So nah und doch so fern
Autor: Daniel Wiener
Rothhausen, Dienstag, 05. März 2013
Die Rothhäuser werden mit ihrem Bürgermeister nicht warm. Das liegt vor allem an der Windradfrage und der geplanten Festscheune. Zudem warten die Bürger seit 30 Jahren auf den Anschluss des Baugebiets Sonnenhang an die Stadtlauringer Straße.
Nähergekommen sind sie sich nicht, die Rothhäuser und ihr Bürgermeister bei der
Bürgerversammlung im Sportheim. Viele neue Argumente gab es auch nicht.
Und viele scheinen es geahnt zu haben, denn mit 60 Besuchern war der Versammlungsraum zwar gut
gefüllt, aber nicht voll besetzt. Die Ankündigung, die Versammlung bei unsachlichen
Bemerkungen abbrechen zu wollen, fruchtete außerdem.
Die Windräder und die Festscheune in Thundorf gaben dennoch einiges an Emotionen her - und Bürgermeister Anton Bauernschubert (CSU) blieb manche Antwort schuldig. Etwa die, ob er seinen Gemeinderat vor der Sitzung am 18. Oktober vor der Abstimmung über jeden einzelnen der drei Standorte auf Rothhäuser Gemarkung von einer Verschiebung informiert hatte. Aber auch die Frage, ob er bei Staatssekretär Gerhard Eck für ein wohlwollendes Genehmigungsverfahren Druck ausgeübt habe, konterte er lediglich mit der Bemerkung, dass es jedem Bürger offenstehe, mit dem Staatssekretär zu reden, auch der Bürgerinitiative.
Immer wieder suchte Bauernschubert sein Heil in Gegenfragen oder Gegenbeispielen. Den Verzicht auf Unterstützung der Rothhäuser in ihrem Kampf gegen die Windräder begründete er unter anderem damit, dass diese sich schließlich auch nicht aufgeregt hätten, als ihm ein Mobilfunkmast vor die Haustür gesetzt wurde. Sein fast komplett anwesender Gemeinderat schien sich ein Schweigegelübde auferlegt zu haben. Und dies, obwohl beispielsweise der Umgangston im Gremium gerügt wurde. "Hauptsache, die Kohle fließt", hat ein Besucher einer Gemeinderatssitzung nach eigenem Bekunden hören müssen. Auch die Anmerkung, dass Fachleute im Gremium bei kritischen Nachfragen trotz ihrer Kompetenz sich dumme Bemerkungen haben anhören müssen, ließen die Gemeinderäte unkommentiert über sich ergehen.
Wo die echten Freunde sind
Die meisten Pfiffe und Buhrufe gab es jedoch für des Bürgermeisters Bemerkung, dass er in der Windradfrage erst gemerkt hat "wo seine echten Freunde sind". Dass es unter den Rothhäusern kaum noch welche gibt, liegt seiner Ansicht nach an deren Uneinsichtigkeit. Das Bürgerbegehren sei eindeutig gewesen. Und die Frage wäre nie aufgekommen, wenn seinerzeit Windräder zwischen Theinfeld und Oberlauringen genehmigt worden wären.
Bauernschuberts Drängen, doch auch andere Themen aufzugreifen, wurde mit mehreren Nachfragen zu den konkreten Kosten der Festscheune erfüllt. Immerhin habe die Verschuldung der Gemeinde in den vergangenen zehn Jahren halbiert werden können. Das Projekt könne deshalb unabhängig von dem Bau der Windräder realisiert werden, beschwichtigte der Bürgermeister.
Der Saal im Dorfgasthaus werde langfristig nicht mehr für die Theatergruppe genutzt werden können, führte der Bürgermeister als einen Grund für den Neubau an. Mehrere Vereinsheime seien marode, und das Geld wäre besser in die Instandsetzung bestehender Gebäude investiert, wurde gleich mehrfach aus der Versammlung moniert. Ob tatsächlich so viele Familienfeiern mit 75 Personen aufwärts in der Festhalle stattfinden werden, wurde allenthalben angezweifelt. Eine viel dringendere Einrichtung für ältere Mitbürger an dieser Stelle erteilte der Bürgermeister mit Hinweis auf fehlenden Bäcker und Metzger eine Absage. Zudem sehe er in der Gemeinde keinen Wohnbedarf.
Aber auch die laufenden Bewirtschaftungskosten machen vielen Bürgern Sorge. Dabei kam auch die Frage nach einer Sanierung der Turnhalle in Rothhausen auf. Dass diese dem Hausbrauerverein nichts nutze, wenn dieser ein Fest habe, war dann fast schon ein peinlicher Versprecher. Wurden doch sofort seitens des SV Rothhausen Ansprüche angemeldet, das Sportheim auf Gemeindekosten zu sanieren, wenn die Kommune nun schon für Vereine Häuser baut. Die Antwort zur Turnhallensanierung war dann die gleiche wie die stets bei Bürgerversammlungen aufkommende Frage nach einem Anschluss des Baugebietes Sonnenhang an die Stadtlauringer Straße: In dieser Legislaturperiode werden beide Projekte nicht mehr in Angriff genommen werden. Die Stadtlauringer Straße ist an der betreffenden Stelle schon vor 30 Jahren unter Bauernschuberts Vorgänger Felix Braun für eine Abbiegespur aufgeweitet worden. Getan hat sich bis heute nichts. Weil das Baugebiet Sonnenhang hier endet und nicht an die Stadtlauringer Straße angeschlossen wird, muss schon seit 30 Jahren der innerörtliche Umweg über die Gartenstraße genommen werden.