Seltene Einblicke hinter die Kulissen
Autor: Sigismund von Dobschütz
Aschach bei Bad Kissingen, Montag, 09. Sept. 2019
Über 50 000 Schätze lagern im Aschacher Museumsdepot. Am Tag des offenen Denkmals konnten Interessierte einen Blick darauf erhaschen.
Eine seltene Gelegenheit bot sich am Sonntag den Besuchern, die am Tag des offenen Denkmals zum Schloss Aschach kamen. Da das Schloss wegen der noch bis zum Mai 2020 andauernden Renovierungs- und Umbaumaßnahmen geschlossen ist, öffnete die Museumsleitung ausnahmsweise die aus dem 17. Jahrhundert stammende Schlossmühle, die der Bezirk Unterfranken 2006 generalsaniert und zum Museumsdepot umgebaut hatte. In zwei Führungen gab Magister Simon Hörnig, seit über zwei Jahren vom Bezirk Unterfranken als Depotverwalter eingesetzt, den fast 50 Besuchern einen Einblick in die Sammlung von mehr als 50 000 Exponaten, die auf fünf Geschossen und dem ausgebauten Dachgeschoss untergebracht sind.
Wie viele Exponate sie verwalten, wissen weder Hörnig noch Museumsleiterin Josefine Glöckner ganz genau. "Im Depot dürften es um die 50 000 sein", schätzten beide. Dazu kommen noch ein paar tausend Ausstellungsstücke in den Museen. "Die Hälfte aller Stücke im Depot ist noch nicht einmal inventarisiert", gab Hörnig als Grund an. Genau dies zu tun, wurde er als Mitarbeiter der Abteilung Kultur und Heimatpflege vor über zwei Jahren vom heutigen Schlossherren, dem Bezirk Unterfranken, eingesetzt. Unterstützt von drei Praktikantinnen ist es seitdem seine Aufgabe, sämtliche Exponate zu fotografieren, zu dokumentieren und zu katalogisieren.
Dass dies bei der Vielzahl der Stücke und deren Verschiedenartigkeit eine mühselige Aufgabe ist, wurde beim Rundgang schnell deutlich. Überall waren auf langen Tischen die unterschiedlichsten Dinge neben kleinen Notizzetteln mit geheimnisvollen Ziffernfolgen aufgereiht. Selbst auf Hörnigs Schreibtisch herrschte rund um den Laptop ein buntes Durcheinander, das mancher Besucher als Chaos angesehen haben mag.
Wertvolle Vase
In einem anderen Raum wurde man an einer Reihe mit Archivnummern versehenen asiatischen Porzellans vorbeigeführt, das noch katalogisiert werden sollte. "Eine der Bodenvasen hat einen Wert von einer Million Euro", merkte Museumsleiterin Glöckner beiläufig an. Welche es war, wollte sie allerdings nicht verraten.
Während das Porzellan aus der gräflichen Sammlung noch recht leicht zu handhaben ist, haben die Museumsleute mit anderen Ausstellungsstücken weit größere Probleme. So stehen im "Arbeitsraum" nicht nur zwei Kutschen aus gräflich-luxburgischem Eigentum, die nirgendwo anders Platz haben, sondern momentan auch ein Schrank, der wegen seiner Größe weder über die Treppe noch mit dem Aufzug ins Möbellager transportiert werden kann. Hörnig: "Da müssen wir uns noch etwas einfallen lassen." Dabei ist das Möbeldepot schon jetzt vollgepackt. "Aber 20 Möbelstücke müssen da noch rein."
Nicht alle Museumsstücke, die im Depot gelagert werden sollen, kommen nach der Anlieferung direkt in ihre entsprechende Abteilung. So müssen, wenn zum Beispiel Einzelstücke oder ganze Sammlungen aus Privatbesitz übernommen werden, alle hölzernen und textilen Exponate zunächst in der "Quarantänestation" auf Schädlinge oder Krankheitserreger untersucht werden.
Nicht nur Wertvolles oder Antikes aus Jahrhunderten wird im Depot verwahrt. Auch Dinge, die manche Besucher noch aus ihrer Jugend kennen wie die heute bei Sammlern wieder begehrten metallenen Werbeschilder bekannter Markenfabrikate findet man dort. Auch Dinge, die heutigen Besuchern kurios erscheinen, kann man im Museumsdepot entdecken: "Ausspucken auf den Boden" verbietet zum Beispiel ein Hinweisschild, das vor Jahrzehnten wohl mal in einem Tante-Emma-Laden hing.