Sirenen Landkreis Bad Kissingen: Bald kommt der Digitalfunk
Autor: Ralf Ruppert
LKR Bad Kissingen, Donnerstag, 03. März 2022
Im Jahr 2016 wurden die Funkgeräte von Feuerwehr und Rettungsdienst auf Digitalfunk umgerüstet. Die Sirenen werden noch digital angesteuert. Das macht immer wieder Probleme, aber eine Lösung ist in Sicht.
Stadträtin Gabi Ebert ist sauer: "Wenn bei uns alarmiert wird, muss jemand zum Feuerwehrhaus fahren und manuell die Sirene auslösen", sagt die Westheimer Ortsbeauftragte. Seit mittlerweile einem Jahr sei die Sirene nicht mehr ansteuerbar. "Es geht nicht nur um Westheim selbst, sondern auch um den Schutz des Gewerbegebietes", macht Ebert auf den Ernst der Lage aufmerksam. "Ich habe das erst seit zwei Wochen auf dem Tisch und kümmere mich jetzt drum", kündigte Andreas Reuter von der Bauabteilung dazu in der jüngsten Stadtratssitzung an. Das Problem dabei: "Es gibt nur noch ganz wenige Spezialfirmen, die sich mit der Analog-Technik auskennen", berichtet Thomas Schlereth, Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) Schweinfurt. Denn: Noch werden die 148 Sirenen im Landkreis über analogen Funk ausgelöst, während alles andere längst digitalisiert ist.
Stichwort ist der BOS-Funk: BOS steht für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Seit rund 20 Jahren gibt es Diskussionen um einen abhörsicheren Digitalfunk, bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 gab es erste Probeläufe in Deutschland. In Bayern wurde der digitale BOS-Funk allerdings erst 2016 flächendeckend eingeführt. Für das "Terrestrial-Trunked-Radio- (kurz: Tetra-) Netz wurden unter anderem etliche zusätzliche Masten aufgestellt. "Seitens Feuerwehr und Katastrophenschutz sind im ILS-Bereich cirka 4700, im Rettungsdienst cirka 1000 Tetra-Funkgeräte im Einsatz", berichtet ILS-Chef Thomas Schlereth. Im Jahr 2016 auch Sirenen umzustellen, "wäre logistisch nicht zu schaffen gewesen".
"Rückfallebene" bei defekten Sirenen
Im Jahr 2022 sollen nun die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass auch die Sirenen über Digital-Funk ausgelöst werden. "Ich kann nicht sagen, wie lange sich das hinzieht", sagt Schlereth, und: "Es wird sicher eine längere Phase geben, in der wir parallel analog und digital alarmieren." Eine Frist für die Umstellung habe das bayerische Innenministerium bewusst bislang nicht gesetzt, weil die Umstellung vor Ort organisiert und finanziert werden muss: "Das liegt in der Verantwortung der Kommune", betont Schlereth. In Bezug auf nicht erreichbare Sirenen wie in Westheim gibt der ILS-Leiter jedoch Entwarnung: "Wir haben Rückfallebenen", verweist er auf die Alarmierung einiger Feuerwehren per SMS oder anderer Meldesysteme. "Sirenen-Defekte gibt es immer wieder mal, das ist nicht so dramatisch."
Ortsbeauftragte Ebert und die Westheimer Feuerwehr sehen das anders, schließlich sollen ja nicht nur die Einsatzkräfte, sondern die gesamte Bevölkerung alarmiert werden. Die Stadt Hammelburg hat laut Bürgermeisteramt mittlerweile alle zwölf Sirenen im Stadtgebiet für die Digitalisierung einmessen lassen. Der Landkreis habe die Kommunen beraten, von der Regierung von Unterfranken gebe es Zuschüsse für die Umrüstung. "Aber wir wissen nicht, wann die neue Technik kommt, deshalb wird in Westheim auf alle Fälle noch die alte Technik ertüchtigt", betont Andreas Reuter. Das bekräftigte auch Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) in der Stadtratssitzung: "Klar ist, dass die Sirene funktionieren muss", sagte er, und: "Was es kostet, das kostet es." Die Bearbeitung hat laut Warmuth auch so lange gedauert, weil es ein "Kommunikationsproblem" gegeben habe.
Probealarm am 10. März abgesagt
"Für die technische Ausstattung sowie die Gewährleistung der Sirenenfunktion zur Alarmierung der Feuerwehrkräfte ist die jeweilige Gemeinde verantwortlich", teilt das Landratsamt mit. Der Landkreis habe die Kommunen dazu bereits Mitte 2021 ausführlich informiert. Im Landkreis gebe es 148 Sirenen, davon 141 stationär plus sieben mobile Lausprecherkugeln. Die Alarmpläne stimmen Kreis, Kreisbrandinspektion, Kommandanten und ILS ab. Nur 48 Sirenen könnten allerdings derzeit ein Signal zur Warnung der Bevölkerung ausspielen.
Zur Überprüfung war für Donnerstag, 10. März, ein landesweiter Warntag vorgesehen. "Um eine Verunsicherung der Bevölkerung oder gar eine Fehlinterpretation aufgrund der aktuellen kriegerischen Auseinandersetzung in der Ukraine zu vermeiden", hat das Innenministerium den Probealarm jedoch am Mittwoch vorerst abgesagt.