Spaß ohne Partner
Autor: Diana Fuchs
Dettelbach, Donnerstag, 22. November 2018
Überall Paare - aber man selbst ist alleine? Deprimierend! Dagegen hat die Fränkin Sonja Heinemann ein Mittel erfunden: "Singles gemeinsam".
Die Freunde sind im Pärchenmodus? Alle haben einen Partner, mit dem sie die Welt entdecken - nur man selbst nicht? Fast jeder hat das schon mal erlebt - als überzeugter Single, nach einer Trennung oder nach dem Tod eines geliebten Menschen. Auch Sonja Heinemann ging das so. "Man fühlt sich allein, ein bisschen ausgeschlossen. Man möchte ja nicht immer nur zu Hause sitzen, sondern etwas unternehmen - aber mit wem?" Diese Frage hat die heute 47-Jährige vor vier Jahren dazu bewogen, eine Wandertour für Singles in der Rhön anzubieten. Sie wurde förmlich überrannt. Heute organisiert sie unter dem Motto "Singles gemeinsam" allerhand Events in ganz Franken - von Adventsmarkts-Besuchen über Kanu-Touren bis hin zum Kochabend.
Was ist bei Ihnen anders als bei den Partner-Portalen im Internet?Sonja Heinemann: Bei "Singles gemeinsam" geht es in erster Linie um die Menschen selbst. Niemand wird in eine Rolle gepresst. Man hat ganz ungezwungen Spaß zusammen, kann seinen Hobbys frönen, ohne dass man dabei unbedingt eine neue Liebe kennenlernen muss. Sollte sich zufällig ein Paar finden, ist das schön, aber ein Nebenprodukt.
Gab es schon solche "Nebenprodukte"?Ja, es haben sich schon einige Paare gefunden. Ich war tatsächlich auch schon auf zwei Hochzeiten eingeladen. Ehemalige Singles, die sich mit knapp 60 auf einer Single-Wanderung kennengelernt hatten, haben kürzlich geheiratet. Ein weiteres Paar ist sich bei einem Tanzkurs begegnet, der aus einer Wandergruppe heraus entstanden ist.
Wer kommt zu "Singles gemeinsam"?Ganz unterschiedliche Menschen, von Ende 20 bis über 80 Jahre. Das Durchschnittsalter liegt bei Ende 40. Es sind insgesamt mehr Frauen als Männer. Und von fast allen höre ich anfangs die Frage: Ist das etwas Seriöses, auf das ich mich da einlasse?
Und wie lautet Ihre Antwort?Ja, etwas ganz Seriöses. Viele, die zu mir kommen, wollen eigentlich erst mal keine neue Beziehung. Sie sind vielleicht noch enttäuscht und entmutigt von ihrer letzten. Es soll ihnen erst mal wieder gut gehen. Beim Rad fahren zum Beispiel, beim Wandern, Kanu fahren, bei Weihnachtsmarkt-Besuchen und so weiter, in einer netten Gruppe mit Gleichgesinnten aus der Region. Und genau das biete ich ihnen - nicht mehr und nicht weniger. Ich sehe mich quasi als Wegbegleiter für die Zeit des Single-Daseins.
Das heißt, Sie kümmern sich individuell um jeden Kunden?Ja, denn jeder ist anders, jeder hat andere Bedürfnisse. Für diejenigen, die gerade allein gelassenen wurden, ist eine Welt zusammengebrochen, ihr Selbstbewusstsein bröckelt. Ihnen versuche ich zu vermitteln, dass dieses Gefühl des Verlassenseins ganz normal und menschlich ist. Viele Singles sind der Meinung, die Leute um sie herum müssten doch sehen, dass es ihnen schlecht geht. Ich sage ihnen dann: Nein, das Problem sind nicht die anderen. Man kann nicht einfach in den eigenen vier Wänden warten, dass mal einer klingelt.
Igeln sich denn manche wirklich so ein?Meiner Erfahrung nach gibt es viele Menschen, die voll in ihrer Paarbeziehung aufgehen und jegliche anderen sozialen Kontakte abbrechen. Wenn der Partner dann auf einmal weg ist, haben sie kaum Freunde oder Bekannte. Die Schlussfolgerung daraus versuche ich allen meinen Gruppen mit auf den Weg zu geben: Man soll seinen Bekanntenkreis nicht aus den Augen verlieren, wenn man mal wieder neu verliebt ist.