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Söders Sicht auf Bad Kissingens Stadt und Land


Autor: Ralf Ruppert

Bad Kissingen, Freitag, 10. Oktober 2014

Der Heimat- und Finanzminister sprach mit inFranken.de über seine persönliche Beziehung zu Bad Kissingen, die Pläne für das Kurhaushotel, die Ansiedlung von Behörden und die Chance eines Franken als Seehofers Nachfolger.
Heimat- und Finanzminister Markus Söder hat sich im Interview mit der Saale-Zeitung zu aktuellen Themen für die Region geäußert. Unser Bild zeigt ihn bei einem Besuch in Bad Kissingen im Schmuckhof. Foto: Siegfried Farkas


Gleich mehrfach hat Heimat- und Finanzminister Markus Söder (CSU) in den vergangenen Jahren Bad Kissingen besucht. Zuletzt kam er im Dezember und sprach ein Machtwort beim Kurhaushotel. Der damals angekündigte Abriss steht nun unmittelbar bevor, Investor für die baldige Freifläche gibt es allerdings noch keinen. Darüber und über viele weitere Themen sprachen wir mit Minister Söder.

Sie haben eine ganz persönliche Beziehung zu Bad Kissingen, weil sich Ihre Großeltern hier kennengelernt haben? Wann waren Sie selbst zum ersten Mal hier?
Markus Söder: Als Kind war ich mit meiner Mutter zum ersten Mal in Bad Kissingen. Sie hat mir immer erzählt, dass sich meine Großeltern hier kennengelernt haben. Bad Kissingen war schon immer ein edler Ort. Nichts zum Toben, aber zum Staunen.

Der Landkreis hat mit Bad Kissingen, Bad Brückenau und Bad Bocklet gleich drei Staatsbäder: Haben Sie als Finanzminister das Erbe der Monarchie schon einmal verflucht?
Die fünf bayerischen Staatsbäder generieren jährlich rund 3,2 Millionen Übernachtungen in Bayern. Das hat natürlich positive Auswirkungen für die wirt-schaftliche Entwicklung des ländlichen Raums. Wir nehmen die Verantwortung für unsere Staatsbäder sehr ernst und modernisieren und investieren auch weiter in der Zukunft.

Und wie stolz ist der Heimatminister Markus Söder auf Deutschlands bekanntesten Kurort und die anderen beiden Staatsbäder?
Bad Kissingen ist nach wie vor das bekannteste Heilbad Deutschlands mit einer glanzvollen Geschichte. Die Staatsbäder zählen zu unserem kulturellen Erbe. Dieses Erbe bedeutet Verantwortung, macht aber auch stolz. Das zeigt sich auch an den Investitionen, die der Freistaat Bayern in Bad Kissingen tätigt. Seit 1980 hat der Freistaat bereits 106 Millionen Euro in Bad Kissingen investiert. In den nächsten drei Jahren werden noch einmal 75 Millionen Euro hierher fließen. Kaum eine Stadt in Bayern erhält so viel Unterstützung wie Bad Kissingen!

In den Staatsbädern gibt es ganz unterschiedliche Konstruktionen: Das geographisch eigenständige Staatsbad Brückenau hat eine Staatliche Kurverwaltung, in Bad Kissingen gibt es die Staatsbad GmbH. Wie beurteilen Sie die verschiedenen Lösungen?
Wir streben individuelle Lösungen an - es muss vor Ort passen. Alle Staatsbäder in das gleiche Konzept zu zwängen, wäre nicht sinnvoll. In Bad Brückenau zum Beispiel hat sich gezeigt, dass eine enge Kooperation mit der Privatwirtschaft enormes Potenzial hat. Und in Bad Kissingen hat sich das Kooperations-Modell mit der Stadt bewährt.

