"Signal für ein gelebtes Europa"
Autor: Gerd Schaar
Hammelburg, Montag, 03. Juni 2013
Junge Musiker des Bezirksjugend-sinfonieorchesters Unterfranken und des Orchestre du Pay D'Auge untermauern mit einem Konzert ihres partnerschaftlichen Beziehungen. Eine Sinfonie in deutsch- französischem Einklang.
Wie toll europäische Völkerverständigung klingt, dafür lieferte das musikalische Zusammenspiel des Unterfränkischen Bezirks-Jugendsinfonieorchesters (BJSO) mit rund 20 Mitgliedern des französischen Orchestre Symphonique du Pays d´ Auge beim gemeinsamen Konzert im Großen Saal der Musikakademie den besten Beweis. Ist doch die Musik die internationale Schiene, bei der es keine Sprachbarriere gibt. Die Notensprache verstehen alle Musiker.
Es gab stehende Ovationen. Eine Zugabe war fällig.
Perfekt Französisch spricht die junge Violinistin Lara Mahlmeister aus Mitgenfeld. So fiel ihr jetzt automatisch die Rolle der Übersetzerin in den Reihen des Orchesters zu. Heuer spiele sie schon das dritte Jahr im BJSO. "Ich schätze die Atmosphäre im großen Orchester und wachse musikalisch daran", bestätigt Lara und stellt den "krassen" Unterschied von Vorher und Nachher bei ihren Leistungen fest. "Ich schätze auch, bekannte Mitspieler wieder zu treffen", sagt sie. So zum Beispiel Leonard Salzer aus Eckarts, Konstanze Fürst aus Aura, Ramona Kunder aus Hetzlos, Lisa Flegel aus Premich oder Florian Schaub aus Hammelburg.
Freundschaften sind entstanden
"Ich kann von einem äußerst positiven Echo unter den internationalen Musikern berichten", erzählt Lara. Mit den Franzosen habe sie recht gut zusammengearbeitet. "Jetzt interessiere ich mich auch für deren Heimat und freue mich auf einen Gegenbesuch im kommenden Jahr", sagt sie. "Und die Dozenten sind alle sehr nett", bestätigt Lara. Die französischen Mitspielerinnen Anouck Charvet (Violine), Andréa Reneé (Violincello) und Romane Lemaréchal (Basson-Fagott) geben ihr nickend recht. Freundschaften seien in dieser Probewoche entstanden. Mit den Übungsbedingungen in der Musikakademie sei man äußerst zufrieden. Besonders mit der schmackhaften Küche im Kloster Altstadt.
Im sprachlichen Vorteil ist auch die aus dem belgischen Waterloo stammende Cellistin Clara Glogel: "Den ganzen Tag über hatten wir nur die Musik im Kopf und nicht an Freizeit gedacht", bekommt sie Gänsehaut vom gemeinsamen Musizieren im 85-köpfigen Orchester. Hätte es nicht die obligatorischen Essenspausen gegeben, so hätte man bis abends gegen 22 Uhr voller Begeisterung am Stück durchgeprobt. Trotz einer so anstrengenden Probenwoche in der Musikakademie konnte dennoch die Zeit für einen Exkurs mit einer Stadtbesichtigung von Würzburg abgerungen werden. Die jungen Franzosen sind begeistert. "Auch Hammelburg ist eine entzückende Stadt", schwärmt Clara.
Mit Leben erfüllt
Seit vielen Jahren besteht die freundschaftliche Partnerschaft zwischen dem Bezirk Unterfranken und dem nordfranzösischen Departement Calvados. Es ist eine offensichtlich mit Leben erfüllte Freundschaft, die den Gedanken des europäischen Zusammenwirkens und ganz besonders der Jugendförderung zeitigt. Da waren sich der Schirmherr, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, und der Direktor des französischen Konservatoriums von Lisieux, Laurent Delanoe, völlig einig. Landrat Thomas Bold (CSU) sprach von einer "gelebten Völkerverständigung", die durch dieses deutsch-französische Konzert-Zusammenspiel in der Praxis verwirklicht werde.
Gegenbesuch geplant
Schon jetzt steht fest, dass es im kommenden Jahr zu einem Gegenbesuch der Deutschen in Frankreich kommen soll. Zwischen 15 und 25 Jahre alt sind die Mitglieder des unterfränkischen BJSO, das jedes Jahr einen Mitgliederwechsel von bis zu 50 Prozent verzeichnet. Ältere Musiker gehen in ihre Berufe und jüngere rücken nach. Geboten wurden Kompositionen von Georges Bizet, Wolfgang Amadeus Mozart und Maurice Ravel, dessen Bolero helle Begeisterung beim Publikum erzeugte. Abwechselnd hoben die Dirigenten Emmanuel Massot (Frankreich) und Hermann Freibott (Deutschland) ihre Taktstöcke. Ein weiteres Konzert gab es tags darauf in Aschaffenburg.
Seit zwei Jahren gebe es den persönlichen Kontakt auf der musikalischen Ebene, erinnert sich Didin Josien, der Direktionsassistent des Konservatoriums aus Lisieux. Deutsche Jazzgruppen seien dort schon zu Gast gewesen. "Diese Partnerschaft läuft sehr gut", bestätigt Josien. Auch die Geschäftsführerin des BJSO, Anna Barbara Keck, ist zufrieden: "Der Bezirk Unterfranken stellt die finanziellen Mittel, damit dieses Projekt zustande kommt. Es ist ein deutliches Signal für ein gelebtes Europa".