Druckartikel: Sinntalbrücke: Hunderte Besucher fiebern auf Publikumswiese mit

Sinntalbrücke: Hunderte Besucher fiebern auf Publikumswiese mit


Autor: Sabine Memmel

Riedenberg, Sonntag, 23. Juni 2013

Hunderte Besucher schauten sich die Sprengung der alten Sinntalbrücke auf der Publikumswiese in Riedenberg gemeinsam an. Mit Klappstühlen, Picknickkörben - und jeder Menge Handykameras.
Fotos: Benedikt Borst


Ein tiefes Tuten dröhnt durch das Tal. Noch 15 Minuten bis zur Sprengung. Aber noch interessiert das kaum jemanden. Noch. Stattdessen: Lachen, plaudern, chillen. Die Sonne scheint auf die Publikumswiese in Riedenberg. Die meisten haben etwas zu essen mitgebracht. Machen Picknick. Sitzen auf ihren Klappstühlen. Liegen auf einer Decke. Viele sind schon seit den frühen Morgenstunden hier.

Haben eine teilweise mehrstündige Autofahrt hinter sich, sind mit dem Fahrrad gekommen oder zu Fuß.



Und das nur für vier Sekunden. Vier Sekunden, die jeder von ihnen live miterleben möchte. Vier Sekunden, die keiner verpassen möchte. Winfried Pfeiffer und sein Sohn Andreas aus Arnshausen (Landkreis Bad Kissingen) sind mittendrin im Getümmel. Sie haben kurz nach 5 Uhr das Haus verlassen, um die Sprengung der alten Brücke hautnah mitzuerleben. "Zu sehen, wie so etwas Großes zusammen klappt, erlebt man nicht alle Tage", sagt Winfried Pfeiffer, der am Samstag nicht nur dieses einzigartige Spektakel, sondern auch seinen 53. Geburtstag feiert.

Florian Dorn aus Riedenberg genießt derweil seinen Junggesellenabschied. Auch er hat es sich mit seinen Freunden auf der Wiese gemütlich gemacht. Als der Sprengtermin bekannt wurde, war für sie alle sofort klar, dass sie mit dabei sein wollten, bevor es zum Feiern weiter auf die Kieler Woche geht. "Sowas wie hier erlebt man nur einmal", sind sie sich einig.

Und dann ist es so weit. Der Verkehr auf der neuen Sinntalbrücke wurde gerade erst eingestellt. Hubschrauber sind bis eben noch über das abgesperrte Gelände geflogen. Jetzt ist es da: das zweite Signalgeräusch. So laut, dass es alle sofort aus ihren Gesprächen herausreißt. Noch zwei Minuten bis zur Sprengung. Keinen hält es jetzt noch auf seinen Plätzen. Die Zuschauer stehen auf, zücken ihre Ferngläser und Handykameras, richten sie gespannt auf die Brücke. "Schau nach vorne", ruft einer. "Du darfst jetzt auf keinen Fall weggucken", sagt ein anderer. Dann macht sich Stille breit. Und Aufregung. Und Gänsehaut. Niemand möchte jetzt noch etwas sagen. Niemand möchte die entscheidenden vier Sekunden verpassen - die so schnell kommen wie sie wieder gehen.

Und dann, plötzlich, kurz nach 10 Uhr, brechen die 14 Pfeiler ein, fällt das riesige Bauwerk in sich zusammen. Was für ein Knall! Was für ein Anblick! Die Sprengung geht sofort unter die Haut. Staunen und große Augen auf der Publikumswiese. Hin und weg stehen die Zuschauer da. Können gar nicht fassen, was sie da gerade gesehen haben. Jubeln. Applaudieren. Pfeifen. Erleichterung. Alles ist gut gegangen. Die 770 Meter lange Autobahnbrücke ist Geschichte. Liegt am Boden, punktgenau darunter, wo sie vorher gestanden hat. Die neue Brücke steht nach wie vor daneben, von dichtem Staub umgeben, aber unversehrt.

Die Besucher auf der Publikumswiese können es derweil immer noch nicht fassen. Sind begeistert. Tauschen sich aus. Telefonieren. Posten Fotos auf Facebook, Twitter und Co. Sie alle sind nun Zeitzeugen eines einmaligen Erlebnisses geworden. Und für Winfried Pfeiffer ist bei dem ganzen Event noch etwas mehr herausgesprungen: "Ich hab' heute zu meinem Geburtstag das beste Feuerwerk bekommen, das man sich nur wünschen kann."







Video streaming by Ustream


Diashows:

Sinntalbrückensprengung in Bad Brückenau am 22. Juni 2013 | Foto: Matthias Hoch
Sinntalbrückensprengung in Bad Brückenau am 22. Juni 2013 | Foto: Matthias Hoch
Sinntalbrückensprengung in Bad Brückenau am 22. Juni 2013 | Foto: Matthias Hoch
Sinntalbrückensprengung in Bad Brückenau am 22. Juni 2013 | Foto: Matthias Hoch
Sinntalbrückensprengung in Bad Brückenau am 22. Juni 2013 | Foto: Matthias Hoch
Sinntalbrückensprengung in Bad Brückenau am 22. Juni 2013 | Foto: Matthias Hoch