Schwieriges lockeres Entertainment
Autor: Thomas Ahnert
Bad Kissingen, Montag, 30. Juni 2014
Beim Late Night Concert passten Opernstimme und Programm nicht so richtig zusammen.
Bad Kissingen — Eigentlich war es eine schöne Idee: ein Late Night Concert im Kurgartencafé. Dass es dann im nüchternen Rossini-Saal stattfand, in dem die Bühne völlig leer und die Tische nur mit Preislisten dekoriert waren, war aus ästhetischen Gründen schade.
Aber es war nicht das Einzige, was in dieser späten Nacht nicht stimmte. Songs und Chansons von Edith Piaf, Yves Montand, George Gershwin und Frank Sinatra waren angekündigt.
Und wer das las, hatte sofort die Stimmen der großen Interpreten - Gershwin natürlich nicht - im Ohr. Und das war das Problem. Der Bariton Edwin Crossley Mercer, als gebürtiger Franzose mit irischen Wurzeln Muttersprachler in beiden Sprachen, hat eine wunderbare, klare Stimme, aber die ist klassisch geschult. Er ist Opernsänger, aber nicht wirklich Entertainer.
Und in diesem Metier geht es nicht um Präzision und guten Stimmsitz, sondern um Elastizität, Körpersprache und Kommunikation.
Und da kann Crossley Mercer noch erheblich zulegen. Er hatte wirklich ein paar nette Ideen, dass er "Strangers in the Night" nicht hymnisch wie Sinatra, sondern leise, fast geschäftsmäßig sang, oder "He loves and she loves" mit dem Klarinettenintro der "Rhapsody in Blue" eröffnete. Aber zu jeder Bewegung, die über das Händefalten hinausging, musste er sich erkennbar überwinden. Nur als er mit Olivia Vermeulen als Special Guest "Fly me to the Moon" sang, wurde er etwas lockerer. Die Elastizität hätte er sich von den leisen Tönen Semion Skigins am Flügel ablauschen können.