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Senioren sind wütend über Schließung des VdK-Kurzentrums


Autor: Edgar Bartl

Bad Kissingen, Freitag, 11. Oktober 2013

Ältere als Wutbürger: Die Gäste kritisieren das Aus des VdK-Kurzentrums in Bad Kissingen. Viele kommen seit vielen Jahren hierher und wissen jetzt nicht mehr, wo sie absteigen sollen.
Die Senioren und Stammgäste protestieren gegen die Schließung des VdK-Kurzentrums Bad Kissingen.  Fotos: Edgar Bart


Sieglinde Pflästerer aus Weinheim an der Bergstraße ist stocksauer und bitter enttäuscht: Seit 2007 kommen sie und ihr Mann jedes Jahr ins Bad Kissinger VdK-Kurzentrum. Denn "hier fühlen wir uns wirklich wohl." Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien so herzlich und freundlich. Damit ist Schluss, das Drei-Sterne-Haus wird schließen. Sieglinde Pflästerer kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen.

Damit ist sie nicht alleine.

Die Pläne des Sozialverbandes - Werbeslogan: "Ferien mit Herz" - stoßen bei den allermeisten Stammgästen, vor allem bei den Rollstuhlfahrern und Rollator-Nutzern, auf vollkommenes Unverständnis.

"Seit Jahren rote Zahlen"

Auch Hanna Libatzki und Manfred Bergheim aus Kassel sind empört. Der VdK stoße "den Menschen reihenweise vor den Kopf", schimpft Manfred Bergheim. Sie hätten hier eine zweite Heimat gefunden, es seien Freundschaften entstanden. "Schlimm" sei, dass niemand wisse, wer das Haus übernehme und wie es weiter gehe.Bei einer Auslastung von 80 Prozent könne es doch keine Verluste geben. Er könne das nicht begreifen, sagt Manfred Bergheim.

Der VdK Bayern sieht das anders. "Wir schreiben seit Jahren rote Zahlen", hat einst Pressesprecherin Bettina Schubarth betont.Und: "Wir müssten Millionenbeträge in die Hand nehmen", um notwendige Renovierungen durchzuführen. Laut Hoteldirektor Bernd Philippi seit 2011 zuletzt in das Haus investiert worden. Bedarf gebe es aber auch bei einer Tiefgarage sowie über kurz oder lang bei Zimmern, Küche, Technik, Bade- und Wellness-Einrichtung.

"Wir sind tief betrübt"

Magda Täubert aus Lonnerstadt will das so nicht gelten lassen. Die Seniorenbeauftragte ihres Heimatorts hat das Heft in die Hand genommen und sammelt Protestunterschriften. Der Zuspruch ist ausgesprochen groß.
Stammgast Täubert - "wir kommen seit 2005 jedes Jahr zweimal hierher " - setzt sich vor allem für die Mitbewohner ein. "Wir behinderten Menschen, im Rollstuhl, mit Rollator oder mit Pflegekraft, die seit Jahren im VdK-Kurzentrum ihren Urlaub verbringen, sind tief betrübt und traurig, dass jetzt auch noch das letzte behindertengerechte VdK-Haus ab Januar 2014 geschlossen werden soll", kritisiert Magda Täubert.

"Wahrheit oder Lüge?"

Denn hier hätten sie und die anderen Gäste ein- oder zweimal pro Jahr im Staatsbad mit Wellness-Oase, die Wandelhalle und "KissSalis"-Therme ihren kulturellen Urlaub genießen können. Es gebe kein weiteres Hotel, wo sie ebenerdig mit dem Rollstuhl den Aufenthalt verbringen könnten. Den Sozialverband geht sie direkt an: Ist dessen Slogan "'Zukunft braucht Menschlichkeit' Wahrheit oder doch Lüge?", fragt sie. Könnten die Verantwortlichen des VdK die Schließungspläne denn mit ihrem Gewissen vereinbaren? Die VdK-Häuser in Bad Feilnbach und Oberstdorf seien auch schon dicht gemacht worden.

Hier in Bad Kissingen gebe es behindertengerechte sanitäre Einrichtungen und Wanderwege. Auch mit Rollstuhl und Rollator könnten Geschäfte. Lokale und kulturelle Veranstaltungen gut besucht werden. Die Betroffenen seien verzweifelt und wüssten nicht, ob ihnen ihr Verband noch helfe. Der VdK nehme vielen Menschen mit Handicap ihre letzte Urlaubsstätte.

Sozialverband in der Kritik

Magda Täubert setzt noch einen drauf: "Wir überlegen uns, einen eigenen Sozialverband ins Leben zu rufen, der uns wirklich ernst nimmt und unser Leben mit echter Menschlichkeit erfüllt." Eigentlich habe man gedacht, der VdK Bayern täte das. Aber "die Herren in München kassieren unsere Beiträge und die Spenden bei Sammlungen."

Sie will unter anderem die Behindertenbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Irmgard Badura (Nürnberg) einschalten.

Geschichte Das VdK-Kurzentrum wurde 1972 gebaut. Es besteht aus vier Gebäuden mit 120 Betten in 80 Zimmern, Tiefgaragen, Restaurant, Garten, Terrasse, Sauna, Dampfbad, Wellness-, Spa-und Badeabteilung. Es ist als Drei-Sterne-Haus klassifiziert. Die Gäste kommen aus ganz Deutschland.

Gründe Nach Angaben des VdK soll es Mitgliedern einen günstigen Aufenthalt ermöglichen. Die Preise lägen aber unterhalb der Wirtschaftlichkeit. Würde man sie anheben, blieben viele Gäste aus.