Sorge ums Bad Kissinger Kurtheater
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Mittwoch, 22. März 2017
Im aktuellen Doppel-Haushalt ist eine halbe Million Euro eingestellt, um die Generalsanierung zu planen. Wann es tatsächlich los geht, ist völlig offen.
Seit mittlerweile 16 Jahren organisiert Brigitte Ascherl mit ihrem Mann, Stadtkantor Burkhard Ascherl, Kinder-Musicals im Kurtheater. "Für heuer haben wir das Okay schon, und wir planen auch schon für 2018", berichtet sie von den Vorbereitungen. Allerdings schwinge bei den Proben immer eine große Sorge mit: "Wir haben Angst, dass das Kurtheater irgendwann einfach geschlossen wird." Das treibe auch viele Besucher des 112 Jahre alten Bad Kissinger Theaters um.
"Die Garderobe und die Toiletten sind eine Katastrophe", erzählt Brigitte Ascherl von hinter den Kulissen. Aber auch bei der Bühnen-Technik müssten Nutzer Abstriche machen: "Die Elektro-Züge gehen nicht mehr, deshalb planen wir mit möglichst wenigen Kulissen", erzählt die Sängerin.
Thema bei Pausen-Gesprächen
"In den Pausen wird natürlich über die Zukunft des Kurtheaters gesprochen", berichtet auch Gerhild Ahnert, ehrenamtliche Intendantin des Bad Kissinger Theaterringes. "Viele Schauspieler lachen über die Garderobe", weiß sie aus Gesprächen mit Künstlern. Aber auch für die Zuschauer seien die Mängel offensichtlich: "Der Vorhang ist mehrfach geflickt, das ist peinlich", nennt sie als Beispiel. Auf der anderen Seite habe sie für die Planung der Theaterring-Saison 2017/18 bereits die Zusage der Staatsbad GmbH: "Sieben von zehn Aufführungen sind schon geplant", sagt Ahnert. Für Beruhigung bei den Freunden des Kurtheaters sorgte eine klare Aussage von Heimatminister Markus Söder (CSU) im Januar: "Der Sanierungsbedarf beim einzigartigen Kurtheater ist unbestritten." Die Frage laute nicht "Ob", sondern "Wann", schränkte er jedoch ein und verwies auf den anstehenden Umbau des Kurhausbades. Das war allerdings noch vor der jüngsten technischen Prüfung. "Es wurden Mängel erkannt und behoben", fasst eine Sprecherin der Staatsbad GmbH das Ergebnis zusammen, aber: "Es war keine Veranstaltung betroffen." Dass nichts abgesagt werden musste, lag aber laut gut unterrichteter Kreise nur daran, dass Handwerker schnell handelten und Sicherheitsmängel beseitigten.
Entwarnung aus München
"Eine Schließung des Kurtheaters infolge sicherheitsrelevanter oder technischer Mängeln ist in der Vergangenheit nicht erfolgt", relativiert dagegen das bayerische Finanzministerium auf Nachfrage: Der Freistaat Bayern ist Eigentümer des Kurtheaters. "Es sind derzeit auch keine Mängel bekannt, die zu einer Schließung des Theaters führen könnten", heißt es weiter aus München. Notwendige kleinere Bauunterhaltsmaßnahmen würden in enger Abstimmung zwischen dem Zentrum Staatsbäder bei der Immobilien Freistaat Bayern (Imby), dem Staatlichen Bauamt Schweinfurt und der Staatsbad GmbH fortlaufend durchgeführt.
Kosten werden ermittelt
"Im Zeitraum 2017/2018 ist vorgesehen, eine umfassende Befunduntersuchung über die in eine Generalsanierung einzubeziehenden Maßnahmen und deren voraussichtliches Kostenvolumen durchführen zu lassen", teilt das Finanzministerium zudem mit. Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) wird konkreter: 500 000 Euro seien für die Planung im Doppel-Haushalt 17/18 eingestellt, berichtet er. Beschleunigen könne die Stadt dabei nichts: "Wir weisen immer wieder auf den Bedarf hin, aber eine echte Einfluss-Möglichkeit haben wir nicht." Neben dem kulturellen Angebot sieht der OB einen weiteren Aspekt: "Für die Bewerbung als Unesco-Weltkulturerbe ist es wichtig, dass wir historische Bausubstanz in ihrer originären Nutzung vorhalten."So sehr die Theater-Fans auf eine Sanierung hoffen, so sehr fürchten sie sie auch: "Der Theaterring würde eine einjährige Schließung nicht durchhalten", prognostiziert Intendantin Gerhild Ahnert. "Natürlich wird man versuchen, den Spielbetrieb so gut wie möglich aufrecht zu erhalten", verspricht Abteilungsleiter Erwin Full vom Staatlichen Bauamt. Andererseits geht er von einer mehrjährigen Sanierung aus: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mit einer Saison getan ist."