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So nett sind die Menschen in Bad Kissingen


Autor: Charlotte Wittnebel-Schmitz

LKR Bad Kissingen, Sonntag, 07. November 2021

Hier in Bad Kissingen ist die Welt noch in Ordnung. Diesen Eindruck vermitteln zumindest zwei Geschichten, die zeigen, wie hilfsbereit und entgegenkommend die Menschen in Bad Kissingen sein können.
Das Auto der Familie Schickentanz wurde mit Folie abgeklebt. Foto: Heiner Schickentanz


"Es gibt gute Menschen in Bad Kissingen. Ich habe wieder meinen Glauben an die Menschheit gewonnen", sagt Heiner Schickentanz. Mit seiner Frau war er zum fünften Mal eine Woche in Bad Kissingen im Urlaub. "Das Kurorchester ist der Grund, warum wir schon so oft da waren."

Beide sind über 80 Jahre. Während des Urlaubs ließen sie ihr Auto in der Bergmannstraße stehen. "Wir haben es die ganze Woche nicht angefasst", sagt Schickentanz. Als sie am Ende ihres Urlaubs zurückreisen wollten und an ihr Auto kamen, bekamen sie einen Schreck: "Die haben das Auto ausgeräumt."

Das rechte Beifahrerfenster war mit blauer Plastikfolie verklebt. Als sie sich den Schaden ansahen, stellten sie glücklich fest: "Die Scheibe ist noch drin. Alles ist da." Das Auto sei nach näherer Betrachtung tatsächlich komplett unbeschädigt gewesen, nichts fehlte.

Unbekannter klebt fehlende Scheibe

Hinterher erinnerten sie sich: "Meine Frau hat mich beim Parken eingewiesen, mich ganz nah an den Bordstein rangelotst. Dabei hatten wir das Fenster geöffnet und es dann offen gelassen", sagt Schickentanz. Er ist dankbar und heilfroh über die unerwartete Hilfe. "Da hat wirklich jemand mitgedacht und in mühevoller Kleinarbeit, die nicht vorhandene Scheibe ersetzt, sodass kein Regen reinkam. Das war eine Riesenhilfe!"

Wer so nett war und mit der Plastikfolie ausgeholfen hat, weiß Schickentanz nicht. "Ich nehme an, es war jemand, der in der Nähe wohnt und dem das offene Fenster aufgefallen ist." Er wolle sich ganz herzlich bedanken, wollte aber nicht an jeder Tür einzeln klingeln.

Auch Nora Hällßig aus Bad Kissingen ist noch immer ganz glücklich, über die Hilfe einer ihr unbekannten jungen Frau. Mit dem Rollator läuft sie an schönen Tagen etwa einen Kilometer in die Innenstadt, an regnerischen Tagen nutzt sie den Bus fürs Einkaufen.

In einer Bäckerei in der Innenstadt ließ die 89-Jährige ihren Geldbeutel aus Versehen nach dem Bezahlen auf einer Leiste liegen. "Die Brille beschlägt. Durch die Maske versteht man sich nicht so gut, draußen warteten die Leute, es soll alles schnell, schnell gehen. Man ist da wirklich gehandicapt als alte Frau." Außerdem hört Nora Hällßig nicht mehr gut und ist auf ihre Hörgeräte angewiesen.

Geldbeutel wieder da

In einem zweiten Geschäft bemerkte sie den Verlust des Geldbeutels. "Da ging mir schon der Hut hoch", sagt sie. Ein geringer Geldbetrag und vor allem die EC-Karte, der Personalausweis und di Gesundheitskarte waren im Geldbeutel. Eine Frau riet ihr, sofort zur Sparkasse zu gehen, um ihre EC-Karte zu sperren. Am Bankschalter angekommen, hielt man ihr den vermissten Geldbeutel entgegen. Eine junge, freundliche Dame hätte ihn, ohne Namen zu nennen, abgegeben. "Sie können sich nicht vorstellen, wie glücklich ich war", sagt Hällßig."So viel Ehrlichkeit und Bescheidenheit müsste doch belohnt werden."

Und sie nennt noch ein Beispiel aus ihrem Alltag."Die Busfahrer fahren oft mit dem Bus nicht nah dran an den Gehsteig. Dann muss ich den Rollator hochheben, um in den Bus zu steigen." Es gebe aber oft sehr nette Leute, die fragen, ob sie ihr helfen dürften. "Das ist so wohltuend, wenn sie als alte Frau etwas Fürsorge erleben", sagt Hällßig.