Sophia ist eine kleine Kämpferin
Autor: Angelika Despang
Bad Kissingen, Dienstag, 16. November 2021
Viel zu früh - in der 25. Schwangerschaftswoche - kam das kleine Mädchen auf die Welt. Ihre Eltern aus Bad Kissingen durchlaufen Höhen und Tiefen, sie hoffen und sie bangen. Das ist Sophias Geschichte.
270 Gramm. Nicht viel schwerer als ein Stück Butter. Soviel wog Sophia, als sie 15 Wochen zu früh auf die Welt kam. Da war sie 25 Zentimeter groß - kleiner als ein Din A4-Blatt. Seit der extrem frühen Geburt ihrer Tochter spielt sich das Leben von Familie S. zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Bad Kissingen und der Universitäts-Kinderklinik in Würzburg ab.
Sophia ist eine kleine Kämpferin. Schon während der Schwangerschaft musste sie kämpfen, weil sie wegen Mangelversorgung nicht so schnell wuchs, wie es Babys im Mutterleib tun sollten. Dann wurden ihre Herztöne schwach und sie musste per Kaiserschnitt geholt werden. In der 25. Schwangerschaftswoche. Seitdem kämpft sie um jeden Atemzug, um jeden Tag und um jedes Gramm mehr.
An der Grenze der Lebensfähigkeit
Normalerweise sind Babys bei der Geburt zwischen 2800 und gut 4000 Gramm schwer und 48 bis 56 Zentimetern groß. In der Regel kommen sie auch zwischen der 37. und 42. Schwangerschaftswoche (SSW) auf die Welt. Alle Kinder, die davor geboren werden und weniger als 2500 Gramm wiegen, werden als Frühgeborene bezeichnet. Sophia gehört zu den extrem kleinen Frühgeborenen; sie ist gerade an der Grenze der Lebensfähigkeit geboren.
Für die Eltern von Sophia war das ein Schock. Aufgrund der Komplikationen während der Schwangerschaft war eine Frühgeburt abzusehen. Aber nicht so früh. Fünf Tage nach dem Kaiserschnitt musste Sophias Mutter ihr Kind in der Klinik zurücklassen. Erst nach zehn Tagen konnte sie ihr Baby zum ersten Mal in den Arm nehmen.
Die erste Zeit nach der Entlassung übernachtete sie in einer Elternwohnung des KIWI Vereins. Die Interessengemeinschaft setzt sich für Kinder, die auf der Intensivstation der Würzburger Kinderklinik liegen und deren Eltern ein. "Da war ich sehr froh, dass ich in der Elternwohnung einen Platz bekommen habe und nur über die Straße gehen musste, um zu Sophia zu kommen", sagt Frau S. "Aber irgendwann will man auch nach Hause und sich um die Großen kümmern." Denn Familie S. hat noch drei größere Kinder im Alter zwischen 16 und 20 Jahren.
Bad Kissingen - Würzburg und zurück
Seitdem hat sich der Alltag von Familie S. grundlegend geändert. Ein halbes Jahr lang pendeln die Eltern von Sophia schon zwischen Bad Kissingen und der Universitäts-Kinderklinik in Würzburg. Jeden Tag. Die Fahrerei zehrt an den Kräften: "130 Kilometer täglich zu fahren mit dem Verkehr und der langen Parkplatzsuche ist schon anstrengend. Aber ich will ja bei meinem Kind sein", sagt Sophias Mutter. Inzwischen sind die Eltern über 20 000 Kilometer gefahren.
Morgens wird das Abendessen vorgekocht und das Nötigste erledigt, dann geht's los nach Würzburg. "Hinzu kommt noch, dass wir momentan wegen Corona nur einzeln in die Klinik dürfen", sagt der Vater. Wenn Sophia auf der normalen Kinderstation ist, können die Eltern drei bis vier Stunden pro Tag bei ihr bleiben. Für die Entwicklung des Frühgeborenen und für die Bindung zwischen Eltern und Kind ist es wichtig, möglichst jeden Tag vor Ort zu sein. Dann wird auch die abgepumpte Muttermilch mitgebracht, von der jeder Tropfen zählt.