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Seit 30 Jahren ist er im Takt


Autor: Björn Hein

Waldfenster, Freitag, 26. Juli 2013

Edmund Seller dirigiert den Waldfensterer Kirchenchor am 28. Juli zum letzten Mal. Dann will er das Amt abgeben. Und eine Nachfolgerin ist schon gefunden.
Edmund Seller dirigiert den Waldfensterer Kirchenchor am 28. Juli zum letzten Mal. Danach legt er sein Amt in jüngere Hände. Foto: Björn Hein


Seit 30 Jahren gibt es den Kirchenchor in Waldfenster. Genauso lange ist Edmund Seller Dirigent. "Am Anfang war noch gar nicht abzusehen, dass sich überhaupt ein Chor gründen würde", erinnert sich der heute 76-Jährige, der in seinem Berufsleben unter anderem Konrektor an der Anton-Kliegl-Schule in Bad Kissingen war.

Im Jahr 1983 wurde in Waldfenster die Primiz von Albrecht Kleinhenz gefeiert. Dem sollte ein würdiger Rahmen gegeben werden.

"Spontan meldeten sich 48 Sängerinnen und Sänger und fanden sich am 1. Januar 1983 zur ersten Chorprobe ein", sagt Seller, der gebürtig aus Waldfenster ist und heute in Bad Kissingen lebt.

Damals probte man noch in der "Alten Schule". Nach nur zwei Monaten hatten die Mitglieder drei Lieder einstudiert, die beim Primizgottesdienst am 6. März 1983 gesungen wurden. Was damals nur als Projekt gedacht war, blieb bestehen. "Die meisten Sänger und Sängerinnen fanden am mehrstimmigen Singen viel Freude", erzählt Seller. Scheinbar hatten die Waldfensterer schon damals Musik im Blut. "Wir Rhöner konnten schon immer gut singen."

Und gesungen wurde bei vielen Anlässen. Daheim und auch im Sportverein war es üblich, überliefertes Liedgut zu singen - und das richtig gut. Schon vor 1983 sangen die Waldfensterer Fußballer für eine Sendung, die im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurde. Rund 50 Jahre ist das her. Schon damals interessierte man sich für Singen sehr. Was lag da näher, als in einem Chor zu singen?

Edmund Seller brachte als Dirigent die besten Voraussetzungen mit. Während seiner Gymnasialzeit am Kilianeum in Würzburg lernte er Trompete und Gitarre, auch in seiner späteren Ausbildung zum Lehrer belegte er das Fach Musik. "Damals mussten die Lehrer noch singen können", sagt er. Doch auch über das Studium hinaus interessierte er sich für die Gesangeskunst, so dass er schon zu Studienzeiten Seminare zum Thema besuchte. Und 1983 sollte es dann soweit sein - mit der Gründung des Kirchenchores wurde der Grundstein für die nächsten 30 Jahre gelegt.

Dabei sind geistliche Themen sehr wichtig. Lobt man doch bei Gottesdiensten an den Hochfesten des Kirchenjahres Gott mit Liedern. An Weihnachten und Ostern sind die Sänger aktiv, man umrahmt die Maiandacht, des Fest zum Kirchenpatrozinium Mariä Himmelfahrt und auch die Kirchweih. Weitgehend weltliches Liedgut wird bei Silberhochzeiten und runden Geburtstagen der Mitglieder gesungen. Das Repertoire ist mit mittlerweile weit mehr als 200 Liedern sehr groß.

"Es geht locker zu"

Was beim Chor heraussticht ist die Harmonie, mit der man miteinander umgeht. "Wir haben hier eine tolle Kameradschaft. Bei uns geht es locker zu und wir sind ein Herz und eine Seele", lobt auch Josef Seller, der im Chor mitsingt.

Zahlreiche Auftritte gab es schon - nicht nur in Waldfenster. Am "Tag der Kirchenchöre" nahmen die Aktiven regelmäßig teil. Sie haben auch schon im Kloster Eberbach, in Leipzig und im Mainzer Dom gesungen. "Das waren ganz besondere Erlebnisse, die uns unvergessen bleiben", blickt Edmund Seller zurück. Besonders sei ihm ein Auftritt im Jahr 2009 in der evangelischen Kirche in Geroda geblieben - und das als katholischer Kirchenchor. "Die Ökumene war uns immer wichtig."

Morgen, am Sonntag, 28. Juli, wird Edmund Seller den Kirchenchor in Waldfenster zum letzten Mal dirigieren - anlässlich der Heiligen Messe zum Goldenen Priesterjubiläum von Heinrich Schlereth und Hubert Wehner. Beginn ist um 10 Uhr.

Aus Altersgründen gibt Seller sein Amt danach in jüngere Hände. "Es ist wichtig, dass auch die jüngeren ihre Ideen mit einbringen", sagt er. Eine fähige Nachfolgerin hat er bereits gefunden. Natalia Romanetskiy wird seine Aufgaben übernehmen. Sie singt seit zwei Jahren im Kirchenchor mit und studierte am Moskauer Konservatorium.

Ihr erster Auftritt wird am 3. Oktober sein. "Die Zeit als Dirigent war sehr schön", blickt Edmund Seller zurück. Gleichzeitig ist er froh, mit Natalia Romanetskiy eine fähige Nachfolgerin gefunden zu haben.