Druckartikel: Shakespeares seltene Schätze

Shakespeares seltene Schätze


Autor: Gerhild Ahnert

Bad Kissingen, Sonntag, 07. Oktober 2018

Der Ring geht in die 34. Runde mit der Shakespeare Company Berlin. Die Schauspieler singen, tanzen und wechseln die Rollen
Die Shakespeare Company Berlin gastiert in Bad Kissingen. Foto: Jerun Vahle


Der Sommer ist zu Ende, "Kissinger Sommer" und "Klavierolymp" sind vorüber; es wird Zeit, dass der Bad Kissinger Theaterring mit seinen zehn Veranstaltungen im Kurtheater übernimmt. Am Mittwoch, 10. Oktober, eröffnet die Shakespeare Company Berlin, der man das Prädikat "Am längsten beim Theaterring gastierende Truppe" verleihen könnte, die 34. Abonnementreihe im Kurtheater mit dieser in Deutschland auch als "Liebes Leid und Lust" bekannten romantischen Komödie William Shakespeares. Der Mitbegründer der Company, Christian Leonard, hat den Anspruch, auch die nicht so bekannten Schätze aus Shakespeares mindestens 37 Stücken zu heben.

Das beginnt für ihn damit, eine jeweils eigene Übertragung des mehr als 400 Jahre alten Textes zu verfassen, die nahe an Shakespeares Wortlaut, seinem Wortwitz, seiner Fähigkeit, in äußerst pointierten Dialogen die Charaktere lebendig werden zu lassen, bleibt. Und das Anliegen der gesamten Truppe ist es dann, aus seinem Stücktext einen spannenden, vergnüglichen, alle Sinne ansprechenden Theaterabend zu machen. Wie zu Shakespeares Zeiten gehört die Musik zur Interpretation, die Schauspieler singen, tanzen, wechseln die Rollen, was auch für die Zuschauer des 21. Jahrhunderts noch ein großes Vergnügen sein kann.

Das Thema der Komödie ist, wie immer, die Liebe. Und wie ebenfalls oft stellt die sich den noch so kühnen rationalen Vorsätzen der Menschen in den Weg. Ein Schwur, den eine Männerclique in höchst liebesfähigem Alter unter Führung des Königs Ferdinand von Navarra abgelegt hat, der Liebe für drei Jahre zu entsagen. Entsprechend den Denkschulen der an der Antike orientierten Renaissance wollen sie eine hochgeistige "Akademie im Kleinen" gründen. Eine durch die bloße Anwesenheit von Frauen drohende Ablenkung vom Philosophieren soll dabei tunlichst vermieden werden.

Aber die weibliche Gefahr bricht ziemlich zeitgleich über die Liebesabstinenzler herein in Gestalt der Prinzessin von Frankreich und ihrer drei Hofdamen, die Ferdinand einen Besuch abstatten. Natürlich verlieben sich alle in eine der Damen, versuchen das aber geheim zu halten. Das bietet Möglichkeiten für die Zuschauer, die Spezies Mensch im Zustand der Verliebtheit bei für Außenstehende häufig lächerlich erscheinenden Handlungen genüsslich zu beobachten. Schon das Publikum der elisabethanischen Zeit hat sich dabei glänzend unterhalten, was Shakespeares Truppe die Einladung an den Hof Königin Elisabeths I. eintrug, wo sie die Komödie als Teil der Weihnachtsvergnügungen 1597 aufführen konnte.

Vergnügen bereitet "die Liebesmüh" nach Ansicht der Truppe auch uns Heutigen: "Die moderne Übersetzung von Christian Leonard lässt Shakespeares Jahrhunderte alten Wortwitz ganz heutig erscheinen und zeigt auf, wie fehlbar und verletzlich wir alle sind, wenn wir uns verlieben." Frech und fröhlich geht es wieder zu bei den Berlinern, es singen, musizieren und spielen im gewohnten rasanten Rollenwechsel Vera Kreyer, Benjamin Plath, Yvonne Johna, Thilo Herrmann und Isabelle Feldwisch.

Die Aufführung beginnt um 19.30 Uhr. Karten gibt es in der Tourist-Information Arkadenbau direkt am Kurgarten Mo. - Fr. 8.30 bis 20.00 Uhr, Sa. - So. 10.00 bis 14.00Uhr oder über kissingen-ticket@badkissingen.de.