Schwimmer trotzen der Kälte

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Martina und Tini haben Spaß beim Adventschwimmen der Wasserwacht in der Saale. Fotos: Werner Vogel
Martina und Tini haben Spaß beim Adventschwimmen der Wasserwacht in der Saale. Fotos: Werner Vogel
Nikolaus als Begleiter Foto: Werner Vogel
Nikolaus als Begleiter  Foto: Werner Vogel
 
Erschöpft am Ufer Foto: Werner Vogel
Erschöpft am Ufer  Foto: Werner Vogel
 
Verdammt kalt, das Wasser Foto: Werner Vogel
Verdammt kalt, das Wasser  Foto: Werner Vogel
 
Helfer kümmern sich um die Schwimmer Foto: Werner Vogel
Helfer kümmern sich um die Schwimmer  Foto: Werner Vogel
 
Am Schweizerhaus ist die Hälfte geschafft. Foto: erner Vogel
Am Schweizerhaus ist die Hälfte geschafft. Foto: erner Vogel
 

Schon seit 41 Jahren lockt das Adventschwimmen der Bad Kissinger Wasserfreunde von weither in die kalten Fluten der Saale. Für manchen klingt das Rauschen des Wassers wie Musik in den Ohren.

"Kraft, Kondition und ein starker Wille sind Voraussetzung für die Sportler im Neoprenanzug", meint Wasserwachteinsatzleiter Alexander Knaab. Denn was da mit dem harmlosen Namen Adventschwimmen angekündigt wird, ist viel mehr als eine Übung der Wasserwacht. Es ist eine höchst sportliche Herausforderung , die mit Schwimmen im beheizten Becken nicht zu vergleichen ist.
"Zu kalt das Wasser, zu niedrig der Wasserstand der Saale, zu extrem die Bedingungen" bestätigt auch Wasserwachtchef Stefan Kuhn.


Kleiner Bruder des "Ironman"

Gut, es geht schon noch härter. Beim "Ironman" ist neben Schwimmen auch Radfahren und Laufen gefordert. Beim "Braveheart Battle" geht's auch mal durch den Fluss und viele Hindernisse sind zu überwinden. Eisernen Willen müssen die Teilnehmer des Adventschwimmens schon mitbringen und ein furchtloses Herz braucht es auch, um bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt und einer Wassertemperatur von drei Grad, vier Kilometer im Fluss zu schwimmen. Man muss also nicht nach Hawaii fliegen oder auf Schlammpfaden rund um Münnerstadt - oder künftig in der Rhön - rennen, um sich als ganzer Kerl oder mutige Frau zu beweisen. Das jedenfalls meint Peter Nees aus Darmstadt, zieht seine Schwimmflossen aus und streift sich die Kappe seines Taucheranzugs vom Kopf. Als einer der Ersten hat er sich nach knapp einer Stunde am Seil vor der Südbrücke aus dem Wasser gezogen, ist mit seiner Fitness sehr zufrieden. Die Saale bezeichnet er als Bach, lobt aber die Wasserqualität: "In Bad Kissingen schwimme ich gern, es ist keine Industrie in der Nähe, da ist das Wasser sauber".
Dass die Veranstaltung aber kein Wettbewerb auf Zeit ist, sondern traditionelles Stelldichein von Menschen, denen das Element Wasser vertraut ist, zeigt Karl-Hans Graf aus Neumarkt. Ihm ist die Strecke ans Herz gewachsen, die schönen Gebäude wirken vom Wasser aus noch imposanter, meint der Oberpfälzer. Er lässt es etwas ruhiger angehen, sein persönliches Erlebnis sind die einzigartig verschwommenen Töne des Wassers: "Das ist für mich wie eine Melodie".
Männer der Wasserwacht helfen einer jungen Frau beim Aussteigen. Sie hat sich vielleicht ein wenig übernommen, die Kälte hat ihr zugesetzt, sie geht ein wenig unsicher und wird zum Aufwärmstand begleitet. Dort gibt's Tee, Glühwein und Suppe, bevor sie zur Eissporthalle gefahren wird, wo medizinische Betreuung und vor allem eine heiße Dusche auf sie warten.
Der Sicherheitsaspekt wird großgeschrieben. Für die 35 Teilnehmer sind fast fünfzig Helfer von Wasserwacht und THW aufgeboten. Auch die Feuerwehr Garitz beteiligt sich mit einem Schlauchboot. "Alle Schwimmer haben wir im Auge", meint auch Hans Thunig von der Wasserwacht. Fahrzeuge, Fußstreife und die Boote im Wasser sind sofort zu Stelle, falls es ernstere Probleme geben sollte. "Und wenn einer vorausschwimmt, dann läuft ein Helfer am Ufer halt nebenher".
Genügend Zeit hat sich Adolf Schmidt aus Iphofen gelassen. Der 75-jährige ist zwar nicht der älteste Schwimmer, "das ist mein Schwimmkollege Prof. Dr. Dieter Böhn, der ist noch drei Jahre älter als ich". Aber Schmidt war schon dabei, als der damalige Tauchclub Nixe die Veranstaltung ins Leben gerufen hat. "41 Jahre komme ich schon nach Kissingen", meint der rüstige Schwimmpionier.


Alle sind Helden

Zwar sind die Zuschauer beim Adventschwimmen eher überschaubar, wenn die Sportler an der Anlegerstelle des Dampferle beim Gradierbau in die grünbraunen Fluten steigen. Auch Siegerurkunden oder Lorbeerkranz um die Stirn wie beim "Ironman" gibt es nicht. Nur einen Wanderpokal für die stärkste Gruppe. Den nimmt die Wasserwacht Iphofen mit nach Hause, aber Helden sind sie alle, die sich unerschrocken im Taucheranzug stromabwärts durch den Fluss wagen, statt auf dem Weihnachtsmarkt bummeln zu gehen. "Aber der heiße Glühwein, noch im Taucheranzug auf dem Weg zur Dusche, ist ein einmaliges Adventerlebnis", meint Erni Kraft und begleitet ihre Iphöfer Schwimmer in die Eishalle. Man will schließlich rechtzeitig zum gemeinsamen Mittagessen ins Rotkreuzhaus kommen, um den Pokal in Empfang zu nehmen.