Schulkindbetreuung: Kein Hort in Garitz, (k)ein Problem?
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Donnerstag, 30. Juni 2022
Betreuungsangebote für Grundschüler gibt es viele. Um die Ferien abzudecken, sind berufstätige Eltern vor allem auf Hortplätze angewiesen. Die neue Henneberg-Grundschule wird jedoch ohne Hort geplant. Eine verpasste Chance?
Eine wachsende Zahl Eltern braucht einen Betreuungsplatz für ihre Kinder im Grundschulalter. Wie Groß der Bedarf ist, zeigen zum Beispiel die Zahlen der Stadt Bad Kissingen, mit denen der Neubau der Henneberg-Grundschule in Garitz geplant wird. Besuchen im aktuellen Schuljahr noch 127 Kinder eine Gruppe im offenen Ganztag, so werden es bis Ende des Jahrzehnts mehr als 200 sein. Beinahe 800 Quadratmeter und damit ein Viertel der gesamten Fläche wird in der neuen Schule für die Ganztagsbetreuung, für den Küchen- und Essbereich, zur Verfügung stehen.
"Derzeit gibt es im Stadtgebiet 350 Betreuungsplätze in Kinderhorten, Kindertagesstätten und in den Schulen als Ganztagesbetreuung", erklärt der Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen, Thomas Hack. Jeder dritte von 750 Grundschülern geht nach Unterrichtsschluss nicht nach Hause oder zu den Großeltern, sondern nutzt eines dieser Angebote. Für den Moment reicht das aus Sicht der Stadt aus. "Damit ist der derzeitige Bedarf nahezu vollständig gedeckt", kommentiert Hack.
Wenig Urlaub, lange Ferien
Dass alle Eltern dieser Sicht zustimmen, ist fraglich. Manuela Sauer, Leiterin des Kliegl-Schülerhorts und-kindergartens, berichtet, dass für das laufende Schuljahr alle Grundschüler, die es brauchen, betreut sind. Für das kommende Schuljahr gibt es aber um die zehn Kinder, die noch keinen Betreuungsplatz gefunden haben. "Da sind die Eltern gezwungen zu schauen, wie sie die Unterrichtszeiten mit ihrer Berufstätigkeit organisieren", sagt Sauer. Die Betreuungsnot im Schulkindbereich sei damit aber weniger gravierend als im Kindergartenbereich. Die Erzieherin geht davon aus, dass sich die Situation in der Schulkindbetreuung aber noch wandeln wird. "Da haben wir die Welle noch vor uns", meint sie. Eltern, die ihre Kindern von klein auf in die Krippe und den Kindergarten geben, werden sicherlich auch einen Platz - bevorzugt - in einem Hort benötigen.
Ein Spezialfall ist die Betreuung während der Ferien. Gute 14 Wochen pro Jahr haben Schulkinder unterrichtsfrei, ihren berufstätigen Eltern hingegen steht viel weniger Urlaub zur Verfügung: etwa sechs Wochen. Vor allem Alleinerziehende und Paare, bei denen beide berufstätig sind, sind auf eine Ferienbetreuung angewiesen. Diese bekommen die Eltern in Schülerhorten und bei der Schulkindbetreuung in Kitas - diese Einrichtungen decken auch einen großen Teil der Ferienzeiten ab. Bei den Ganztagesangeboten der Schulen ist eine Ferienbetreuung zwar möglich, aber bislang eher die Ausnahme. "Vor Corona wurde es an manchen Schulen angeboten, aber es wurde von den Eltern ganz schlecht angenommen", berichtet Birgit Herré vom Schulamt Bad Kissingen. Meistens scheiterte es an den Kosten, so dass nicht genug Anmeldungen für eine freiwillige Betreuung zusammenkamen.
Hortplätze nur in Sinnberg-Nähe
Eltern, die verlässlich planen wollen, sind folglich im Moment auf Hort und Kitas angewiesen. Aus Sicht dieser Eltern ist es ärgerlich, dass die Stadt Bad Kissingen sich beim Neubau der Henneberg-Grundschule gegen einen Hort entschieden hat. Das Ganztagesangebot sei im Vergleich zum Hort jedoch flexibler, koste die Eltern nichts und komme der Kommune günstiger, argumentiert die Verwaltung für den Ganztag.
Zum Sprengel der Henneberg-Grundschule gehören die Stadtteile Garitz, Reiterswiesen, Arnshausen, Albertshausen und Poppenroth. Wenn Schüler aus dem Henneberg-Sprengel auf den Hort angewiesen sind, müssten sie dazu auf die andere Seite der Stadt; bislang gibt es ausschließlich den Kliegl-Schülerhort an der Sinnberg-Grundschule. Ein weiterer Hort ist mit dem Neubau des zweiten Kliegl-Kindergartens geplant - ebenfalls nahe der Sinnberg-Grundschule. Familien der Henneberg-Grundschule bleiben in Sachen Hortplätzen außen vor.