Am Wochenende fanden im Fußballkreis Rhön die ersten B-Klassenspiele in organisierter Untertzahl statt.
Die Premiere fand fast im Verborgenen statt. Aber der Blick zurück lohnt allemal, schließlich wurde am Wochenende gleich bei zwei Spielen mit Landkreis-Beteiligung die Möglichkeit des 9 gegen 9 genutzt. Um die vielen Spielausfälle der vergangenen Jahre zu verringern, wurde dieses Pilotprojekt zur neuen Saison im Fußballkreis Rhön im Herrenbereich gestartet - und zwar ausschließlich in den vier B-Klassen. Einzigartig in Unterfranken übrigens, während dieses sogenannte "Norweger-Modell" in einigen Bundesländern bereits existiert. Bis zwei Tage vor der Spielansetzung muss der entsprechende Antrag dem zuständigen Spielleiter und dem Gegner zugehen, ansonsten ist die Zustimmung des Gegners explizit erforderlich. Diese reduzierte Spielform ist laut Fußballverband keine Standard-Spielform, sondern dient zur Problemlösung. Ziel bleibe stets ein Spiel mit elf Spielern pro Team.
Fristgerecht hatte die SG Oerlenbach/Ebenhausen über ihren Abteilungsleiter den Antrag gestellt, in Burglauer 9 gegen 9 spielen zu dürfen. "In der Teamsitzung wurde deutlich, dass wir bei der Reserve nur mit zehn oder elf Spielern hätten planen können. Dazu kamen einige Fragezeichen", sagt SG-Trainer Thorsten Büttner zu den Beweggründen. Da spielte es letztlich auch keine Rolle, dass die Spielgemeinschaft dann doch zwölf Akteure im Aufgebot hatte. Vor Ort hätten sich beide Seiten auf ein "normales" Spiel einigen können, da die VfB-Reserve 13 Spieler aufbieten konnte, allerdings blieb es bei der 9:9-Premiere.
Was Alexander Zitzmann nicht ungelegen kam, der für die Gäste den 1:0-Siegtreffer erzielt hatte. "Das war schon ungewohnt, immerhin stehen insgesamt ja vier Spieler weniger auf dem Feld. Ich fand es gut, weil ich so mehr Platz hatte und meine Kondition ausspielen konnte. Dafür war es für jede Mannschaft natürlich schwieriger, die größeren Räume zuzustellen." Ein komplett anderes Spiel hatte Zitzmann freilich nicht erlebt, "weil man so oder so jedes Spiel gewinnen will. Und es war allemal besser, als abzusagen. Man trainiert ja und freut sich auf das Spiel." Was auch Thorsten Büttner so sieht, dabei vor allem an die Ersten Mannschaften denkt: "Klar muss man sein Spielsystem neu justieren. Aber die Spieler bleiben in ihrem Rhythmus. Und für Teams wie Winkels bedeuten Absagen bei Heimspielen doch immer auch Einnahmeverluste, die sich so vermeiden lassen."
Gespielt wurde in Burglauer übrigens über den ganzen Platz. Das Regelwerk hätte ermöglicht, das Feld um eine Strafraumlänge zu verkürzen. "Wir wollten nicht auf den Ausweichplatz. Und anders abzustreuen ist schon ein Problem, die extra gezogenen Linien hätten anschließend bei der Ersten gestört", sagt VfB-Pressesprecher Burkard Mangold, der konstatierte, "dass es viel weniger Zweikämpfe als sonst gab."
Diese neue Alternative bescherte derweil der SG Unter-/Oberebersbach/Steinach II einen 12:0-Kantersieg über die SG Haard/Nüdlingen, die nur mit neun Spielern angereist war, also ohne Ersatzspieler. Auch hier hatte der Gast fristgerecht den Antrag gestellt. "Wir dachten nicht, dass ein solcher Fall so schnell in dieser Saison kommt. Wer will schon 9 gegen 9 spielen. Wir haben diesmal genug Leute gehabt und haben die Räume über die Außen gut genutzt", sagt mit Thomas Schmitt der Trainer der Heimmannschaft.
Auch in Unterebersbach wurde über den kompletten Platz gespielt. Zum Leidwesen der Angereisten, die nach einer halben Stunde verletzungsbedingt in Unterzahl gerieten. "Das habe ich aber erst später gemerkt, dass wir in Überzahl waren. Das fiel gar nicht so auf, weil ja eh deutlich weniger Spieler auf dem Feld standen." Wie in Burglauer musste der Schiedsrichter nur eine gelbe Karte zücken - wegen Meckerns. Und eine Sache war für Thomas Schmitt ebenfalls äußerst angenehm. "Weil es bei uns so gut lief, wollte keiner ausgewechselt werden."
Norweger-Modell Die für den Spielbetrieb gemeldeten Mannschaften können, wenn notwendig, während der Spielrunde in den "flexiblen Spielbetrieb" wechseln. Grundsätzlich wird 11 gegen 11 gespielt. Die Mindestanzahl der Spieler auf dem Spielfeld beträgt bei 9 gegen 9 sechs Spieler pro Team. Es können bis zu fünf Spieler eingewechselt werden, es werden Großfeldtore verwendet.
Extras Das Spielfeld kann nach Entscheidung des Platzvereins um eine Strafraumlänge reduziert werden, die Breite bleibt unverändert. Es sind vier Eckfahnen erforderlich, gegebenenfalls eine Ersatzmarkierung durch Hütchen etc. Kann eine Verkleinerung nicht erfolgen, darf das Spiel deshalb nicht ausfallen. Eine Zusatzmarkierung mit Hütchen außerhalb des Platzes ist möglich.