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SPD-Landtagsvizepräsidentin Aures mahnt Anstrengungen zur Gleichberechtigung an


Autor: Sigismund von Dobschütz

Bad Kissingen, Sonntag, 08. April 2018

Die Bad Kissinger SPD feiert die Einführung des Frauenwahlrechts vor 100 Jahren. Trotzdem bleibt in Sachen Gleichberechtigung viel zu tun.
Gleiches Geld für gleiche Arbeit forderte die Landtagsvizepräsidentin Inge Aures (SPD) bei ihrem Auftritt in Bad Kissingen.  Foto: von Dobschütz


Vor 100 Jahren wurde in Bayern das Frauenwahlrecht eingeführt und ein Jahr später in die Landesverfassung aufgenommen. Zu diesem Anlass hatte die SPD-Landtagsabgeordnete Kathi Petersen (Schweinfurt) die im Landkreis Bad Kissingen politisch und ehrenamtlich aktiven Frauen eingeladen. Festrednerin auf dem Empfang war Parteikollegin Inge Aures (61) aus Kulmbach, Vizepräsidentin des bayerischen Landtags.

Der Sozialist und erste Ministerpräsident Kurt Eisner (1867-1919) hatte am 8. November 1918 mit Gründung des Freistaats Bayern zugleich das allgemeine, geheime und gleiche Wahlrecht für Frauen und Männer ab 20 Jahren eingeführt. Erst vier Tage später galt das Frauenwahlrecht im gesamten Deutschen Reich. Bei der Wahl zur Weimarer Nationalversammlung am 19. Januar 1919 machten 82,3 Prozent der wahlberechtigten Frauen von ihrem Recht erstmals Gebrauch, erinnerte Aures an die ersten Schritte zur Gleichstellung von Frau und Mann.

In den nachfolgenden Jahrzehnten habe sich für die Frauen zwar vieles verbessert, doch gebe es noch etliche "Baustellen". Demnach liegt in Deutschland die durchschnittliche Verdienstlücke zwischen Frau und Mann noch bei 21 Prozent. "In Bayern ist die Lohnlücke besonders groß", sagte Aures und nannte als Beispiel den Landkreis Dingolfing-Landau. "Dort liegt sie bei 38 Prozent." Frauen seien heute viel besser ausgebildet als vor Jahrzehnten. Auch gelte das klassische Familienbild von Vater, Mutter und Kind nicht mehr: "Heute gibt es auch Vater - Kind oder Mutter - Kind. Doch die gesetzlichen Bestimmungen hinken den gesellschaftlichen Entwicklungen hinterher", bemängelte sie.

Um die Gleichstellung voranzutreiben, mahnte die Landtagsvizepräsidentin Verbesserungen an. So müssten die sozialen Berufe aufgewertet und besser entlohnt werden, die Lohntransparenz ausgeweitet und das Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit eingeführt werden. Die Frauenquote solle nicht nur für Dax-Unternehmen gelten, sondern allgemein in Wirtschaft und Wissenschaft. Zudem muss, so Aures weiter, das Rentenniveau für Frauen angehoben werden. "Das ist ein ganz entscheidender Punkt gegen Altersarmut."

Gastgeberin Kathi Petersen (62) hatte zuvor in ihrer Begrüßung August Bebel (1840-1913), den Begründer der deutschen Sozialdemokratie, zitiert: "Die Frau muss ökonomisch unabhängig sein, um es körperlich und geistig zu sein, damit sie nicht mehr von der Gnade und dem Wohlwollen des anderen Geschlechtes abhängig ist." Diese Forderung sei, so Petersen, erst 1977 mit der Neuregelung des Ehe- und Scheidungsrechts Wirklichkeit geworden. Bis dahin hatte der Mann über seine Ehefrau weitestgehend bestimmen und beispielsweise deren berufliche Tätigkeit oder ein eigenes Konto auf der Bank verhindern können. Doch noch immer gäbe es für die Gleichstellung der Frau viel zu tun. "Aber wir lassen uns nicht entmutigen", forderte sie die Frauen zu weiterem Einsatz für Gleichberechtigung auf.