Kurhaushotel und Kurhausbad haben Sie im vergangenen Jahr zur Chefsache gemacht: Weshalb ist der Abriss des Bestandes aus Ihrer Sicht der richtige Weg?
Eine Sanierung wäre nicht wirtschaftlich. Grund sind die bestehenden Brandschutzdefizite. Das haben auch die Bemühungen der bisher tätigen Privatinvestoren bestätigt. Daher ist der Abbruch auch eine echte Chance für einen qualitativen Neuanfang. Dafür nehmen wir 35 Millionen Euro in die Hand.

Die Ausschreibung wurde um vier Monate verlängert, sind unter den Interessenten auch Investoren, die selbst Geld in die Hand nehmen wollen? Und nach welchen Kriterien wird entschieden: Bekommt den Zuschlag, wer den höheren Grundstückspreis zahlt, die schönere Fassade verspricht oder mehr Betten - und damit hoffentlich auch Arbeitsplätze - schafft?
Die Verhandlungen laufen noch. Wir haben eine solide Angebotslage mit mehreren Bewerbern. Am Ende erhält derjenige den Zuschlag, der das nachhaltigste Gesamtkonzept mit einer gesicherten Finanzierung präsentiert. Wir wollen kein Strohfeuer, sondern eine langfristige Perspektive für Bad Kissingen.

Und welche Rolle spielt für Sie der von vielen Bad Kissingern erhoffte - aber nicht ausgeschriebene - fünfte Stern fürs Hotel?
Die Region wünscht sich ein Fünf-Sterne-Hotel. Dafür habe ich viel Sympathie und Verständnis. Der Oberbürgermeister hat ja sogar selbst ein zusätzliches Thermenhotel in Aussicht gestellt.

Ist es realistisch, dass - wie im Exposé gefordert - 2016 eine Baugenehmigung vorliegt und die Inbetriebnahme innerhalb von drei Jahren erfolgt, obwohl in Bad Kissingen nur fünfeinhalb Monate im Jahr gebaut werden darf - und das im Winter bei Eis und Schnee?
Die Abbrucharbeiten für das Kurhotel und das Kurgastzentrum mit Kurverwaltung beginnen Mitte/Ende Oktober. Die weiteren Planungen laufen engagiert. Es gibt ein gutes Zusammenwirken mit der Stadt Bad Kissingen. Alle sind zuversichtlich.

Sie haben der Region Main-Rhön Hoffnungen auf ein neues Behördenzentrum gemacht: Können Sie schon sagen, was wohin kommt oder um wie viele Arbeitsplätze es geht?
Wir müssen seriös arbeiten. Qualität geht vor Zeitdruck. Das Kabinett hat in Nürnberg beschlossen, dass auch nach Unterfranken Behörden oder Behördenteile verlagert werden sollen. Natürlich ist die Region Rhön eine prädestinierte Region. Im Januar werden wir erste Vorschläge machen. Zuerst muss mit Betroffenen gesprochen werden. Das ist ein Gebot der Fairness.

Heimat bedeutet für immer mehr Bayern Großstadt, für immer weniger das flache Land: Wie kann man junge Menschen jenseits von Behörden-Umsiedlung und Tourismus in der Rhön halten?
Hierfür haben wir eine klare Heimatstrategie entwickelt. Unser Grundsatz lautet: Aktivieren statt Alimentieren. Wir wollen schwächeren Kommunen in strukturschwachen Räumen mehr Möglichkeiten geben, sich selbst zu helfen. Ein europaweit einzigartiges Förderprogramm für schnelles Internet mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro, Verbesserungen des kommunalen Finanzausgleichs mit einem Rekordvolumen von über acht Milliarden Euro, unsere Nordbayern-Initiative mit einem Volumen von 600 Millionen Euro zur Dezentralisierung der Universitäten und der Ausbau des Regionalmanagements helfen dabei. Nirgendwo in Deutschland gibt es derartige Ideen und Ansätze.

Und zum Schluss: Wird nach Beckstein wohl jemals nochmal ein Franke eine Chance auf den Ministerpräsidenten-Posten haben?
Das (lacht) steht derzeit nicht zur Debatte.


Das Gespräch führte Ralf Ruppert.