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Die Wehr und das Virus: Damit haben die Floriansjünger zu kämpfen


Autor: Johannes Schlereth

Bad Kissingen, Dienstag, 17. November 2020

Retten, löschen und bergen - das ist das Aufgabenspektrum der Feuerwehren. Aber: Dafür üben dürfen die Floriansjünger wegen des Coronavirus nicht. Die Redaktion hat nachgefragt, wie örtliche Wehren derzeit die besondere Situation stemmen.
Marco Albert, der Gerätewart der Bad Kissinger Feuerwehr desinfiziert die Türgriffe der Einsatzfahrzeuge. Foto: Johannes Schlereth


Sie sind stets einsatzbereit und müssen unter widrigen Bedingungen Leben retten - die Feuerwehren. Aber: Wie läuft eigentlich ein Einsatz während einer Pandemie ab und wie schaffen es die Wehren ihren Auftrag zu erfüllen?

Harald Albert, Stadtbrandinspektor von Bad Kissingen, sagt: "Wir haben die gesamte Feuerwehr Bad Kissingen in zwei Züge geteilt, es rückt immer nur ein Zug aus." In der Kurstadt hat sich eine Art Schichtsystem etabliert: "Im November ist der erste Zug dran, im Dezember dann der zweite Zug." Schon beim Betreten des Feuerwehrhauses gilt: Hygiene steht an oberster Stelle. Die Wehrleute müssen zunächst die Hände desinfizieren.

Bad Kissingen: Fahrzeuge an die Pandemie angepasst

Um das Infektionsrisiko gering zu halten, änderte die Wehrführung zudem die Besatzungen auf den Fahrzeugen. Gruppenfahrzeuge, die eigentlich mit neun Wehrleuten besetzt sind, dürfen während der Corona-Pandemie nur mit einer Besatzung von sechs Mann ausrücken. "Staffelfahrzeuge haben normalerweise sechs Feuerwehrler an Bord - derzeit dürfen nur vier dabei sein", erklärt Albert. Erweiterte Truppfahrzeuge dürfen nur noch mit zwei Mann Besatzung ausrücken.

"Während der Fahr muss Mund- und Nasenschutz getragen werden. Wenn möglich auch am Einsatzort", sagt Albert. "Die Einsätze sind dadurch anstrengender, aber es geht." Für Albert gab es ebenfalls eine Veränderung. Normalerweise bin ich als erster zur Erkundung am Einsatzort, zum Beispiel bei Alten- oder Pflegeheimen, wenn der Brandmelder Alarm schlägt." Das ist wegen des Virus für die Bewohner zu riskant. "Das macht jetzt der Angriffstrupp vom Atemschutz."

Eigenhygiene ist wichtiger Punkt, um einsatzbereit zu bleiben

Doch nach dem Einsatz müssen die Floriansjünger weiterhin auf die Hygiene achten. "Nach dem Einsatz wäscht jeder die Hände im Waschraum und desinfiziert sie danach. Außerdem bieten wir den Wehrleuten an, dass wir den Mund- und Nasenschutz regelmäßig auskochen." Hier hat jeder Feuerwehrmann seine eigene Maske bekommen. "Wir haben trotzdem noch Einmalmasken da", sagt Albert. Der Gerätewart muss nach dem Einsatz dann zum Beispiel den Hörer vom Funk, das Lenkrad oder die Türgriffe der Fahrzeuge desinfizieren. Albert bilanziert: "Es ist ein Konzept, das funktioniert - auch im Einsatz." Übungen und Ausbildungslehrgänge finden derzeit nicht statt.

In den Kommunen um Bad Kissingen gestaltet sich die Lage anders. Zwar finden dort ebenfalls keine Übungen und Lehrgänge statt, aber: "Eine strikte Trennung in zwei Züge ist bei uns nicht möglich", sagt Ariel Karwacki, der stellvertretende Kommandant der Burkardrother Wehr. Das hängt mit dem verfügbaren Personal auf dem Land zusammen.

Burkardroth: Orientieren an geltenden Auflagen

"Wir richten uns nach verschiedenen Vorgaben, etwa von der kommunalen Unfallversicherung und vom Landesfeuerwehr-Verband", sagt Karwacki. Konkret heißt das zunächst, dass sich die Wehrleute vor dem Betreten der Umkleide die Hände desinfizieren und bei Covid-19 Symptomen nicht zum Einsatz erscheinen. "Geht es ans Ausrücken, orientieren wir uns am Meldebild, dass uns von der Integrierten Leitstelle mitgeteilt wurde."

Dementsprechend besetzt die Wehr ihre Fahrzeuge schwächer, als möglich. Während der Anfahrt tragen die Retter dann einen Mund- und Nasenschutz. "Wenn wir am Einsatz ankommen und feststellen, dass wir es mit Corona, oder Verletzten zu tun haben, rüsten wir auf. Die Floriansjünger tragen dann entweder eine FFP2 oder -3 Filtermaske. Gibt es unausweichlichen Kontakt mit Corona-Patienten haben alle Burkardrother Wehren ein Corona Notfallset für jeden Retter.

Das beinhalten die Corona-Notfallsets aus Burkardroth

Der Inhalt des Beutels umfasst unter anderem Schutzmasken und -Brillen, einen Infektionsschutzoverall und Handschuhe. Diese Sets haben die Burkardrother im Feuerwehrhaus eingelagert. "Wenn eine Wehr neues Material braucht, gibt es von uns Nachschub", sagt Karwacki. Gebrauchtes Material wird in luftdichten Säcken verstaut und entsorgt.

Die Arbeitsabläufe nach dem Einsatz ähneln denen in Bad Kissingen. "Wir desinfizieren die Gerätschaften, nutzen die Umkleide im Einbahnsystem und natürlich ist die Hygiene der Hände ein wichtiger Punkt." Was derzeit noch wegfällt, ist das gemütliche Zusammensitzen und Aufarbeiten des Einsatzes.