So sicher sind die Straßen
Autor: Carmen Schmitt
Bad Kissingen, Freitag, 20. Juni 2014
Am Tag der Verkehrssicherheit ein Blick auf die Straßen von Bad Kissingen: An einige Stellen und Kreuzungen heißt es genauer hinschauen!
Bad Kissingen — Klaus Schindler hatte in den vergangenen zwei Wochen alle Hände voll zu tun. In seiner Fahrschule "Speedway" in Bad Kissingen war während der Pfingstferien jede Menge los. Seine Schüler weist der 48-Jährige im Fahrunterricht immer wieder auf besondere Stellen in und um Bad Kissingen hin. Dort, wo es für sie als künftige Autofahrer brenzlig werden könnte.
"Es gibt hier einige Knackpunkte. Viele Verkehrsteilnehmer sind schlicht überfordert", sagt Klaus Schindler. "Gerade im Sommer wird es chaotisch, wenn die Urlauber kommen." Einen Grund für die Verwirrung sieht er in der Häufung verschiedener Vorfahrtsregeln, besonders wenn diese gehäuft in nur einer Straße auftreten. Wie in der Maxstraße auf Höhe der Realschule, wenn ein Autofahrer in Richtung Ostring unterwegs ist. Dort vereinen sich verschiedene Regeln. Fahrlehrer Schindler zählt sie auf: rechts vor links, ein Schild für die Vorfahrt an der nächsten Kreuzung und eine Ampel. "Das ist für Laien nicht mehr durchsichtbar und für Auswärtige schon gar nicht."
Lothar Manger von der Polizeiinpektion Bad Kissingen sieht wie Klaus Schindler einen weiteren "Brennpunkt" bei der Kreuzung Maxstraße - Hemmerichstraße. "Die Kreuzung wird nicht als Rechts vor links-Kreuzung wahrgenommen", sagt der Polizeihauptkommissar. Die Kreuzung sei "ein Phänomen", das er und seine Kollegen auch mit anderen Fachleuten nicht in den Griff bekämen. Eine Ampel in einer 30er-Zone sei nicht erlaubt, eine Aufpflasterung komme nicht in Frage und für einen Kreisel reiche der Platz nicht.
Einen Kreisverkehr hätte sich Klaus Schindler am Nüdlinger Schnittpunkt in Richtung Münnerstadt und Schweinfurt gewünscht. "Beim Umbau hätte ein Kreisel diese gefährliche Stelle entschärfen können." Vor allem, weil es dort ausreichend Platz gäbe. "Eine Kreuzung mit guter Sicht ist manchmal gefährlicher als eine mit schlechter Sicht. Die Autofahrer schauen dann nur oberflächlich", sagt der Fahrlehrer.
Klaus Schindler gibt seit 25 Jahren Fahrunterricht. Er weiß aus Erfahrung: "Dass nicht mehr passiert, liegt am Einvernehmen aller, lieber zwei Mal zu gucken. Gott sei Dank fahren viele langsam und schauen." Das Verkehrsaufkommen in der Stadt sei hoch, aber die Leute seien vernünftig unterwegs. Trotzdem könne die Stadt an einigen Stelle etwas Entspannung vertragen: "Rechts vor links hat an einer Kreuzung mit viel Verkehr nichts verloren."
Oft fehle außerdem die Aufmerksamkeit für eine Rechts vor links-Kreuzung: Große Straße bedeutet nicht gleichzeitig Vorfahrt. Eigentlich sei es die einfachste Regel. "Den Autofahrern wurde durch Ampeln und Schilder immer mehr abgenommen. Jetzt kommen sie durcheinander", sagt Klaus Schindler.
Thomas Hack, Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen, sieht das ähnlich: Jedes Schild und jede Ampel vermittele eine "Pseudosicherheit". "An der Postkreuzung funktioniert es jetzt ohne Ampel reibungsloser als vorher." Er sieht keinen Unfallschwerpunkt in der Stadt. "Besonders gefährliche Stellen haben wir nicht." Wichtiger als bestimmte Regeln findet er die Achtung: "Gegenseitige Rücksichtnahme ist das A und O."