Sieben Tote in zehn Jahren A71
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Mittwoch, 02. Dezember 2015
2005 wurde die Regionalautobahn freigegeben. Sie ist vom Verkehrsaufkommen her die ruhigste im Bereich der Autobahnpolizei Werneck. Trotzdem ereignen sich jedes Jahr bis zu 220 Unfälle. Schaden bisher: 9,9 Millionen Euro.
Vor zehn Jahren war die A71 noch Neuland. "Auf der A 7 habe ich jeden Streckenkilometer gekannt. Das musste ich auf der A71 erst mit der Zeit lernen", sagt Polizeihauptkommissar Bernhard Meyer. Seit 25 Jahren ist er auf unterfränkischen Autobahnen im Einsatz, ein "alter Autobahnhase", sagt er. Anfangs war er bei der Autobahnpolizeistation Oberthulba für die Sicherheit auf der A7 zuständig. Mit der Eröffnung der A71 im Dezember 2005 haben sich dann die Zuständigkeiten geändert. Die Dienststelle in Oberthulba wurde aufgelöst und mit der Verkehrspolizei Schweinfurt in einem neuen Dienstgebäude in Werneck zusammengelegt. Seitdem ist Meyer mit 90 Kollegen für 165 Autobahnkilometer auf A7, A70 sowie A71 zuständig.
Nachts gehäuft Unfälle
Im Vergleich zu den anderen beiden Autobahnen ist es auf der A71 am ruhigsten, weil das Verkehrsaufkommen geringer ist. "Es gibt hier keine Auffälligkeiten. Die A71 ist nicht anders als andere Autobahnen auch", sagt Dienststellenleiter Helmut Habermann. Trotzdem ereignen sich auf dem Autobahnabschnitt von Schweinfurt bis zur thüringischen Landesgrenze jedes Jahr zwischen 160 und 220 Unfälle. Sieben Menschen sind seit der Eröffnung in dem Bereich tödlich verunglückt. "Tödliche Unfälle haben wir Gott sei dank nicht jedes Jahr", meint Habermann.Der letzte Verkehrsunfall mit einem Toten hat sich dieses Jahr im März ereignet, als ein Laster ein auf dem Seitenstreifen stehendens Pannenfahrzeug erfasst hat. Drei der vier Insassen wurden schwerer verletzt, der Fahrer getötet. Warum der Lastwagenfahrer zu weit nach rechts abgekommen ist, konnte bis heute nicht geklärt werden. Meyer findet den Unfallzeitpunkt auffällig. "Dieses Jahr sind viele Unfälle zur Nachtzeit passiert", sagt er. Es seien auch bemerkenswert viele Fahrzeuge auf Standstreifen beteiligt gewesen. "Es ist eine Frage der Sichtbarkeit", sagt Habermann. Er appeliert an Fahrer mit einer Panne auf der Autobahn, das Fahrzeug zu verlassen und sich hinter der Schutzleitplanke oder auf den nächsten Parkplatz in Sicherheit zu bringen.
Graupel überrascht Autofahrer
Gefahrgutunfälle haben sich auf dem bayerischen Teil der A71 bislang noch nicht ereignet. Schwere Massenkarambolagen gab es dagegen schon. Im Dezember 2009 verunglückten nahe Gelder sheim 66 Fahrzeuge bei dichtem Nebel. Im April 2008 sind bei Oerlenbach in Richtung Schweinfurt nach einem Graupelschauer 22 Fahrzeuge ineinander gerast. Auf der Gegenfahrbahn waren es fünf weitere Fahrzeuge. "Eigentlich hat es wenig spektakulär angefangen", berichtet Meyer. "Es war Sonntag und es gab wenig Verkehr." Trotzdem kam es auf der schmierigen Fahrbahn innerhalb weniger Augenblicke zum Großunfall, bei dem ein Mensch starb und rund 400 000 Euro Schaden entstanden sind.Obwohl solche Ereignisse nicht alltäglich sind, sind die Rettungsarbeiten bisher immer ohne Probleme abgelaufen. "Die Rettungskette funktioniert perfekt", lobt Meyer.
Ein bisschen Statistik
Unfälle Auf dem bayerischen Abschnitt der A71 haben sich bislang pro Jahr zwischen 161 und 223 Unfälle ereignet. Insgesamt waren es bis Ende Oktober 1931 Unfälle. Sieben Menschen sind dabei gestorben, 596 wurden verletzt, 122 davon schwer. Der entstandene Sachschaden beträgt rund 9,9 Millionen Euro.Ursachen Häufigste Unfallverursacher sind laut Polizei Wildtiere auf der Fahrbahn: 266 Mal hat es deshalb gekracht. 23 Unfälle sind auf Fahrten unter Alkohol-, vier auf Fahrten unter Drogeneinfluss zurückzuführen.
Geisterfahrer Seit 2011 wurden der VPI Werneck acht Falschfahrer gemeldet. Unfälle sind daraus nicht entstanden. Ursachen für Geisterfahrten sind unter anderem Alkoholeinfluss und situationsbedingte Überforderung älterer Autofahrer im Verkehr.