600 Fans in der Saaletalhalle aus dem Häuschen
Autor: Jürgen Schmitt
Hammelburg, Sonntag, 15. Oktober 2017
Zwei brutal enge Sätze gehen an die Hammelburg Volleys, womit der Widerstand der starken Grafinger gebrochen war.
Hammelburg Volleys - TSV Grafing 3:0 (26:24, 29:27, 25:16).
Gerade mal 25 Jahre alt ist Peter Wolf. Aber Hammelburgs Neuzugang verfügt tatsächlich über eine geballte Portion Erfahrung, auch aus der 1. Bundesliga. "Irgendwann hat man alle Situationen schon mal erlebt. Und man weiß doch, dass eins, zwei Aktionen ein Volleyballspiel komplett drehen können", sprach also der Diagonalangreifer, der zum eifrigsten Punktesammler seines Teams wurde und damit der logische "MVP" des Spiels war. Eines Spiels, das zwei Sätze lang von einer irren Spannung lebte. Mit dem jeweils besseren Ausgang für die Saalestädter, die von den 600 Fans frenetisch gefeiert wurden.
Vom ersten Ballwechsel an brachten die Volleys ordentlich Emotionen aufs Feld. Leisteten sich aber auch einige leichte Fehler, was kompakte Grafinger lange führen ließ. Aber die Unterfranken hatten richtig Bock auf dieses Spiel und entwickelten erstaunliche Comeback-Qualitäten. Da zwei Aufschlag-Winner von Moritz Rauber, dort gelungene Block- und Angriffsarbeit von Henning Schulte. Und eben immer wieder Punkte von Peter Wolf, sodass der zweite Satzball für ein erstes Happyend sorgte. Satz zwei begann freilich denkbar schlecht. Gegen Oberbayern, die nicht zufällig mit drei Siegen und acht Punkten nahezu perfekt in die Saison gestartet und als Tabellenführer an die Saale gereist waren. Vor allem Julius Höfer, in der Vorsaison noch bei Bundesligist TSV Herrsching unter Vertrag, durfte immer wieder seine beeindruckende Schlagkraft zur Schau stellen. Der Außenangreifer ist übrigens ein Kumpel von Henning Schulte aus der gemeinsamen Zeit beim Stützpunktverein VCO Kempfenhausen.
"Das waren zu viele einfache Fehler von uns. Aber die haben wir minimiert und haben es als Mannschaft dann richtig gut gemacht", sagte Peter Wolf zur erstaunlichen Wende ab dem 10:16-Rückstand. Mit dem 18:18 entwickelte sich unglaublich intensives Spiel. Lärmpegel und Spannung waren am Limit, als der formidable Block von Mario Radman das 24:22 bedeutete, ehe die Gäste ihrerseits vor dem Etappenerfolg standen mit drei Punkten in Serie. Da war Zweimeter-Mann Höfer aber schon längst nicht mehr die prägende Figur im Spiel der Grafinger. "Julius hat sicher nicht sein bestes Spiel gemacht", sagte später sein Trainer Alexander Hezareh. Und: "Vielleicht haben meine Spieler dann zu sehr an den ersten Satz gedacht. Moritz Rauber hat wieder sehr gut aufgeschlagen und Peter Wolf immer auf den selben Punkt geschlagen und kam dennoch durch. Wir haben dagegen haben über die Aufschläge nicht genügend Druck entwickelt", so Hezareh, der seinen Zuspieler Fabian Wegner erst am Freitag zurück im Training hatte nach einer Urlaubs-Panne mit einem nicht abgehobenen Air-Berlin-Flieger. Kleinigkeiten, die so ein enges Spiel entscheiden können.
Beim vierten vergebenen Satzball hatte sich TV/DJK-Trainer Tado Karlovic ("Da hatte ich fest mit einem Pfiff des Schiedsrichters zu unseren Gunsten gerechnet") bekreuzigt, ehe ein Ass von Moritz Rauber dann doch den vorentscheidenden Etappenerfolg bescherte. "Das ist Wahnsinn. Das ist Hammelburg", fand Hallensprecher Olly Wendt passende Worte.