viele Schultern wie möglich. Jeder ist in unserer Führungsriege wichtig. Und es ist klasse, dass ich Anrufe von Schiedsrichter-Kollegen bekam, die ebenfalls ihre Unterstützung angeboten haben. Hilfe kann ich brauchen."
Wirst Du weiter als Schiedsrichter aktiv sein?
Erst einmal ist es mir wichtig zu sagen, dass ich dieses Amt nicht übernommen habe, um damit meine Schiedsrichter-Karriere zu fördern. Das sind zwei paar Schuhe. Pfeifen will ich wie bisher. Also Spiele in der Landesliga oder als Assistent bis zur Regionalliga. Seit dieser Saison bin ich übrigens auch Assistent in der Junioren-Bundesliga. Da bin ich deutschlandweit unterwegs und das ist sehr interessant."
Mit der Auflösung der Schiedsrichter-Gruppe Bad Brückenau sind viele Schiedsrichter verloren gegangen oder haben sich der Bad Neustädter Gruppe angeschlossen. Du bist aus der Rhön, hoffst Du, dass einige der Kollegen wieder den Weg zurück finden?
Natürlich wäre das eine feine Sache. Vor allem deshalb, weil wir in der Gegend auch viele Spiele zu besetzen haben.
Und was wünschst Du Dir von den Vereinen?
Ganz klar: eine gute Zusammenarbeit. In diesen Tagen bekommen alle Vereine von mir ein Schreiben mit Kontaktdaten. Ich stehe für Fragen immer zur Verfügung. Tauchen Probleme auf, soll man darüber sprechen und sich nicht hinter dem Rücken des anderen beklagen. Ein faires Miteinander ist mir wichtig.
Nach den jüngsten Bildern von der Club-WM in Marokko: Werden die Rhöner Schiedsrichter künftig mit Schaum-Dose bewaffnet sein?
Nein. Natürlich nicht. Ich persönlich halte sowieso nichts von technischen Hilfsmitteln. Fußball wird von Menschen gespielt. Und da passieren Fehler. Wenn ein Stürmer frei vor dem leeren Tor daneben schießt, kommt er ja auch nicht an den medialen Pranger. Wird das Spiel gewonnen, ist das dann überhaupt kein Thema mehr. Mit der Schaum-Dose kam mir der Schiedsrichter eher wie ein Clown vor, da geht irgendwie Respekt verloren. Und wie soll das weitergehen? Hat der Schiedsrichter irgendwann ein Handy in der Brusttasche? Eine Armband-Uhr mit Videofunktion? Das kann es doch nicht sein.