Druckartikel: Sonnige Aussichten durchs Handwerk

Sonnige Aussichten durchs Handwerk


Autor: Johannes Schlereth

Burkardroth, Montag, 06. Juni 2022

Der Markt Burkardroth profitiert vom Baugewerbe bei der Gewerbesteuer. Und das trotz Pandemie und Krieg im Osten. Das hat auch historische Gründe. Ein Fertighausunternehmen plant nun die weitere Expansion. So ist die derzeitige Situation in der Kommune.
Im Markt Burkardroth boomt die Baubranche. Symbolbild: U. J. Alexander, imago


Seit fast zehn Jahren hat der Markt Burkardroth keine Schulden. Das ist zum Teil Verdienst des florierenden Handwerks. Im Fokus steht dabei der Bereich der Fertighaus-Unternehmen. Trotz Pandemie erzielte die Kommune im vergangenen Jahr zwei Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen. Ein Rekordergebnis für die Kommune - woran liegt das?

Normalerweise pendelt die Burkardrother Gewerbesteuer auf einem Niveau von 1,3 bis 1,4 Millionen Euro. Das ist auch der Ansatz für den diesjährigen Haushalt. Ursache ist die unklare Lage wegen des Kriegs im Osten, der Pandemie und den Materialpreisen. "Wir haben sehr viele kleine Unternehmen und zwei große Player", sagt Bürgermeister Daniel Wehner (CSU). In Zahlen ausgedrückt: In der Kommune am Fuß der Schwarzen Berge sind 500 Gewerbebetriebe angesiedelt. Und das bei nur rund 7500 Einwohnern. In den Gewerbesteuer-Topf zahlen allerdings nur 100 Firmen ein. "Der Großteil entfällt dabei auf Dienstleistungen, den Handel und natürlich das Handwerk."

Die Hürden der Statistik

Wie groß der Anteil der Zimmereien und Fertighausfirmen an der Gewerbesteuer ist, darf Wehner nicht sagen. Denn: Es ließe sich rückrechnen, wie viel Umsatz welche Firma erzielt hätte. Grobe Zahlen gibt es dagegen über das Bayerische Landesamt für Statistik. In der "Statistik kommunal 2020" kommt die Behörde für die Jahre 2019 und 2018 im Markt Burkardroth auf einen Umsatz im Bauhauptgewerbe - zu dem Hoch-, Tiefbau und vorbereitende Baustellenarbeiten gehören - von über 50 Millionen Euro. Im Zahlenwerk gehen die Statistiker für die beiden Jahre von zehn und elf Betrieben aus. Und die Branche wächst im Markt Burkardroth weiter. Erst seit einigen Wochen ist der Gefäller Betrieb "Zimmerei und Holzbau Voll" aktiv.

Das steckt hinter dem Bauboom

Für den Boom im Baugewerbe in den vergangenen Jahren machen Experten unter anderem die niedrigen Zinsen verantwortlich. Einen weiteren Grund sieht Daniel Wehner in der Historie: "Die Firmen sind bei uns im Lauf der Jahre gewachsen und haben sich immer wieder vergrößert." Das zeigt auch ein aktueller Bauantrag aus dem Marktgemeinderat. Die Firma Wolf-Haus in Gefäll baut eine neue Produktionshalle. Zunächst war diese kleiner angelegt. Über einen Tekturantrag änderte das Unternehmen seinen Plan. Das Gebäude soll nun etwa 20 auf 60 Meter messen. "Bei den großen Unternehmen stehen zahlreiche Leute in Lohn und Brot", betont Daniel Wehner. Laut den Statistikern des Landesamts sind etwa 300 Menschen im Markt Burkardroth im Bauhauptgewerbe tätig.

Die gewachsene Struktur bestätigte jüngst auch Bernd Dahm, aus der Geschäftsleitung der Firma Albert Haus in Burkardroth. "Albert-Haus gibt es kommendes Jahr 90 Jahre. In der Zeit sind wir mit unseren Partnern ordentlich umgegangen. Das hat sich bezahlt gemacht." Dem Corona-Knick entkam die Firma durch vorausschauendes Wirtschaften und eine klare Organisation. Dadurch gelang es, dass selbst trotz langer Lieferzeiten - wie etwa beim Dämmmaterial - die von vier auf 16 Wochen stiegen - keine Schwierigkeiten auftraten (wir berichteten).

Was sich bei vielen Produkten derzeit niederschlage, sind laut Dahm die Energiekosten. Bei Glasherstellern habe es einen Materialzuschlag von 30 Prozent gegeben. Auch für Gipsplatten braucht es viel Energie - auch dort stieg der Preis. Daher rührt ein Trend in der Baubranche: Der Preis fürs Eigenheim steigt. Das belegen auch die Zahlen des Statistischen Bundesamts. Die Preise für Wohngebäude haben sich von 2010 bis 2020 um 29 Prozent erhöht. Teuerung entsteht aber auch aus anderen Gründen. Vieles spielt zusammen, wenn es bei einem Produkt zu einem Engpass kommt. Dieser Effekt trifft auf eine höhere Nachfrage, und plötzlich fangen manche Firmen an zu hamstern. Das treibt den Preis nach oben und die verfügbare Menge nach unten.

Neues Gewerbegebiet

Der Kurs im Markt Burkardroth ist dennoch klar gesteckt: Wachstum ist das Ziel. "Dafür brauchen wir aber das neue Gewerbegebiet bei Poppenroth", sagt Daniel Wehner. "Firmen, die sich dort vergrößern wollen, haben wir im Markt Burkardroth."