Seelsorge braucht Ruhe und Zeit
Autor: Carmen Schmitt
Bad Kissingen, Mittwoch, 27. August 2014
Pfarrer Markus Vaupel verlässt die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Mitte September. Während seiner Arbeit als Seelsorger war ihm wichtig, Menschen beizustehen und zu begleiten.
Bad Kissingen — Auf dem Tisch liegt ein Stapel Papiertaschentücher. An einer der weißen Wände hängt ein Bild, auf dem ein rotes Holzhaus abgebildet ist. Es steht in einer ruhigen Landschaft. In dem Raum ist nicht viel, das ablenkt. Das soll es auch nicht. Wer in dieses Zimmer tritt, will sich etwas von der Seele reden, der braucht jemanden, der zuhören kann, der da ist.
Jemanden wie Markus Vaupel.
Die Seelsorge war einer der Schwerpunkte, dem sich der Pfarrer in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde gewidmet hat.
Mitte September wird er Bad Kissingen verlassen und nach Zell bei Schweinfurt wechseln. Es sei so üblich, alle zehn Jahre den Einsatzort zu tauschen. Deshalb bewarb sich der Pfarrer auf die Stelle in Zell. "Die letzten sieben Jahre waren sehr ereignisreich", sagt der 48-Jährige. Bestattungen, Trauungen, Taufen, Konfirmanten- und Seniorenarbeit, Notfallseelsorge und Sterbebegleitung, zählt er auf. "Das ist das Schöne am Pfarrberuf, er ist so vielseitig."
Offenes Ohr und Verständnis
Regelmäßig hat er in Senioren- und Pflegeheimen Gottesdienste gehalten und Gespräche geführt. "Das Wichtigste ist, den Menschen mit Ruhe und Zeit zu begegnen. Vor allem bei Menschen mit Demenz", sagt Markus Vaupel. Auch für die Angehörigen ist es schwierig, zu erleben, wie sich ein geliebter Mensch aufgrund einer Krankheit verändert, erzählt er. "Ich bin in jeder Begegnung für mich gewachsen. Es ist ein Geben und Nehmen. Demenzkranke haben mir eine gewisse Ruhe vermittelt." Er sieht den Erkrankten mit seiner Bedürftigkeit als "vollen Menschen". Kurze, verständliche Sätze und gleiche Abläufe helfen, an sie heranzukommen.
Bei den Gottesdiensten in Seniorenheimen erlebt er ganz besondere Momente: "Eine Frau konnte nicht mehr reden, dafür aber singen." Wenn er im Seniorenheim das Abendmahl zubereitet, herrsche Stille und Konzentriertheit: "Da passiert ganz viel mit den Leuten."
In anderen Situationen ist er einfach da. "In der Notfallseelsorge kommt es nicht darauf an, dass man etwas sagt. Man hält mit den Menschen extreme Situationen aus." Bei der Begleitung von Sterbenden könne er keine Ratschläge geben. "Man muss sie wissen lassen, dass sie im Gehen nicht allein sind. Vielen hilft es, wenn sie gesegnet werden."
Der 48-Jährige hat in seiner Familie selbst erlebt, wie jemand früh stirbt. Er will Menschen auf ihrem Lebensweg begleiten und ihnen bei der "Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte und anderen" helfen. Aus seiner Zeit in der Kurstadt nimmt er "viele reiche Begegnungen" mit und die Erkenntnis: "Das Leben steht nie still."
Am Sonntag, 14. September verabschiedet sich der Pfarrer in der Erlöserkirche mit einem Gottesdienst um 9.30 Uhr.